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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Psychoanalytische Sozialforschung<br />

8. Intervention: Eine therapienahe Str<strong>at</strong>egie bewusstheitschaffen<strong>der</strong><br />

Agit<strong>at</strong>ion<br />

Wie eingangs darauf hingewiesen, steht Psychoanalytische Sozialforschung in diskursorientierter<br />

Opposition zu Psychoanalytischer Therapie. Für Psychoanalytische Sozialforschung<br />

bedeutet dies, den Transfer des psychoanalytischen Settings sowie den<br />

Transfer psychoanalytisch-therapeutischer Zielsetzungen in den sozialwissenschaftlichen<br />

Bereich zu diskutieren. Es ist klar, dass dies nicht in Form bloßer Umsetzung geschehen<br />

kann, da es nicht darum geht, ein Arrangement bzw. eine Technik o<strong>der</strong> <strong>Methode</strong><br />

in einem an<strong>der</strong>en Feld anzuwenden als vielmehr darum, dieselben Effekte zu<br />

erzielen, denen Arrangement, Technik und <strong>Methode</strong> zu dienen h<strong>at</strong>.<br />

Im Bereich Psychoanalytischer Therapie wird längst Kritik an <strong>der</strong> P<strong>at</strong>hologisierung<br />

neurotischer Symptome laut. <strong>Die</strong>s geschieht sowohl im Hinblick auf das Menschenbild<br />

<strong>der</strong> Psychoanalyse als auch im Hinblick auf die Vermutung, dass das Erstellen einer<br />

Diagnose wesentlichen psychoanalytischen Zielsetzungen wi<strong>der</strong>spricht. Auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite liegt die Vorstellung bereit, dass eine str<strong>at</strong>egische P<strong>at</strong>hologisierung bedrohlicher<br />

kultureller, politischer, gesellschaftlicher Phänomene wie N<strong>at</strong>ionalismus,<br />

Fremdenhass, Gewaltlust sowie kollektive Anpassung und Unterwerfung nützlich<br />

sein könnte. Konkret stellt sich die Frage, inwieweit es zielführend erscheint, angesichts<br />

furioser Ausschreitungen gegen Auslän<strong>der</strong> von Soziop<strong>at</strong>hie bzw. angesichts<br />

rücksichtsloser Umweltzerstörung von Ökop<strong>at</strong>hie zu sprechen, um aus <strong>der</strong> Position<br />

therapeutischen Verstehens heraus adäqu<strong>at</strong> handeln zu können.<br />

Plausibel ist, dass sich Psychoanalytische Sozialwissenschaft von ihrer Tradition her<br />

mit <strong>der</strong> Verpflichtung zu konfrontieren h<strong>at</strong>, ihre Erkenntnisse in den <strong>Die</strong>nst kulturund<br />

gesellschaftsverän<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Intervention zu stellen. Eine Psychoanalyse, die sich<br />

als Aufklärungspsychologie versteht, wird dies mittels r<strong>at</strong>ionaler Argument<strong>at</strong>ion versuchen.<br />

Allerdings geschieht gerade dort, wo Unbewusstheit das Geschehen bestimmt,<br />

das, was nicht geschehen soll, trotz o<strong>der</strong> gar aufgrund hinreichen<strong>der</strong> Inform<strong>at</strong>ion.<br />

Es ist demnach an Formen indirekter Intervention zu denken, die zugleich den<br />

Bereich des therapeutischen als auch den Bereich des kulturellen Engagements tangieren.<br />

Das Konzept des französischen Surrealismus, <strong>der</strong> sich in letztlich humanistischem<br />

Bemühen in ein Spannungsfeld zwischen Psychoanalyse, Poesie und Revolte<br />

begibt, kann dabei durchaus den <strong>Diskurs</strong> bestimmen.<br />

Liter<strong>at</strong>ur- und Medienverzeichnis<br />

177<br />

Psychoanalytische Forschung und Wissenschaft<br />

Blumenberg Hans: Der Prozess <strong>der</strong> theoretischen Neugierde. Frankfurt a.M. (Suhrkamp TBW)<br />

1988.<br />

Feyerabend Paul: Wissenschaft als Kunst. Frankfurt a.M. (Suhrkamp) 1984.<br />

Lurija Alexan<strong>der</strong> R.: Romantische Wissenschaft. Forschungen im Grenzbezirk von Seele und<br />

Gehirn. Reinbek (Rowohlt) 1993.<br />

Psychoanalytische Forschung und Erkenntnis<br />

Lorenzer Alfred: <strong>Die</strong> Wahrheit <strong>der</strong> psychoanalytischen Erkenntnis. Ein historisch-m<strong>at</strong>erialistischer<br />

Entwurf. Frankfurt a.M. (Suhrkamp) 1974.

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