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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Gruppendiskussionsverfahren<br />

325<br />

<strong>Die</strong> Gruppendiskussion als eigentlicher Gegenstand dieses Artikels unterscheidet<br />

sich vom Gruppengespräch vor allem dadurch, daß ihr Zustandekommen von außen<br />

initiiert wird: <strong>Die</strong> Gruppe – eine sog. Realgruppe (<strong>der</strong>en Angehörige durch<br />

persönliche Bekanntschaft verbunden sind) o<strong>der</strong> eine Gruppe, <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong><br />

über gemeinsame bzw. strukturidentische sozialis<strong>at</strong>ionsgeschichtliche Hintergründe<br />

verfügen (z.B. denselben Beruf ausüben) – kommt zusammen, um sich<br />

über ein von <strong>der</strong> Diskussionsleitung zunächst vorgegebenes Thema zu unterhalten.<br />

Im Gegens<strong>at</strong>z zur Gruppenbefragung ist die Leitung einer Gruppendiskussion allerdings<br />

nicht auf ein möglichst effektives Abfragen von Einzelmeinungen, son<strong>der</strong>n<br />

zumeist darauf gerichtet, dass sich in <strong>der</strong> Gruppe ein Austausch über Themen<br />

entwickelt, die teils vom Forscher vorgegeben sind, soweit wie möglich aber von<br />

den Erforschten selbst eingebracht werden. Im Hinblick auf die Erhebungssitu<strong>at</strong>ion<br />

lässt sich die Gruppendiskussion somit in einer ersten Annäherung definieren<br />

als ein Verfahren, bei dem in einer Gruppe fremdinitiiert Prozesse <strong>der</strong> Kommunik<strong>at</strong>ion<br />

eingeleitet werden, die sich in ihrem Ablauf und <strong>der</strong> Struktur aber zumindest<br />

phasenweise von <strong>der</strong> Strukturierung durch die Forscher lösen. Zugleich können<br />

jedoch die Vorteile und Möglichkeiten von Themenvorgaben durch die Forscher<br />

genutzt werden. <strong>Die</strong>s gelingt vor allem dann, wenn in einer tiefer gehenden<br />

Textinterpret<strong>at</strong>ion die beiden <strong>Diskurs</strong>e zwischen Forscher(innen) und Erforschten<br />

einerseits und <strong>der</strong> Erforschten untereinan<strong>der</strong> an<strong>der</strong>erseits in ihrer Verschränkung<br />

miteinan<strong>der</strong> in methodisch kontrollierter Weise rekonstruiert werden (vgl. 4.2).<br />

D.h. die Qualität o<strong>der</strong> Validität (Gültigkeit) des Erhebungsverfahrens (vgl. 3) ist<br />

wesentlich abhängig von <strong>der</strong> Art des Auswertungsverfahrens (vgl. 4) und dessen<br />

theoretischer und methodischer Begründung.<br />

2. Zur Geschichte: Ansätze einer system<strong>at</strong>ischen<br />

Rekonstruktion<br />

2.1 Zur angelsächsischen Entwicklung: „focus groups“ und<br />

„group discussions“<br />

Gruppendiskussionen wurden als Erhebungsinstrument ab Ende <strong>der</strong> 40er Jahre zunächst<br />

in den USA und Großbritannien eingesetzt. Initiiert durch Studien von Merton<br />

und Kendall (1946) zur Erforschung von Zuschauerreaktionen auf Propagandafilme<br />

während des Zweiten Weltkrieges (Hoveland 1949 u. a., Merton u. a. 1956, vgl. auch<br />

Lazarsfeld u. a. 1948) wurden sogenannte „focus group interviews“ durchgeführt:<br />

Den Gruppen von Versuchspersonen wurden dabei „Grundreize” in Form von Produktverpackungen,<br />

Werbefilmen o. ä. vorgelegt und <strong>der</strong>en Reaktionen, zumeist in<br />

Form von Wortbeiträgen, aufgezeichnet. Merton (1987), als Begrün<strong>der</strong> des Focus-Group-Interviews,<br />

konzipierte das Verfahren jedoch fast ausschließlich in seiner<br />

explor<strong>at</strong>iven Funktion, gewissermaßen als Appendix quantit<strong>at</strong>iver Forschungsdesigns.<br />

Derartigen, vor allem im Bereich <strong>der</strong> Markt- und Konsumforschung nach wie<br />

vor dominierenden „survey sampling approaches“ werden im angelsächsischen<br />

Sprachraum zunehmend auch Verfahrensweisen entgegengestellt, die mit „n<strong>at</strong>urally

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