15.11.2012 Aufrufe

Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

222<br />

Armin Scholl<br />

geszeitungen. Sie untersuchten die Quantität und Qualität <strong>der</strong> Übernahme. Im Einzelnen<br />

konnten sie auf diese Weise die Fragen beantworten, welche Artikel in den Zeitungen<br />

auf einer PR-Quelle basieren, auf welche Art die Pressemitteilungen journalistisch<br />

bearbeitet wurden, welcher Stellenwert ihnen beigemessen wird, ob das Thema<br />

<strong>der</strong> Pressemitteilung wie<strong>der</strong>gegeben bzw. übernommen wird, über welche Personen<br />

berichtet wird und ob die Journalisten Bewertungen vornehmen.<br />

In einer linguistischen Analyse ging Bachmann (1997, 111, 112, 113) <strong>der</strong> Frage nach,<br />

wie die Pressemitteilungen in <strong>der</strong> journalistischen Berichterst<strong>at</strong>tung inhaltlich und<br />

sprachlich transformiert werden. Sie untersuchte speziell die Eigenleistung <strong>der</strong> Redaktion,<br />

die Quellentransparenz sowie mögliche Ergänzungen und Wertungen in den<br />

Artikeln bei <strong>der</strong> Übernahme von Pressemitteilungen.<br />

3.3.4 Semantische Struktur- und Inhaltsanalyse (SSI)<br />

Im Unterschied zu konventionellen Formen <strong>der</strong> Inhaltsanalyse, die Akteure, Themen,<br />

Argumente und Wertungen einzeln untersuchen, wird in <strong>der</strong> SSI <strong>der</strong> komplette inhaltliche<br />

Gehalt eines Textes berücksichtigt. Dazu wird <strong>der</strong> Text semantisch formalisiert,<br />

das heißt in einen metasprachlichen, maschinenlesbaren Code übersetzt. <strong>Die</strong> Sätze<br />

werden in Propositionen (kleinste Bedeutungseinheiten in Teilsätzen) zerlegt. Durch<br />

die Erfassung <strong>der</strong> Beziehungen zwischen den Propositionen ist es möglich, beliebig<br />

große semantische Netze aufzubauen.<br />

Mit diesem Verfahren h<strong>at</strong> Hagen (1997) die Qualität <strong>der</strong> Berichterst<strong>at</strong>tung von Nachrichtenagenturen<br />

untersucht. Dabei wurde <strong>der</strong> semantische Inform<strong>at</strong>ionsgehalt nicht<br />

mit <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Wörter gemessen, die eher etwas über den Stil aussagt, son<strong>der</strong>n<br />

mit <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> originären Propositionen (= Gesamtzahl <strong>der</strong> Propositionen abzüglich<br />

<strong>der</strong> mehrfach vorkommenden identischen Propositionen). Da das Verfahren sehr<br />

aufwändig ist, wird es nur bei komplexen Analysezielen verwendet, wenn es auf den<br />

kompletten semantischen Gehalt ankommt.<br />

3.3.5 Autom<strong>at</strong>isierte (computerunterstützte) Formen <strong>der</strong> Inhaltsanalyse<br />

Am Beispiel <strong>der</strong> Hauptnachrichtensendungen von ARD, ZDF, RTL und SAT.1 untersuchte<br />

Klein (1996, 149-173) Nachrichtenfaktoren, also bestimmte Merkmale, aufgrund<br />

<strong>der</strong>er ein Ereignis ausgewählt, das heißt zur Nachricht wird. Dazu erstellte er<br />

zunächst eine Konkordanz aller benutzter Wörter, aus <strong>der</strong> bestimmte (Such-) Begriffe<br />

als Indik<strong>at</strong>oren für bestimmte K<strong>at</strong>egorien festgelegt wurden. So ließ sich die K<strong>at</strong>egorie<br />

„Prominenz“ durch die Suche nach Politikern, Sportlern, Kulturschaffenden inklusive<br />

Namen, Funktion und Titel im Text oper<strong>at</strong>ionalisieren. <strong>Die</strong> K<strong>at</strong>egorie „Kampf/<br />

Konflikt“ erfor<strong>der</strong>te eine Berücksichtigung des Wortfeldes für Auseinan<strong>der</strong>setzungen.<br />

Mehrdeutige Begriffe mussten dabei disambiguiert werden, das heißt, dass nur diejenigen<br />

Wörter zur K<strong>at</strong>egorie zählten, welche die betreffende Bedeutung h<strong>at</strong>ten. So<br />

kann etwa das Wort „Schuss“ zur K<strong>at</strong>egorie „Kampf/Konflikt“ (Gewehrschuss usw.)<br />

o<strong>der</strong> zur K<strong>at</strong>egorie „Sport“ (Schuss mit einem Ball) gehören. Danach konnten die so<br />

definierten Nachrichtenfaktoren hinsichtlich des Ausmaßes ihres Vorkommens quantifiziert<br />

und in Rel<strong>at</strong>ion zueinan<strong>der</strong> gesetzt werden. Allerdings ließen sich K<strong>at</strong>egorien<br />

wie „Humor, Spaß“ mit dieser <strong>Methode</strong> nicht erfassen, weil sie sich nur aus dem Kontext<br />

ergeben.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!