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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Kollektive Erinnerungsarbeit<br />

forschungsleitendes Denkmodell gefor<strong>der</strong>t wird, erhielten/erhalten immer mehr an<br />

Bedeutung (Beispiele wären Handlungsforschung, amerikanische Feldforschung, Biographieforschung,<br />

Ethnomethodologie u.a.). Erinnerungsarbeit ist also zu einer Zeit<br />

entstanden, wo <strong>der</strong> Alltag o<strong>der</strong> die Lebenswelt (Husserl) immer mehr in den Blick <strong>der</strong><br />

Sozialwissenschaften kam und für Alfred Schütz (den V<strong>at</strong>er <strong>der</strong> phänomenologischen<br />

Soziologie) ist „die alltägliche Lebenswelt [...] die Wirklichkeitsregion, in die <strong>der</strong><br />

Mensch eingreifen und die er verän<strong>der</strong>n kann.“ (Schütz 1979, 25)<br />

Zwischenzeitlich wird mit <strong>der</strong> <strong>Methode</strong> <strong>der</strong> kollektiven Erinnerungsarbeit seit über<br />

zwei Jahrzehnten geforscht. Dezidiertes Ziel ist eine Vermehrung des Wissens um individuelle<br />

Vergesellschaftung von Frauen – sprich weibliche Sozialis<strong>at</strong>ion – bei<br />

gleichzeitiger Vergrößerung individueller Handlungsfähigkeit. Wobei sich <strong>der</strong> Begriff<br />

<strong>der</strong> weiblichen Sozialis<strong>at</strong>ion bereits als befragenswert darstellt. <strong>Die</strong>ser Begriff impliziert<br />

eine Passivität des Individuums o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s ausgedrückt: „Er drückt sich um die<br />

Aktivität <strong>der</strong> Einzelnen bei ihrer Formierung.“ (Haug 1990, 10)<br />

Nochmals kurz zusammengefasst: Kollektive Erinnerungsarbeit entstand Anfang <strong>der</strong><br />

70er Jahre zu Hochzeiten <strong>der</strong> Frauenbewegung. Gegenstand von Erinnerungsarbeit ist<br />

die Handlungsfähigkeit von Frauen, die Strukturen und Verhältnisse, in denen Frauen<br />

leben und wie sie selbsttätig darin vorkommen.<br />

2.2 Methodologischer Hintergrund <strong>der</strong> kollektiven Erinnerungsarbeit<br />

345<br />

2.2.1 Verortung im methodischen Feld<br />

Im Wissenschaftsbereich kann eine Unterscheidung hinsichtlich des Zieles und des<br />

Inhaltes von Wissenschaft getroffen werden. <strong>Die</strong>s ergibt zum einen eine Dichotomie<br />

von theoretischer bzw. reiner Wissenschaft versus angewandte bzw. praktische Wissenschaft<br />

und zum an<strong>der</strong>en hinsichtlich des Inhaltes, auf <strong>der</strong> einen Seite die N<strong>at</strong>urwissenschaft<br />

und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die Geisteswissenschaft. <strong>Die</strong> Geisteswissenschaften<br />

weisen ein methodologisches Grundmuster auf, dessen Ziel nicht das Erklären<br />

(wie in den N<strong>at</strong>urwissenschaften), „son<strong>der</strong>n das Verstehen des Sinnes und <strong>der</strong> Bedeutung<br />

des menschlichen Handelns ist“. (Gudjions 1993, 29)<br />

Erziehungswissenschaft (speziell eben feministische Erziehungswissenschaft) h<strong>at</strong> für<br />

uns nicht nur die Aufgabe, den Sinn und die Bedeutung menschlichen Handelns zu<br />

verstehen, son<strong>der</strong>n auch zur Verbesserung <strong>der</strong> pädagogischen (erzieherischen) Praxis,<br />

sowohl <strong>der</strong> mikropolitischen wie auch <strong>der</strong> makropolitischen Ebene, beizutragen, in<br />

<strong>der</strong> (weibliche) Sozialis<strong>at</strong>ion st<strong>at</strong>tfindet.<br />

Wissenschaftsverständnis: 3 Grundpositionen<br />

Es gibt verschiedene Grundpositionen bezüglich des Wissenschaftsverständnisses.<br />

Eine mögliche Unterscheidung liegt in <strong>der</strong> Motiv<strong>at</strong>ion <strong>der</strong> Erkenntnisgewinnung. So<br />

können wir unterscheiden zwischen dem Typus <strong>der</strong> zweckfrei gedachten Erkenntnisgewinnung,<br />

dem Typus <strong>der</strong> Praxisbesserung und dem Typus <strong>der</strong> Handlungsforschung.<br />

Eine weitere Unterscheidung ist möglich hinsichtlich <strong>der</strong> Zielvorgabe, des Theorie-<br />

Praxisbezugs, <strong>der</strong> verschiedenen Aufgabenfel<strong>der</strong> und <strong>der</strong> <strong>Methode</strong>n.<br />

Beim Typus <strong>der</strong> zweckfrei gedachten Erkenntnisgewinnung liegt das Ziel in <strong>der</strong><br />

„Wissensvermehrung in sozial relevanten Bereichen und Bereitstellung von Wissen,

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