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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Beobachtung<br />

4. Problem<strong>at</strong>ische Aspekte <strong>der</strong> Beobachtung<br />

275<br />

Angesichts <strong>der</strong> Komplexität sozialer Verhaltensweisen, Ereignisse und Situ<strong>at</strong>ionen,<br />

die Gegenstand <strong>der</strong> Beobachtung sein können, und angesichts <strong>der</strong> anspruchsvollen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen, die an den Beobachter gestellt werden, birgt die Beobachtung zahlreiche<br />

Fehlerquellen und problem<strong>at</strong>ische Aspekte in sich. <strong>Die</strong>se können sowohl beim<br />

Beobachter, beim Beobachtungsinstrument o<strong>der</strong> auch in <strong>der</strong> Situ<strong>at</strong>ion selbst liegen.<br />

4.1 Fehler in <strong>der</strong> Vorbereitungsphase einer Beobachtung<br />

Schon in <strong>der</strong> Vorbereitungsphase einer Beobachtung können Fehler auftreten, und<br />

zwar insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Entscheidung für eine bestimmte Form <strong>der</strong> Beobachtung,<br />

einer unzureichenden Klärung des zu beobachtenden Verhaltens, einem unpassenden<br />

o<strong>der</strong> unpräzisen K<strong>at</strong>egorienschema, einer ungenauen Festlegung <strong>der</strong> Beobachtungseinheiten,<br />

einer schlechten Auswahl <strong>der</strong> Beobachtungsperioden, einer unzureichenden<br />

Abklärung <strong>der</strong> Bedeutung bestimmter Gesten und Handlungen etc. Solche Fehler<br />

können durch einen Pretest im Vorfeld <strong>der</strong> eigentlichen Hauptuntersuchung zumindest<br />

teilweise ausgeschaltet werden. <strong>Die</strong> Durchführung eines Pretests ist bei je<strong>der</strong> Beobachtungsstudie<br />

unerlässlich (Friedrichs 1990, 286).<br />

4.2 Der Beobachter<br />

Der Beobachter (direkt o<strong>der</strong> indirekt) ist ein zentrales Element im Forschungsprozess.<br />

Er nimmt Ereignisse nicht nur passiv wahr, son<strong>der</strong>n er beobachtet aktiv und zielorientiert.<br />

<strong>Die</strong>se Beobachtung wird wissenschaftlich nur dann fruchtbar, wenn sie folgende<br />

– möglichst „objektiv“ gestaltete – Vorgänge umfasst: Wahrnehmung → Interpret<strong>at</strong>ion<br />

→ Erinnerung → Wie<strong>der</strong>gabe (Greve & Wentura 1997, 56, 57). Bei jedem einzelnen<br />

Schritt können Fehler und Verzerrungen auftreten.<br />

4.2.1 Beobachterfehler und Beobachtereinflüsse<br />

Eine Beobachtung stellt hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an den Beobachter; er muss die zu beobachtenden<br />

Ereignisse „entdecken“, sie verarbeiten, beurteilen und aufzeichnen. <strong>Die</strong><br />

Zuverlässigkeit <strong>der</strong> „Entdeckung“ von interessierenden Ereignissen, also von Sachverhalten,<br />

die im Beobachtungsschema über Zeichen- o<strong>der</strong> K<strong>at</strong>egoriensysteme als Beobachtungsvariablen<br />

vorgegeben sind, hängt insbeson<strong>der</strong>e von <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> K<strong>at</strong>egorien<br />

sowie <strong>der</strong> Häufigkeit ihres Auftretens ab. Ereignisse, die nur selten vorkommen,<br />

sind rel<strong>at</strong>iv leicht zu übersehen, Ereignisse, die sehr häufig sind, können nur dann zuverlässig<br />

registriert werden, wenn das Beobachtungsinstrument nicht zu komplex und<br />

umfangreich ist.<br />

<strong>Die</strong> Tätigkeit des Beobachters entspricht im Allgemeinen einer Wahrnehmungsaktivität<br />

schlechthin. <strong>Die</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> zu beobachtenden Ereignisse kann dabei durch<br />

verschiedene Prozesse beeinflusst werden:<br />

1 <strong>Die</strong> Wahrnehmung von Ereignissen erfolgt immer selektiv, Reizmuster werden in<br />

einer bestimmten Art und Weise organisiert.<br />

2 <strong>Die</strong> Wahrnehmung bestimmter Ereignisse wird durch die Häufigkeit früherer Erfahrungen<br />

mit diesen Reizmustern und den darauf erfolgten Antworten sowie<br />

3 durch Erfahrungen mit positiv o<strong>der</strong> neg<strong>at</strong>iv verstärkten Reizen beeinflusst.<br />

4 Auch zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Beobachtung vorherrschende Bedingungen wie Müdig-

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