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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Siegfried Lamnek<br />

Beobachtungen „können in explor<strong>at</strong>iven Untersuchungen dazu dienen, Einblicke in<br />

ein noch wenig bearbeitetes Forschungsgebiet zu bekommen, um Hypothesen zu ermitteln,<br />

die später getestet werden können“ (Schnell & Hill & Esser 1999, 373). In deskriptiven<br />

Studien kann die <strong>Methode</strong> <strong>der</strong> Beobachtung als einfachste Form <strong>der</strong> D<strong>at</strong>enerhebung<br />

dienen. Beobachtungen können aber auch eingesetzt werden, um im Sinne<br />

einer <strong>Methode</strong>ntriangul<strong>at</strong>ion ergänzendes D<strong>at</strong>enm<strong>at</strong>erial zu Forschungsergebnissen<br />

zu liefern, die auf an<strong>der</strong>e Art und Weise erhoben wurden (Cross-Validierung) (Lamnek<br />

1995a, 249, 250). Beson<strong>der</strong>s geeignet ist die Beobachtung dann, „wenn komplexe<br />

Interaktionen ermittelt werden sollen, die von den einzelnen Akteuren nicht angemessen<br />

wahrgenommen, zumindest jedoch nicht zuverlässig berichtet werden (z.B. Diskussionen,<br />

Zeugenaussagen)“ (Friedrichs 1990, 274). Und wenn schließlich das Verhalten<br />

von Kleinkin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Tieren untersucht werden soll, ist die Beobachtung oft<br />

die einzig anwendbare <strong>Methode</strong> (Friedrichs 1990, 274).<br />

Da die Beobachtung insgesamt jedoch ein nicht unproblem<strong>at</strong>isches Verfahren darstellt<br />

und viele Schwierigkeiten in sich birgt (z.B. bei <strong>der</strong> Konstruktion eines K<strong>at</strong>egorienschemas<br />

o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> D<strong>at</strong>enerhebung), wird sie „nur rel<strong>at</strong>iv selten o<strong>der</strong><br />

nur in einzelnen Disziplinen <strong>der</strong> Sozialwissenschaft als ‚system<strong>at</strong>isches‘ Instrument<br />

(...) angewandt (...) Mit dem Verschwinden <strong>der</strong> Feldforschung aus den gängigen Praktiken<br />

<strong>der</strong> empirischen Sozialforschung reduzierte sich auch die Anwendung weniger<br />

system<strong>at</strong>ischer Varianten <strong>der</strong> Beobachtung (...) mit all ihren Problemen weitgehend<br />

auf den Bereich alltagsweltlich-interaktionistischer ‚qualit<strong>at</strong>iver‘ Forschung“ (Schnell<br />

& Hill & Esser 1999, 373, 374).<br />

„<strong>Die</strong> teilnehmende Beobachtung wird (...) bevorzugt dort eingesetzt, wo es unter spezifischen<br />

theoretischen Perspektiven um die Erfassung <strong>der</strong> sozialen Konstituierung von Wirklichkeit und<br />

um Prozesse des Aushandelns von Situ<strong>at</strong>ionsdefinitionen, um das Eindringen in ansonsten nur<br />

schwer zugängliche Forschungsfel<strong>der</strong> geht o<strong>der</strong> wo für die Sozialforschung Neuland betreten<br />

wird“ (Lamnek 1995b, 240).<br />

<strong>Die</strong> wissenschaftliche <strong>Methode</strong> <strong>der</strong> Beobachtung h<strong>at</strong> in <strong>der</strong> standardisiert-quantit<strong>at</strong>iv<br />

arbeitenden Sozialforschung t<strong>at</strong>sächlich nur mehr einen eher inferioren St<strong>at</strong>us, während<br />

die (teilnehmende) Beobachtung in qualit<strong>at</strong>iver Forschung ein geradezu unverzichtbares<br />

Erkenntnisinstrument ist. Insoweit liegt <strong>der</strong> Eins<strong>at</strong>zschwerpunkt <strong>der</strong> Beobachtung<br />

wohl eher im qualit<strong>at</strong>iven (ethnologischen o<strong>der</strong> kulturanthropologischen) Bereich.<br />

Exemplarisch für den (indirekten) Eins<strong>at</strong>z <strong>der</strong> Beobachtung im Markt- und<br />

Meinungsforschungssektor sei hier die Gruppendiskussion genannt (Lamnek 1998),<br />

die (in <strong>der</strong> Regel) auf Video aufgezeichnet wird und damit die Beobachtung <strong>der</strong> Gruppen-<br />

und Meinungsbildungsprozesse beliebig replizierbar erhält.<br />

Liter<strong>at</strong>ur- und Medienverzeichnis<br />

Atteslan<strong>der</strong>, Peter: <strong>Methode</strong>n <strong>der</strong> empirischen Sozialforschung. 8. bearb. Aufl. Berlin u.a. (de<br />

Gruyter) 1995.<br />

Bales, Robert F.: Interaction process analysis. A method for the study of small groups. Cambridge<br />

u.a. (Addison-Wesley Press) 1950.<br />

Berger, Horst & Wolf, Herbert F. (Hg.): Handbuch <strong>der</strong> soziologischen Forschung. Methodologie,<br />

<strong>Methode</strong>n, Techniken. Berlin (Akademie-Verl.) 1989.<br />

Bunge, Mario A.: Scientific Research Vol I, II. 2. Aufl. Berlin u.a. (Springer) 1967.

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