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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Gruppendiskussionsverfahren<br />

333<br />

Nachdem (in <strong>der</strong> Einschätzung <strong>der</strong> Diskussionsleitung) <strong>der</strong> (dram<strong>at</strong>urgische) Höhepunkt<br />

<strong>der</strong> Diskussion überschritten ist, die Gruppe also (idealerweise) in metaphorisch<br />

dichten, dram<strong>at</strong>urgisch sich steigernden Passagen ihre zentralen Orientierungen<br />

zum Ausdruck bringen konnte, kann die Phase <strong>der</strong> exmanenten Nachfragen eingeleitet<br />

werden. Es werden jetzt von <strong>der</strong> Diskussionsleitung Bereiche und Themen angeschnitten,<br />

die von <strong>der</strong> Gruppe selbst noch nicht bearbeitet wurden, für das jeweilige<br />

Erkenntnisinteresse <strong>der</strong> Forschenden jedoch relevant sind. Zur Vorbereitung dieser<br />

Phase sollte eine vom Erkenntnisinteresse und <strong>der</strong> angestrebten Typenbildung (vgl.<br />

4.3) her begründete Liste them<strong>at</strong>ischer Schwerpunkte und auch konkreter Fragestellungen<br />

(Fragemodelle) vorbereitet worden sein. Sind alle für Erforschte und Forscher<br />

zentralen Them<strong>at</strong>iken abgearbeitet, kann die Diskussionsleitung zur letzten, <strong>der</strong> direktiven<br />

Phase übergehen. Es werden jetzt direkt (von <strong>der</strong> Diskusionsleitung als solche<br />

wahrgenommene) Wi<strong>der</strong>sprüche und Inkonsistenzen o<strong>der</strong> offene Fragen angesprochen,<br />

sodass die Diskussionsleitung nunmehr nicht mehr nur Themen initiiert, son<strong>der</strong>n<br />

(möglicherweise auch konfront<strong>at</strong>iv) orientierungsbezogene Stellungnahmen<br />

(Propositionen) formuliert. Es werden somit nicht mehr nur erzählende und beschreibende,<br />

son<strong>der</strong>n auch argument<strong>at</strong>ive Schem<strong>at</strong>a <strong>der</strong> Sachverhaltsdarstellung generiert<br />

(vgl. Schütze 1987, 285).<br />

4. Zum Auswertungsverfahren<br />

Entscheidend für den Aufbau des Auswertungsverfahrens, welches <strong>der</strong> dokumentarischen<br />

<strong>Methode</strong> folgt, ist die methodologische Differenzierung zweier Sinnebenen:<br />

<strong>der</strong>jenige des wörtlichen o<strong>der</strong> immanenten Sinngehalts auf <strong>der</strong> einen und <strong>der</strong>jenigen<br />

des dokumentarischen Sinngehalts auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite. Wir sprechen hier auch vom<br />

Unterschied zwischen den verallgemeinerbaren, den „kommunik<strong>at</strong>iv-generalisierenden“<br />

Sinngehalten einerseits und den milieuspezifischen o<strong>der</strong> „konjunktiven“ Sinngehalten<br />

an<strong>der</strong>erseits (vgl. den Beitrag von Bohnsack in Band 3). <strong>Die</strong>ser methodologischen<br />

„Leitdifferenz“ entspricht die verfahrenspraktische Unterscheidung von formulieren<strong>der</strong><br />

und reflektieren<strong>der</strong> Interpret<strong>at</strong>ion. In Fortführung <strong>der</strong> reflektierenden Interpret<strong>at</strong>ion<br />

lässt sich als ein weiterer Schritt die Typenbildung unterscheiden. 4<br />

4.1 Formulierende Interpret<strong>at</strong>ion<br />

<strong>Die</strong> formulierende Interpret<strong>at</strong>ion ist in sich noch einmal in zwei Etappen geglie<strong>der</strong>t:<br />

4.1.1 Them<strong>at</strong>ischer Verlauf<br />

Zunächst erfolgt die Herausarbeitung <strong>der</strong> them<strong>at</strong>ischen Struktur <strong>der</strong> gesamten Diskussion.<br />

Beim Anhören <strong>der</strong> Bän<strong>der</strong> werden die angesprochenen Themen durch Überschriften<br />

zusammengefasst und evtl. <strong>der</strong>en Inhalt zunächst stichwortartig wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

In diesem Verlaufsprotokoll werden jene Passagen, in denen die Themen von den<br />

4 Ein forschungspraktisches Interpret<strong>at</strong>ionsbeispiel aus einer Untersuchung über Jugendliche<br />

türkischer Herkunft findet sich auf <strong>der</strong> dazugehörigen CD-ROM, ein weiteres Interpret<strong>at</strong>ionsbeispiel<br />

im Beitrag von Bohnsack in Band 3. Zur Praxis <strong>der</strong> Auswertung siehe u. a. Bohnsack<br />

1989, Bohnsack et al. 1995, Loos/Schäffer 2001.

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