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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Psychoanalytische Sozialforschung<br />

Psychoanalytische Sozialforschung <strong>der</strong> Überzeugung verpflichtet, dass gerade unbewusste<br />

sowie unheimliche, abweichende, paradoxe und durchaus auch bedrohliche<br />

Realität jene Rätsel enthält, die sowohl den Menschen als einzelnen als auch den<br />

Menschen als Teil eines soziokulturellen Systems sowie den Menschen als Spezies<br />

betreffen. Es ist einzusehen, dass Psychoanalytische Sozialforschung, um eine Metapher<br />

des französischen Surrealismus zu verwenden, sich auf konstant gefährlichem<br />

und verbotenem Terrain bewegt und auch zu bewegen h<strong>at</strong>. Nach Reduktion dieser romantischen<br />

Vision eines luziferischen Abenteuers um Wahrheit und Erkenntnis bleibt<br />

immerhin die T<strong>at</strong>sache bestehen, dass Psychoanalyse als deutende und bewusstheitschaffende<br />

Disziplin sich von ihrem Forschungsgegenstand her oft mit Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeiten<br />

und auch schmerzhaften Ambivalenzen zwischen bewusstem und unbewusstem<br />

Begehren konfrontiert sieht. <strong>Die</strong>s betrifft auch und nicht zuletzt die Position<br />

des Forschenden, <strong>der</strong> aus eigener Betroffenheit und Angst in die Verstrickung einer<br />

durchaus methodologisch argumentierten Abwehr wissenschaftlicher Erkenntnis ger<strong>at</strong>en<br />

kann.<br />

Insgesamt beruht die Schwierigkeit <strong>der</strong> Präsent<strong>at</strong>ion einer <strong>Methode</strong> Psychoanalytischer<br />

Sozialforschung auf <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung, feste Bausteine benennen zu müssen, ohne<br />

die kre<strong>at</strong>ive Beweglichkeit innerhalb <strong>der</strong> Binnenstruktur des Forschungsparadigmas<br />

zu gefährden. Psychoanalytische Sozialforschung ist wohl die radikalste Umsetzung<br />

einer Wissenschaft als Kunst. Jedes konkrete Forschungsunternehmen ist sowohl im<br />

Hinblick auf Subjektivität und Individualität des Forschenden als auch im Hinblick<br />

auf Forschungsthem<strong>at</strong>ik, Ort <strong>der</strong> Forschungstätigkeit sowie Forschungsziel stets von<br />

neuem zu entwerfen. Kre<strong>at</strong>ive Forschungskompetenz ist auch dort von Belang, wo <strong>der</strong><br />

gesamte Forschungsprozess konstant zu reflektieren und im Sinne eines hermeneutischen<br />

Zirkels ständig in Bewegung zu halten und auch ständig zu verän<strong>der</strong>n ist.<br />

Im Folgenden wird versucht, wesentliche Bausteine Psychoanalytischer Sozialforschung<br />

zu benennen, d.h. mögliche Ausgangspunkte des Forschungsinteresses zu<br />

überlegen, mögliche Schritte des Forschungsprozesses nachzuzeichnen, an entscheidenden<br />

Stellen mit kurzen Erläuterungen und Anmerkungen innezuhalten und an geeignetem<br />

Ort die Frage psychoanalytischer Kompetenz zu stellen. Insgesamt soll das<br />

Bild eines konstant unabgeschlossenen und für kre<strong>at</strong>ive Lösungen unabdingbar offen<br />

gehaltenen Forschungskonzepts entstehen, dessen wissenschaftliches Bemühen um<br />

Objektivität über den Weg reflektierter Subjektivität führt und dessen Erkenntnisinteresse<br />

und Wahrheitsfindung auf grundlegenden Notwendigkeiten gelebter Realität<br />

menschlicher Existenz beruht.<br />

1. Horizont: Eine fiktive Entstehungsgeschichte wissenschaftlichen<br />

Interesses<br />

167<br />

Um die Herkunft Psychoanalytischer Sozialforschung aus Grundsitu<strong>at</strong>ionen menschlicher<br />

Existenz zu illustrieren, ist ein Exkurs zu möglichen anthropologischen Wurzeln<br />

wissenschaftlicher Aktivität durchaus zielführend. <strong>Die</strong> bildhaft-exemplarische<br />

Einfachheit eines fiktiven Entstehungszusammenhangs, in dem sich ein Mensch veranlasst<br />

sieht, sein Spiel um Erkenntnis und Wahrheit zu beginnen, ist für ein For-

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