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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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1.1 „Neue Rhetorik”<br />

Einführung in die Argument<strong>at</strong>ionsanalyse<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> „Neuen Rhetorik” wird Argument<strong>at</strong>ion ganz allgemein aufgefasst als<br />

Rede mit dem Ziel, für das Geäußerte die Zustimmung eines „Auditoriums” zu erreichen,<br />

das aus einer o<strong>der</strong> mehreren Personen o<strong>der</strong> einer bestimmten Gruppe bestehen<br />

o<strong>der</strong> auch „universal” sein, nämlich alle überhaupt denkbaren Personen umfassen<br />

kann.<br />

Gegenstand <strong>der</strong> Theorie sind die dabei verwendeten „Argument<strong>at</strong>ionsformen” und<br />

ihre Wirksamkeit, wobei die <strong>Methode</strong> als empirisch verstanden wird: <strong>Die</strong> faktisch<br />

vorgefundene Argument<strong>at</strong>ionspraxis wird erforscht, um festzustellen, welche Vorgehensweisen<br />

unter verschiedenen Bedingungen mehr o<strong>der</strong> weniger erfolgreich eingesetzt<br />

werden können, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.<br />

Es wird also kein prinzipieller Unterschied gemacht zwischen „r<strong>at</strong>ionalen” Begründungen<br />

und „irr<strong>at</strong>ionaler” Propaganda, zwischen Überreden und Überzeugen; etwa<br />

die Werbung für ein bestimmtes neues Produkt und die Begründung einer wissenschaftlichen<br />

Theorie sind gleichermaßen Argument<strong>at</strong>ion. <strong>Die</strong> Qualität von Argumenten<br />

bemisst sich konsequenterweise nicht an allgemeinen Maßstäben und Regeln, son<strong>der</strong>n<br />

ausschließlich an ihrer Effektivität gegenüber dem anvisierten Auditorium. <strong>Die</strong><br />

traditionelle Vorstellung von Begründetheit o<strong>der</strong> Allgemeingültigkeit findet sich nur<br />

insofern wie<strong>der</strong>, als die Adress<strong>at</strong>engruppe von unterschiedlicher Allgemeinheit sein<br />

kann: Wer die Zustimmung eines universalen Auditoriums erreichen will, wird nach<br />

Perelman/Olbrechts-Tytica vernünftigerweise keine Mittel einsetzen, die nur eine<br />

spezielle K<strong>at</strong>egorie von Personen gewinnen würde, und zum deduktiv-logischen<br />

Schließen greifen, schlicht um das Ziel nicht zu verfehlen.<br />

1.2 Argument<strong>at</strong>ionslogik<br />

121<br />

Demgegenüber bemüht sich Toulmin um eine Erweiterung und Differenzierung <strong>der</strong><br />

formalen Logik zu einer Logik des Argumentierens, die den faktischen Gebrauch von<br />

Argumenten in alltäglichen Zusammenhängen erfassen soll. Gewissermaßen als Altern<strong>at</strong>ive<br />

zum traditionellen Syllogismus h<strong>at</strong> er ein recht griffiges, allgemeines Modell<br />

<strong>der</strong> Struktur von Argumenten entwickelt, das dem Anspruch nach zur Argument<strong>at</strong>ionsanalyse<br />

tauglich sein soll und (zumindest in Deutschland) als „Toulmin-Schema”<br />

eine gewisse Berühmtheit erlangt h<strong>at</strong>, weshalb ich etwas genauer darauf eingehen<br />

möchte.<br />

Toulmin wendet sich vor allem gegen den Allgemeinheitsanspruch <strong>der</strong> traditionellen<br />

Logik: Während sie als Maßstab für Argument<strong>at</strong>ion überhaupt verstanden werde,<br />

lasse sie sich t<strong>at</strong>sächlich nur auf einen kleinen Bereich von in <strong>der</strong> Praxis selten vorkommenden<br />

Spezialfällen beziehen, grenze also an<strong>der</strong>e Formen von Argument<strong>at</strong>ion<br />

von vornherein aus. Deshalb plädiert er dafür, st<strong>at</strong>t <strong>der</strong> theoretischen Logik die „praktizierte”<br />

Logik als Ausgangspunkt zu nehmen und den Anspruch auf deduktive Ableitbarkeit<br />

im formallogischen Sinne zugunsten einer schwächeren Form von deduktiver<br />

Schlüssigkeit fallen zu lassen, die dem entspreche, was auch im alltäglichen<br />

Sprachgebrauch als Deduktion bezeichnet werde. Ausgehend von <strong>der</strong> Feststellung,<br />

dass für Behauptungen unterschiedlichsten Typs argumentiert werden könne, wobei<br />

die Art <strong>der</strong> Argumente und die Geltungskriterien durchaus nicht immer gleich seien,<br />

differenziert er zwischen verschiedenen „Argument<strong>at</strong>ionsfel<strong>der</strong>n” („fields of argu-

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