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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Siegfried Lamnek<br />

4.2.3 Beobachterschulung<br />

In <strong>der</strong> Charakterisierung verschiedener Beobachtertypen wird deutlich, wie unterschiedlich<br />

gleiche Sachverhalte wahrgenommen und beschrieben werden können. So<br />

kennt man:<br />

„Einen beschreibenden Typ, <strong>der</strong> auf auffallende Objekte achtet, nichts über Bedeutungen<br />

und Beziehungen sagt und in seinem Bericht keine Phantasie o<strong>der</strong><br />

Emotionen erkennen lässt,<br />

einen beobachtenden Typ, <strong>der</strong> Bedeutungen (...) und Beziehungen beschreibt, <strong>der</strong><br />

bewertet und interpretiert,<br />

einen emotionalen Typ, <strong>der</strong> Emotionen zuschreibt, aber im Schnitt weniger Objekte<br />

beschreibt,<br />

einen gelehrten Typ, <strong>der</strong> die Fabel erzählt, (...) <strong>der</strong> berichtet, was er über das, was<br />

er sieht, denkt und<br />

einen idealistischen, dichterischen o<strong>der</strong> imagin<strong>at</strong>iven Typ, bei dessen Berichten<br />

Phantasie, persönliche Erinnerungen und emotionale Reaktionen überwiegen.“<br />

(Greve & Wentura 1997, 76; Hervorhebung im Original).<br />

Um bei einer Beobachtung „sicherzustellen, daß das Ergebnis einer D<strong>at</strong>enerhebung<br />

(...) nicht lediglich die Weltsicht des Forschers bzw. diejenige einzelner Beobachter<br />

reflektiert, ist es notwendig, immer mehrere Beobachter einzusetzen“ (Schnell & Hill<br />

& Esser 1999, 371). Daraus ergibt sich jedoch eine weitere Anfor<strong>der</strong>ung: <strong>Die</strong> Codierungen<br />

<strong>der</strong> einzelnen Beobachter dürfen sich nicht unterscheiden. Nur „wenn mehrere<br />

unabhängige Beobachter gleiche o<strong>der</strong> ähnliche Codierungen des gleichen beobachteten<br />

Ereignisses vornehmen, kann von einer reliablen Messung ausgegangen werden“<br />

(Schnell & Hill & Esser 1999, 371) (Interco<strong>der</strong>-Reliabilität). Für die Zuverlässigkeit<br />

einer Beobachtung ist allerdings nicht nur die Interco<strong>der</strong>-Reliabilität wichtig, son<strong>der</strong>n<br />

auch, dass die Codierungen <strong>der</strong> je einzelnen Beobachter über die Zeit o<strong>der</strong> bei mehrfacher<br />

Codierung konsistent sind (Intraco<strong>der</strong>-Reliabilität).<br />

Angesichts dieser Schwierigkeiten, die in Bezug auf den bzw. die Beobachter auftreten<br />

bzw. auftreten können, ist es unabdingbar, vor <strong>der</strong> eigentlichen Feldphase eine Beobachterschulung<br />

durchzuführen. Zwei Ziele werden mit ihr verfolgt:<br />

1. „Der Beobachter muß so geschult werden, daß er das K<strong>at</strong>egoriensystem beherrscht<br />

und jedes beobachtete Verhalten möglichst fehlerlos einordnen kann. Damit ist die<br />

Beherrschung <strong>der</strong> Aufzeichnungswerkzeuge (Beobachtungsbogen, Aufzeichnungsgeräte)<br />

verbunden.<br />

2. Der Beobachter muß geschult werden, sich so zu verhalten, daß er Vl-Effekte vermin<strong>der</strong>t.<br />

Bei <strong>der</strong> teilnehmenden Beobachtung muß er in die Gruppe sozialisiert<br />

sein, sein Verhalten in <strong>der</strong> Gruppe muß den Forschungszielen entsprechen“ (Roth<br />

1987, 138).<br />

Allgemein werden für eine Beobachterschulung folgende „Trainingsschritte“ empfohlen:<br />

„Inform<strong>at</strong>ionen <strong>der</strong> Beobachter über die Absicht <strong>der</strong> Studie;<br />

Probebeobachtungen ohne endgültiges Beobachtungsschema, um die Schwierigkeiten<br />

<strong>der</strong> <strong>Methode</strong> kennenzulernen und Sensibilität gegenüber relevanten Verhaltensweisen<br />

zu erlangen,

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