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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Karoline Bitschnau & Manuela Hinteregger<br />

formulierte die These „Auch sich opfern ist eine T<strong>at</strong> und kein Schicksal“ und weist<br />

darauf hin, dass gesellschaftliche Strukturen nur weiterexistieren können, wenn sie<br />

von denen, die in ihnen leben, immer wie<strong>der</strong> hergestellt werden (vgl. Haug 1990, 14).<br />

Erinnerungsarbeit versucht, die allgemeinen Strukturen und Muster aus den Geschichten<br />

herauszuarbeiten und Handlungsaltern<strong>at</strong>iven aufzuzeigen, um dieses Wissen<br />

für die Zukunft (kollektiv) zu nutzen.<br />

4. Kollektive Erinnerungsarbeit als <strong>Methode</strong><br />

4.1 Theoretische Vorannahmen<br />

In <strong>der</strong> kollektiven Erinnerungsarbeit wird von folgenden theoretischen Vorannahmen<br />

ausgegangen:<br />

<strong>der</strong> Konstruiertheit <strong>der</strong> eigenen Persönlichkeit<br />

<strong>der</strong> Tendenz <strong>der</strong> Eliminierung von Wi<strong>der</strong>sprüchen<br />

<strong>der</strong> Konstruktion von Bedeutungen<br />

<strong>der</strong> Politik mit und durch Sprache<br />

Sprache ist nicht einfach ein Werkzeug, dessen sich Frauen besser o<strong>der</strong> schlechter bedienen<br />

können, son<strong>der</strong>n Sprache macht Politik, wir arbeiten mit Sprache, Sprache arbeitet<br />

mit uns. Sprache verän<strong>der</strong>n heißt sich selbst verän<strong>der</strong>n.<br />

4.2 <strong>Die</strong> <strong>Methode</strong>/Konkrete Arbeitsschritte<br />

Geforscht wird im Kollektiv, die Gruppe <strong>der</strong> Forscherinnen sollte nicht zu groß sein,<br />

ideal wären acht bis zwölf Personen, da in diesem Rahmen alle Gelegenheit zum Eingreifen<br />

und Mitdiskutieren haben. Haug weist darauf hin, dass sie bei großem Interesse<br />

die Gruppen teilte und so z.B. mit mehr als fünfzig Frauen mit Erinnerungsarbeit<br />

zum Thema Angst gearbeitet h<strong>at</strong> (vgl. Haug/Hauser 1991).<br />

1. Schritt:Forschungsfrage<br />

In einem ersten Schritt wird eine klare Forschungsfrage formuliert, die das Feld eröffnet<br />

und umgrenzt. Voraussetzung für gemeinsames Arbeiten und Forschen ist ein<br />

grundsätzliches Interesse aller Beteiligten am Thema, das bearbeitet werden soll.<br />

Beim ersten Termin wird zum Forschungsthema ein allgemein verständlicher und alltagssprachlicher<br />

S<strong>at</strong>z formuliert, z.B. „Als ich einmal einsam war...“ o<strong>der</strong> „Als ich<br />

mich einmal durchsetzte...“. Es ist wichtig, keine abstrakten o<strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Formulierungen (wie z.B. „zur Problem<strong>at</strong>ik geschlechtsspezifischer Affektbesetzung“),<br />

son<strong>der</strong>n einfache Sätze zu verwenden, zu denen sich Erinnerungen einstellen<br />

können.<br />

2. Schritt:Verständnis vom Gegenstand<br />

Der Einstieg in den Forschungsprozess beginnt mit <strong>der</strong> Sammlung von Assozi<strong>at</strong>ionen<br />

und Vorannahmen zum Thema. Es folgt eine Diskussion <strong>der</strong> Vorannahmen und erste<br />

Formulierungen von Hypothesen.<br />

3. Schritt: Empirie erheben<br />

Es werden zum formulierten Thema (z.B. Als ich mich einmal durchsetzte...) Erinnerungsszenen<br />

in <strong>der</strong> dritten Person geschrieben. Es ist wichtig, keine biographische Er-

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