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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Michael Schr<strong>at</strong>z<br />

<strong>Die</strong> vergleichende Fallanalyse von mehreren Fallberichten als Versuch einer<br />

nachträglichen Verallgemeinerung über unterschiedliche Fälle hinweg.“ (Zitiert<br />

nach Brügelmann 1982a, 73-74)<br />

Wenn Fallstudien die erforschte soziale Situ<strong>at</strong>ion möglichst „wirklichkeitsgetreu“<br />

darzustellen versuchen, heißt das n<strong>at</strong>ürlich nicht, dass es sich dabei um eine 1:1-Abbildung<br />

handelt. Sie erfolgt immer über die Interpret<strong>at</strong>ion <strong>der</strong> Person, welche eine<br />

Fallgeschichte schreibt. <strong>Die</strong> Wirklichkeitsrekonstruktion wird deshalb durch die<br />

Wahrnehmungen und Interessen <strong>der</strong> Forscherinnen und Forscher beeinflusst, aber<br />

auch durch die <strong>Methode</strong>n bei <strong>der</strong> D<strong>at</strong>ensammlung, -auswertung und Verschriftlichung.<br />

Demnach nimmt Barbara Koch-Priewe (1982, 149) folgende Unterscheidung<br />

zwischen Fallstudien vor:<br />

Der literarisch-didaktische Ans<strong>at</strong>z, <strong>der</strong> Fallgeschichten in aufklären<strong>der</strong>, pädagogischer<br />

Intention erzählt, wobei die empirische Authentizität sekundär ist. Ein Beispiel<br />

für diesen Ans<strong>at</strong>z findet sich ausschnitthaft im ersten Studienbrief in Abschnitt<br />

1.2, wo ein Praktiker seine ersten Konfront<strong>at</strong>ionen mit dem neuen empirisch-analytischen<br />

Wissenschaftsparadigma auf <strong>der</strong> Universität beschreibt.<br />

Der deskriptiv-empirische Ans<strong>at</strong>z, <strong>der</strong> ein forschungspolitisch handhabbares System<br />

für die Beschreibung empirisch erhobener D<strong>at</strong>en sucht. Ein Beispiel dafür<br />

wird anschließend angeführt.<br />

Der transaktionale Ans<strong>at</strong>z, <strong>der</strong> eine weitere subjektive Realität konstruiert, und dialogische<br />

Bewegungen auslöst. <strong>Die</strong>ser Ans<strong>at</strong>z findet vor allem in <strong>der</strong> Aktionsforschung<br />

Verwendung.<br />

Aus <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> D<strong>at</strong>ensammlung, -auswertung und Verschriftlichung ergibt sich auch<br />

die Unterscheidung zwischen Fallstudie und Fallgeschichte in <strong>der</strong> Bezeichnung. <strong>Die</strong><br />

beiden Begriffe sind allerdings nicht klar abgrenzbar; sie lassen sich am ehesten durch<br />

ihre Annäherung an Formen des Alltags bzw. <strong>der</strong> Wissenschaft unterscheiden (vgl.<br />

Abbildung 4).<br />

ALLTAG WISSENSCHAFT<br />

Fallgeschichte Fallstudie<br />

Abbildung 4: Fallgeschichte und Fallstudie als gegensätzliche Pole?<br />

Je näher die Schil<strong>der</strong>ung einer alltäglichen Darstellung ist, umso eher wird sie als<br />

Fallgeschichte bezeichnet. So werden Geschichten <strong>der</strong> Klienten in therapeutischen<br />

Settings oft auch Fallgeschichten genannt; sie sollen einen Zugang zum Inneren des<br />

Menschen eröffnen und müssen daher nicht irgendwelchen externen Kriterien genügen.<br />

Je mehr „Wissenschaftlichkeit“ von Fällen erwartet wird, umso eher spricht man<br />

von Fallstudien. Für das Verfassen einer Fallstudie sind üblicherweise bestimmte Kriterien<br />

zu befolgen, sollen sie in einem bestimmten Forschungszusammenhang Verwendung<br />

finden. <strong>Die</strong>se Zuordnung sagt allerdings nichts über die „Wissenschaftlich-

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