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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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<strong>Methode</strong>n <strong>der</strong> Filmanalyse<br />

und in The Good, the Bad and the Ugly unterstützt <strong>der</strong> Krieg drei zynische Männer<br />

auf ihrer Suche nach Gold.<br />

<strong>Die</strong> menschliche Wahrnehmung zielt darauf ab, Inform<strong>at</strong>ionen zu verknüpfen,<br />

Schlüsse zu ziehen, ein Ganzes aus Teilen zu konstruieren, Kommendes zu antizipieren.<br />

Jedes Kunstwerk, jedes Gedicht, je<strong>der</strong> Film präsentiert lediglich Teile, die wir zu<br />

ergänzen o<strong>der</strong> verknüpfen versuchen. Das Kunstwerk selbst besteht nur aus farbigen<br />

Flächen, Linien, Wörtern, Tönen, Licht. Es funktioniert also durch die Interaktion<br />

zwischen Zuseher und Kunstwerk, die sich auf die Spezifik <strong>der</strong> menschlichen Wahrnehmung,<br />

<strong>der</strong> Vervollständigung von Inform<strong>at</strong>ionen bezieht.<br />

Kunstwerke bestehen aus Zeichen, die system<strong>at</strong>isch organisiert (angeordnet) sind. Jedes<br />

Zeichen steht in Beziehung zu den an<strong>der</strong>en Zeichen seines Systems. <strong>Die</strong> Form eines<br />

Films, in ihrer allgemeinsten Bedeutung, beschreibt die Beziehungen <strong>der</strong> Zeichen<br />

untereinan<strong>der</strong>. Filme beinhalten verschiedene K<strong>at</strong>egorien von Elementen: narr<strong>at</strong>ive<br />

Elemente und stilistische (Kamerabewegungen, Farbsetzung, Musik etc.). <strong>Die</strong> Einheit<br />

eines Films ergibt sich aus <strong>der</strong> Positionierung/Kombin<strong>at</strong>ion (by positing) von zwei<br />

Subsystemen von Elementen – einem narr<strong>at</strong>iven und einem stilistischen – innerhalb<br />

des größeren Systems ganzer Film.<br />

Jede Komponente des Films funktioniert als Teil <strong>der</strong> gesamten Struktur, die wahrgenommen<br />

wird. Themen und abstrakte Ideen gehen in dieses alles umfassende System<br />

des Werkes gleichermaßen ein. Verschiedene Zeichen leiten uns an, Erwartungshaltungen<br />

o<strong>der</strong> Schlussfolgerungen zu entwickeln. Der Zuseher verbindet die verschiedenen<br />

Elemente dynamisch und konsequenterweise werden Thema und abstrakte<br />

Ideen zu etwas an<strong>der</strong>em, als sie dies außerhalb des Werks sind. Aber auch Irrit<strong>at</strong>ionen<br />

o<strong>der</strong> Störungen können systemimmanent sein, wie etwa beim Avantgardefilm o<strong>der</strong> in<br />

den Filmen von Jean-Luc Godard, durch die unsere Erwartungshaltungen immer wie<strong>der</strong><br />

enttäuscht und unsere Sehgewohnheiten herausgefor<strong>der</strong>t werden (vgl. Bordwell,<br />

Thompson 1997).<br />

Eine weitere direkte Bezugnahmen des Neoformalismus auf den Formalismus geschieht<br />

über den Begriff <strong>der</strong> Funktion einzelner Elemente bzw. Verfahren. Um dem<br />

einzelnen Werk gerecht zu werden, ist es bei dessen Analyse unerlässlich, nicht nur<br />

die Beschaffenheit einzelner Verfahren zu ermitteln, son<strong>der</strong>n vor allem auch <strong>der</strong>en<br />

Funktion innerhalb des Werks. Jedes Verfahren bzw. Element eines Films kann mehrere<br />

Funktionen haben. Kristin Thompson nimmt direkte Anleihen bei Jurij Tynjanov,<br />

<strong>der</strong> Funktion als die „Korrel<strong>at</strong>ion jedes Elementes eines als System gesehenen literarischen<br />

Werkes zu den an<strong>der</strong>en Elementen und folglich zum ganzen System” definiert.<br />

„<strong>Die</strong> Funktion eines Elements muss nicht vom Filmemacher intendiert sein.” (Tynjanov<br />

1982, 31)<br />

„<strong>Die</strong> Funktion ist für das Verständnis <strong>der</strong> einzigartigen Eigenschaften eines spezifischen Kunstwerks<br />

entscheidend: denn während ein und dasselbe Verfahren in vielen Werken auftreten<br />

kann, kann seine Funktion dabei doch je verschieden sein. Es ist riskant anzunehmen, dass<br />

einem bestimmten Verfahren von Film zu Film die gleiche festgelegte Funktion zukommt. (...)<br />

Jedes gegebene Verfahren dient, abhängig vom spezifischen Kontext des Werkes, verschiedenen<br />

Funktionen, und es ist eine <strong>der</strong> Hauptaufgaben <strong>der</strong> Analyse, diese Funktionen in ihren<br />

jeweiligen Kontexten zu ermitteln. <strong>Die</strong> Funktionen spielen darüber hinaus für die Beschreibung<br />

des Verhältnisses zwischen Werk und Geschichte eine wesentliche Rolle. <strong>Die</strong> Verfahren selbst<br />

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