15.11.2012 Aufrufe

Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Beobachtung<br />

271<br />

gen und Verhaltenserwartungen konzentriert, kann sie nur sehr bedingt zur Feststellung<br />

von Verhaltensweisen eingesetzt werden. Befragte Personen sind oft nicht imstande,<br />

ihr eigenes Verhalten richtig zu beschreiben o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>zugeben. (...) <strong>Die</strong> Erinnerung<br />

<strong>der</strong> Befragten kann z.B. völlig falsch o<strong>der</strong> auch nur lückenhaft sein, manche<br />

Befragten wollen sich auch ganz bewußt nicht mehr erinnern; sie verdrängen, r<strong>at</strong>ionalisieren<br />

o<strong>der</strong> geben irreführende und falsche Antworten“ (Lamnek 1995b, 243, 244).<br />

Insoweit mag es eine prinzipielle Diskrepanz zwischen Verhalten und Report von<br />

Verhalten (in <strong>der</strong> Befragung) geben. <strong>Die</strong> Beobachtung zielt darauf ab, soziales Verhalten<br />

zu ermitteln, wobei <strong>der</strong> entscheidende Vorteil darin liegt, dass das Handeln<br />

zum Zeitpunkt seines Geschehens festgehalten und die Beobachtung unabhängig von<br />

<strong>der</strong> Bereitschaft bzw. <strong>der</strong> Fähigkeit <strong>der</strong> Probanden, zu antworten, durchgeführt werden<br />

kann.<br />

<strong>Die</strong> Beobachtung ist allerdings räumlich, zeitlich sowie auch durch den Gegenstand<br />

selbst limitiert; räumlich durch die begrenzte Reichweite <strong>der</strong> menschlichen Sinnesorgane<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> eingesetzten Techniken, zeitlich dadurch, dass immer nur Ausschnitte<br />

des sozialen Geschehens zu bestimmten Zeitpunkten (-räumen) erfasst werden können<br />

und durch den Gegenstand selbst insofern, als lediglich Verhaltensweisen direkt<br />

beobachtet werden können, während sich an<strong>der</strong>e Sachverhalte (Einstellungen, Vorstellungen<br />

etc.) nur indirekt erschließen lassen.<br />

3.2 Beobachtungsfeld<br />

„Als Beobachtungsfeld kann (...) <strong>der</strong>jenige räumliche und/o<strong>der</strong> soziale Bereich bezeichnet<br />

werden, in dem die Beobachtung st<strong>at</strong>tfinden soll“ (Atteslan<strong>der</strong> 1995, 97; Hervorhebung<br />

im Original). Mit dem Begriff Beobachtungsfeld ist nicht nur <strong>der</strong> räumliche<br />

Bereich, auf den sich die Beobachtung bezieht, angesprochen, also nicht nur die<br />

Frage wo, son<strong>der</strong>n auch wann und unter welchen Rahmenbedingungen beobachtet<br />

werden soll.<br />

Ein weiterer wesentlicher Unterschied bezüglich des Beobachtungsfeldes existiert<br />

zwischen Feldbeobachtung und Laborbeobachtung. „Bei <strong>der</strong> Laborbeobachtung werden<br />

die Beobachtungsbedingungen künstlich festgelegt (...) <strong>Die</strong> Feldbeobachtung dagegen<br />

untersucht das soziale Verhalten <strong>der</strong> Akteure in ihrer n<strong>at</strong>ürlichen Umwelt unter<br />

den dort herrschenden Bedingungen, ohne diese gezielt zu verän<strong>der</strong>n“ (Atteslan<strong>der</strong><br />

1995, 99; Hervorhebung im Original). Während das Beobachtungsfeld bei <strong>der</strong> Laborerhebung<br />

vom Forscher konstruiert und kontrolliert werden kann, h<strong>at</strong> sich die Feldbeobachtung<br />

an den durch das n<strong>at</strong>ürliche Beobachtungsfeld gegebenen Zeiten, Räumlichkeiten<br />

und Situ<strong>at</strong>ionen zu orientieren (Atteslan<strong>der</strong> 1995, 97, 98, 99). Dabei ist zu<br />

bedenken, dass sich das Beobachtungsfeld „einerseits nur graduell von an<strong>der</strong>en Bereichen<br />

abgrenzen lässt, nie völlig isoliert ist, an<strong>der</strong>erseits die ihm zugerechneten Situ<strong>at</strong>ionen<br />

und Prozesse einen Zusammenhang wechselseitiger Beeinflussung bilden“<br />

(Friedrichs & Lüdtke 1971, 42).<br />

Während sich bei qualit<strong>at</strong>iv orientierten Beobachtungen das Beobachtungsfeld im<br />

Laufe <strong>der</strong> Erhebung än<strong>der</strong>n kann, setzt die quantit<strong>at</strong>iv orientierte Beobachtung „eine<br />

Definition des Beobachtungsfeldes voraus und impliziert, daß sich dieses Feld im<br />

Forschungsverlauf nicht o<strong>der</strong> nur wenig verän<strong>der</strong>t“ (Atteslan<strong>der</strong> 1995, 97).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!