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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Hubert Locher<br />

eine Kunstgeschichte, son<strong>der</strong>n mehrere gibt (Rifkin in Rees & Borzello Hg. 1986), je<br />

nach den Interessen, die ein Interpret o<strong>der</strong> eine Interpretin verfolgt.<br />

<strong>Die</strong> Art <strong>der</strong> theoretischen Reflexion h<strong>at</strong> sich dementsprechend stark verän<strong>der</strong>t. Wie<br />

stets ist dies vielleicht am deutlichsten erkennbar an <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong> neuesten Lehrbücher<br />

bzw. Einführungen in das Studium des Faches. Anstelle einer aktualisierenden<br />

Reihe von nachzuahmenden <strong>Methode</strong>n und Ansätzen präsentiert z.B. Eric Fernie das<br />

Spektrum kunsthistorischer <strong>Methode</strong>n konsequent als Anthologie in chronologischer<br />

Folge, als eine Reihe nicht so sehr exemplarischer als maßgeblich historisch bedingter<br />

Frageweisen (Fernie 1995). Weniger theoretisch historisch orientiert konzentrieren<br />

sich die Einführungen von Baumgartner 1998 und Prochno 1999, mit jeweils unterschiedlichem<br />

Schwerpunkt, weitgehend auf die Bestimmung des Gegenstandes und<br />

die Erläuterung <strong>der</strong> Praxis kunsthistorischer Arbeit. Ein in den USA erschienenes,<br />

aber auch europäischen Autoren Raum gebendes Werk setzt die Reihung verschiedener<br />

methodischer Ansätze konsequent um in eine Reihung von Problemen, die als<br />

„critical terms” identifiziert und von verschiedenen Autoren erläutert werden (Nelson<br />

& Shiff 1996; dazu Locher 1997).<br />

Gerade dieses letztgenannte Buch zeigt exemplarisch, dass die heute aktuelle offene<br />

Gegenstandsbestimmung eine Vielzahl von Frage- und Darstellungsweisen einschließen<br />

kann. Eine Einschränkung des Fachgebietes in geographischer o<strong>der</strong> zeitlicher<br />

Hinsicht ist jedenfalls theoretisch nicht erfor<strong>der</strong>lich, selbst wenn es eine Reihe von<br />

wissenschaftlichen Fächern gibt, welche Bereiche behandeln, die auch Gegen-stand<br />

einer mo<strong>der</strong>nen Kunstgeschichte o<strong>der</strong> Kunstwissenschaft sein können. So bearbeitet<br />

die Archäologie beispielsweise die bildende Kunst seit den Anfängen <strong>der</strong> Menschheit<br />

bis zum Ende <strong>der</strong> Antike; auch die Ethnologie beschäftigt sich neben an<strong>der</strong>em mit visuellen<br />

Produkten verschiedener Kulturvölker etc. <strong>Die</strong> Frageweise und die wissenschaftliche<br />

Praxis dieser Fächer differiert aber insofern von jener <strong>der</strong> Kunstgeschichte,<br />

als auf die Interpret<strong>at</strong>ion des visuellen Gegenstandes selbst nicht das gleiche<br />

Gewicht gelegt wird.<br />

Obwohl die Weite des Fragenspektrums theoretisch seit etwas mehr als zehn Jahren<br />

durchaus breit akzeptiert wird, schöpft man sie in <strong>der</strong> disziplinären Praxis – zumindest<br />

in Europa – dennoch nur vereinzelt aus. An den europäischen Universitäten hält sich<br />

das Fach weiterhin an den durch die Nachbardisziplinen abgesteckten geographischen<br />

und zeitlichen Rahmen (Europa, 500 n. Chr. bis Gegenwart, vgl. Dilly in Belting,<br />

Dilly, Kemp et. al. 1996, 10, 11).<br />

Im englischsprachigen Bereich ist dieses Prinzip weniger bedeutsam, da sich die wissenschaftliche<br />

Kunstgeschichte sowohl in den USA wie auch in England erst in <strong>der</strong><br />

Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg vermehrt disziplinär organisiert h<strong>at</strong>. Zudem sind die<br />

Interessen im angloamerikanischen Raum an<strong>der</strong>s gelagert, weil in England und in den<br />

Vereinigten Sta<strong>at</strong>en große Bevölkerungsgruppen nicht-europäischer Ethnien sich<br />

Raum und Stimme verschaffen konnten. Studium und Lehre sind in England und in<br />

den USA zudem an<strong>der</strong>s aufgebaut. <strong>Die</strong> einzelnen Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker<br />

an den Universitäten beschäftigen sich meist über längere Zeit mit einem für<br />

europäische Verhältnisse rel<strong>at</strong>iv eng umrissenen Spezialgebiet. In einem „Department”<br />

finden dann aber die verschiedensten Spezialisten – vom Historiker afrikanischer<br />

Kunst bis zur Spezialistin für nordeuropäische Renaissance – zusammen, denen<br />

gemeinsam die Aufgabe zugeteilt ist, Kunst bzw. Kunstgeschichte zu unterrichten, die

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