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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Siegfried Lamnek<br />

Aber auch die Verwendung geschlossener Fragen ist mit Nachteilen verbunden, z.B.:<br />

H<strong>at</strong> <strong>der</strong> Befragte möglicherweise noch nie über einen in einer Frage angesprochenen<br />

Sachverhalt nachgedacht und sich noch keine eigene Meinung darüber gebildet,<br />

birgt die Vorgabe von Antworten die Gefahr einer Suggestivwirkung in sich<br />

(Schnell & Hill & Esser 1999, 309, 310; Kromrey 1998, 352, Atteslan<strong>der</strong> 1990,<br />

183).<br />

Ob ein Sachverhalt mittels einer offenen o<strong>der</strong> einer geschlossenen Frage erhoben<br />

wird, hängt letztlich vom konkreten Einzelfall ab. Während sich offene Fragen insbeson<strong>der</strong>e<br />

dazu eignen, im Planungsstadium von Befragungen das Problemfeld zu explorieren<br />

und mögliche Antwortk<strong>at</strong>egorien zu finden, eigenen sich geschlossene Fragen<br />

vor allem dann, wenn das Forschungsziel in <strong>der</strong> Überprüfung konkreter Hypothesen<br />

liegt (Atteslan<strong>der</strong> 1990, 183, 184). Generell gilt: „Je größer das Vorwissen – sei es<br />

aus vorhandenen Untersuchungen, sei es aus den Pretests – über die möglichen Meinungen,<br />

ihre Strukturierung und den Inform<strong>at</strong>ionsstand bei den Befragten, desto eher<br />

kann man mit geschlossenen Fragen arbeiten“ (Friedrichs 1990, 199).<br />

Neben offenen und geschlossenen Fragen werden in <strong>der</strong> Forschungspraxis häufig<br />

auch „Hybridfragen“ bzw.halboffene Fragen verwendet. Es handelt sich dabei um<br />

eine Kombin<strong>at</strong>ion geschlossener und offener Fragen, wobei <strong>der</strong> Befragte die Möglichkeit<br />

h<strong>at</strong>, „bei Bedarf“ eine an<strong>der</strong>e als die vorgegebenen Antworten zu geben.<br />

2.4.3 Ergebnisfragen – Funktionsfragen<br />

Während Ergebnisfragen darauf abzielen, konkrete, auf das Thema <strong>der</strong> Untersuchung<br />

bezogene Inform<strong>at</strong>ionen inhaltlicher Art zu ermitteln, also unmittelbar dem Erhebungsziel<br />

dienen, übernehmen instrumentelle, methodische Funktionsfragen bestimmte<br />

„technische“ Aufgaben. Je nachdem, welche Funktion ihnen zukommt, lassen<br />

sich unter an<strong>der</strong>em Einleitungsfragen, Überleitungsfragen, Pufferfragen, Schlussfragen,<br />

Filterfragen, Folgefragen, Sondierungsfragen, Kontrollfragen sowie Kontaktfragen/Eisbrecherfragen<br />

voneinan<strong>der</strong> unterscheiden.<br />

Einleitungs- bzw. Überleitungsfragen haben die Funktion, den Befragten in das<br />

Thema <strong>der</strong> Untersuchung einzuführen bzw. auf einen neuen Themenaspekt überzuleiten.<br />

<strong>Die</strong> Aufgabe von Pufferfragen ist es, zwei Themenbereiche voneinan<strong>der</strong> zu trennen<br />

und dadurch möglicherweise auftretende Ausstrahlungseffekte („Halo-Effekte“)<br />

zu verhin<strong>der</strong>n. Das Gegenstück zu Einleitungsfragen sind Schlussfragen am Ende des<br />

Interviews. <strong>Die</strong>se können z.B. dazu dienen, den Befragten um eine „Bilanzierung“ des<br />

gesamten Interviews zu bitten. Mittels Filterfragen lässt sich während des Interviews<br />

eine Untergruppe von Befragten herausfiltern, an die spezielle Fragen gerichtet werden.<br />

Ein Spezialfall von Filterfragen sind Folgefragen, die dazu dienen, Einzelaspekte<br />

<strong>der</strong> vorangegangenen Antworten genauer zu ermitteln. Eine Son<strong>der</strong>form von Folgefragen<br />

sind Sondierungsfragen. Sie dienen dem Zweck, nach einer unpräzisen Antwort<br />

die Bedeutung dieser Antwort genauer zu ermitteln (Kromrey 1998, 357, 358,<br />

359). Gabelungsfragen dienen dazu, die Befragten in Untergruppen einzuteilen, denen<br />

– je nachdem, welche Antwort sie bei <strong>der</strong> Gabelungsfrage gegeben haben – im<br />

weiteren Verlauf <strong>der</strong> Befragung unterschiedliche Fragen gestellt werden. Kontrollfragen<br />

dienen <strong>der</strong> Überprüfung und Absicherung gewonnener Inform<strong>at</strong>ionen (Kreutz &

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