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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Zu den <strong>Methode</strong>n <strong>der</strong> Geschichtsforschung<br />

185<br />

Schulze 1989). <strong>Die</strong> beiden „ultra-stabilen“ Nachkriegs-Jahrzehnte mündeten in eine<br />

breite Legitim<strong>at</strong>ionskrise in den 1960er Jahren, die vorerst in <strong>der</strong> (sozialwissenschaftlichen)<br />

Erweiterung des Theorien- und <strong>Methode</strong>nhorizonts eine erste Beruhigung erfuhr.<br />

3. <strong>Die</strong> Praxis <strong>der</strong> quantit<strong>at</strong>iven Geschichte<br />

Seit den 1960er Jahren wurde begonnen, den Begriff <strong>der</strong> <strong>Methode</strong>n neu zu diskutieren.<br />

Nicht zuletzt von <strong>der</strong> Erweiterung und Erneuerung des <strong>Methode</strong>nkanons erwartete<br />

man eine nachhaltige Überwindung des „Historismus“ (Iggers 1971) und eine<br />

weitere „Verwissenschaftlichung“ <strong>der</strong> Geschichte (Iggers 1978).<br />

Der Begriff <strong>der</strong> quantit<strong>at</strong>iven Geschichte erhielt dabei sowohl in <strong>der</strong> französischen als<br />

auch in <strong>der</strong> US-amerikanischen Geschichtswissenschaft (Aydelotte/Bogue/Fogel<br />

1972) einen beson<strong>der</strong>en Stellenwert. Am Anfang <strong>der</strong> Deb<strong>at</strong>te standen nicht nur in<br />

Frankreich, son<strong>der</strong>n auch in den USA Wirtschaftshistoriker sowie historische Demographen.<br />

Versucht man die Unterschiede dieser beiden „n<strong>at</strong>ionalen“ Traditionen zu<br />

beschreiben, so kann hervorgehoben werden, dass im französischen Bereich die Konstruktion<br />

langer wirtschaftshistorischer (Chaunu 1955) und demographischer (Goubert<br />

1960) Reihen – und damit Aspekte <strong>der</strong> Zeitreihenanalyse – im Vor<strong>der</strong>grund<br />

stand, in <strong>der</strong> „kurzen“ amerikanischen Geschichte dagegen konjunkturorientierte Problem<strong>at</strong>iken<br />

und Fragen des st<strong>at</strong>istischen Zusammenhangs.<br />

In Frankreich und – noch mehr – in den USA wurden quantit<strong>at</strong>ive Studien zum bestimmenden<br />

und einflussreichen Paradigma. LeRoy Laduries Diktum, wonach die<br />

Historiker <strong>der</strong> Zukunft Programmierer sein würden, wird zwar immer noch gerne als<br />

Beispiel einer falschen Prognose zitiert, es indiziert aber sehr schön die Euphorie <strong>der</strong><br />

1960er Jahre. Studien wie jene von Fogel über das amerikanische Eisenbahnwesen<br />

(Fogel 1964) o<strong>der</strong> von Fogel & Engermann (1974) über die Ökonomie <strong>der</strong> amerikanischen<br />

Sklaverei bestimmten über Jahre hinweg die Diskussion (vgl. Fogel/Elton<br />

1983). Fogel erhielt für seine Forschungen 1993 den Nobelpreis für Ökonomie.<br />

In Deutschland wurden quantit<strong>at</strong>ive <strong>Methode</strong>n deutlich später – nämlich erst seit<br />

Mitte <strong>der</strong> 1970er Jahre – aufgegriffen und rezipiert. Hier sehen wir auch einen engeren<br />

Zusammenhang mit dem soziologischen „Mainstream“, <strong>der</strong> sich – mit Köln als<br />

bedeutendem und bleibendem Zentrum – in den 1960er Jahren durchgesetzt h<strong>at</strong>te.<br />

<strong>Die</strong>sem Paradigma entsprechend konstruierten Historiker/innen ein Sample bestehend<br />

aus jenen „Einheiten“, die sie untersuchen wollten, entwe<strong>der</strong> in enger Anlehnung daran,<br />

was die jeweiligen Quellen vorgaben, o<strong>der</strong> unter entsprechenden Vorleistungen<br />

konzeptueller Art. Darauf basierend wurden – ganz analog zu den in <strong>der</strong> empirischen<br />

Sozialforschung gebräuchlichen <strong>Methode</strong>n – st<strong>at</strong>istische Analysen vorgenommen.<br />

Der Gebrauch st<strong>at</strong>istischer <strong>Methode</strong>n stand in einem engen Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Erschließung „neuer“ o<strong>der</strong> wenigstens „ungewohnter“ Forschungsthemen. Zunächst<br />

wurden diese Themen dadurch konstituiert, dass Bereichen <strong>der</strong> Soziologie so etwas<br />

wie „historische Tiefe“ abzugewinnen versucht wurde. Historische Demographie<br />

(Wrigley 1966), historische Familienforschung (Laslett 1965), historische Kriminolo-

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