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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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3. Inhaltsanalyse<br />

Armin Scholl<br />

3.1 Definition und Arten <strong>der</strong> Inhaltsanalyse<br />

Eine an den N<strong>at</strong>urwissenschaften orientierte Definition bezeichnet die <strong>Methode</strong> <strong>der</strong><br />

Inhaltsanalyse als die objektive, system<strong>at</strong>ische und quantit<strong>at</strong>ive Beschreibung des manifesten<br />

Inhalts von Kommunik<strong>at</strong>ion (vgl. Berelson 1952, 18). <strong>Die</strong>se Definition ist jedoch<br />

zu eng. <strong>Die</strong> Beschränkung auf quantit<strong>at</strong>ive Merkmale verschleiert, dass die inhaltsanalytische<br />

Erfassung von Texten o<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>n immer auch qualit<strong>at</strong>ive Verständnisleistungen<br />

des Interpreten (Kodierers) voraussetzt (vgl. Kracauer 1952). Außerdem<br />

suggeriert <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Objektivität die Möglichkeit, dass die Wirklichkeit des Textes<br />

aus sich heraus existiert und nur noch korrekt rekonstruiert werden müsste. T<strong>at</strong>sächlich<br />

kann jedoch nur gefor<strong>der</strong>t werden, die Analyse intersubjektiv nachvollziehbar<br />

zu gestalten, sie also transparent zu machen und ein Regelwerk zu erstellen, das<br />

die Wie<strong>der</strong>holbarkeit <strong>der</strong> Analyse ermöglicht (vgl. Früh 1991, 24). Schließlich ist<br />

nicht (nur) <strong>der</strong> manifeste Text (o<strong>der</strong> das Bild, <strong>der</strong> Film, die Musik) selbst von Interesse,<br />

son<strong>der</strong>n (auch) <strong>der</strong> nicht-manifeste Kontext – die Intention des Autors, die potenzielle<br />

Wirkung auf den Rezipienten o<strong>der</strong> die soziale und gesellschaftliche Situ<strong>at</strong>ion,<br />

in welcher <strong>der</strong> Text produziert wurde. Das Ziel <strong>der</strong> Inhaltsanalyse besteht folglich<br />

darin, von Merkmalen eines manifesten Textes auf Merkmale eines nicht-manifesten<br />

Kontextes zu schließen (vgl. Merten 1995, 59). <strong>Die</strong> Inhaltsanalyse ist dabei<br />

nicht nur als originäre Erhebungsmethode einsetzbar, son<strong>der</strong>n kann auch als sekundäres<br />

Instrument, etwa zur Auswertung offener Antworten bei qualit<strong>at</strong>iven Interviews,<br />

die als „Text“ vorliegen, benutzt werden.<br />

<strong>Die</strong> Durchführung einer Inhaltsanalyse erfor<strong>der</strong>t die Erstellung eines K<strong>at</strong>egorienschemas<br />

(genauer: eines Variablenk<strong>at</strong>aloges) mit exakten Anweisungen, wie die K<strong>at</strong>egorien<br />

zu verstehen (kodieren) sind. <strong>Die</strong> Kodierer durchsuchen ausgewählte Texte<br />

nach diesen K<strong>at</strong>egorien und notieren <strong>der</strong>en Vorkommen auf einem Kodierbl<strong>at</strong>t. <strong>Die</strong><br />

K<strong>at</strong>egorien sollen dabei mehrere Bedingungen erfüllen: Sie müssen theoretisch abgeleitet<br />

und vollständig sein, sich wechselseitig ausschließen, voneinan<strong>der</strong> unabhängig<br />

sein, eindeutig definiert sein und einem einheitlichen Klassifik<strong>at</strong>ionsprinzip folgen<br />

(das heißt eindimensional sein) (vgl. Merten 1995, 94, 95, 96).<br />

<strong>Die</strong> Analyse- und Untersuchungseinheit kann sehr unterschiedlich sein. Bei Zeitungsartikeln<br />

können dies – formal definiert – entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong> gesamte Artikel, einzelne Abschnitte<br />

o<strong>der</strong> Sätze sein. Inhaltlich können auch Argumente o<strong>der</strong> Propositionen<br />

(kleinste inhaltliche S<strong>at</strong>zeinheiten) voneinan<strong>der</strong> abgegrenzt werden. Bei Radio- und<br />

Fernsehprogrammen kann sich die Analyse auf das gesamte Programm, auf Sendungen<br />

auf Beiträge o<strong>der</strong> auf Bildeinstellungen beziehen.<br />

<strong>Die</strong> intersubjektive Überprüfbarkeit wird mit zwei Verfahren gemessen: Zum einen<br />

kodieren alle an <strong>der</strong> Untersuchung beteiligten Kodierer dieselben Texte, um die Übereinstimmung<br />

zwischen den Kodierleistungen zu beurteilen (Inter-Kodierer-Reliabilität).<br />

Zum an<strong>der</strong>en kodieren die Kodierer jeweils dieselben Texte zweimal, am Anfang<br />

und am Ende des Forschungsprozesses, um (unerwünschte) individuelle „Lernprozesse“<br />

zu ermitteln (Intra-Kodierer-Reliabilität). Kodieren alle auf die gleiche Weise<br />

und än<strong>der</strong>t sich die Kodierung nicht im Laufe des Forschungsprozesses, gelten das<br />

K<strong>at</strong>egorienschema und die Kodieranweisungen als zuverlässig (reliabel).

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