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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Prozessanalyse<br />

Thomas Muhr & Susanne Friese<br />

Eine epistemologisch interessante Eigenschaft computerunterstützter qualit<strong>at</strong>iver D<strong>at</strong>enanalyse<br />

ist die Möglichkeit <strong>der</strong> expliziten Aufzeichnung des Analyseprozesses<br />

selbst. Wenn solche Funktionen vorhanden sind, können die eigenen Erkenntnisse<br />

und vor allem die Wege dorthin an<strong>der</strong>en gegenüber plausibel dargestellt und legitimiert<br />

werden.<br />

Team-Unterstützung<br />

Zunehmend wird die explizite Unterstützung von Teams durch die QDA-Software gefor<strong>der</strong>t.<br />

Team-Funktionen ermöglichen u.a. die Integr<strong>at</strong>ion verschiedener Teilprojekte<br />

zu einem Gesamtprojekt. Registriert die Software zudem, wer was gemacht h<strong>at</strong> (in<br />

ATLAS.ti erhält jedes Objekt und (fast) jede Verknüpfung einen Zeit- und Autorenstempel),<br />

können die Bearbeitungen <strong>der</strong> einzelnen Projektmitarbeiter bspw. gefiltert<br />

und verglichen werden (etwa für Untersuchungen zur „Inter-Co<strong>der</strong>-Reliabilität“).<br />

Mailing-Liste<br />

Als bereits existierende konkrete Beispiele für den vernetzten Forscher und als nicht<br />

zu unterschätzendes Merkmal einer Software lassen sich die Mailing-Listen nennen,<br />

die sich zu verschiedenen Themenbereichen, aber auch zu unterschiedlichen QDA-<br />

Systemen bereits etabliert haben. So sind <strong>der</strong>zeit ca. 700 Nutzer in <strong>der</strong> ATLAS.ti-<br />

Mailing-Liste angemeldet. In diesen elektronischen Foren geht es nicht nur um praktische<br />

Fragen <strong>der</strong> Nutzung eines Systems, son<strong>der</strong>n auch um die Diskussion methodischer<br />

und methodologischer Aspekte.<br />

4.3 Probleme <strong>der</strong> CUQDA<br />

4.3.1 Artefakte – Auswirkungen auf die wissenschaftliche Arbeit<br />

Umberto Eco beschreibt im Foucaultschen Pendel:<br />

doch Abu (ein Textsystem, d. V.) erlaubt nun kleine lokale Selbstmorde, provisorische Amnesien,<br />

schmerzlose Sprachverluste... Es genügte ein Befehl, ein milchiges Licht ergoß sich über<br />

den f<strong>at</strong>alen und deplacierten Abs<strong>at</strong>z, ich drückte die Löschtaste und pffft war alles verschwunden<br />

... ich könnte meinen gelöschten Text wie<strong>der</strong>haben, wenn ich mich nur rechtzeitig entschlösse,<br />

die Rückholtaste zu drücken. Welche Erleichterung! Im bloßen Wissen, daß ich, wenn<br />

ich wollte, mich erinnern könnte, vergesse ich sofort. (Eco 1988, 37)<br />

Können sich die <strong>der</strong> CUQDA eigenen Arbeitsweisen und Objekte in ähnlicher Weise<br />

auf die Forscherpraxis, auf das Denken des Forschers auswirken? Suggeriert etwa die<br />

Möglichkeit, ein Konzept als umrahmtes Kästchen in einem grafischen Editor herumzuschieben,<br />

dessen begriffliche Geschlossenheit? Verleitet die Effizienz des Computers<br />

zu <strong>der</strong> Erzeugung zu vieler Kodes und Kodierungen, <strong>der</strong> Einbeziehung zu vieler<br />

D<strong>at</strong>en in den Analyseprozess? <strong>Die</strong> letztere Befürchtung scheint sich nicht bewahrheitet<br />

zu haben. Nach Ergebnissen einer Studie von Fielding & Lee (1998) beträgt die<br />

Anzahl von Interviews unabhängig davon, ob QDA-Software eingesetzt wird, durchschnittlich<br />

40 bis 60 pro Studie.<br />

Bei aller gebotenen kritischen Reflexion über den Einfluss computergestützter Arbeitstechniken<br />

darf aber nicht vergessen werden, dass man auch beim herkömmlichen<br />

„Papier, Bleistift, Schere und Kleber“-Verfahren eine Technik mit all ihren Vorzügen<br />

und Begrenzungen einsetzt.

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