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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Ursula Schmidt<br />

Ursula Schmidt<br />

Einführung in die Argument<strong>at</strong>ionsanalyse<br />

Eine Einführung in die Argument<strong>at</strong>ionsanalyse zu bieten, ist gegenwärtig keine<br />

leichte Aufgabe. Denn von einem einheitlichen, allgemein anerkannten Komplex von<br />

K<strong>at</strong>egorien und Regeln, auf den bei <strong>der</strong> Untersuchung und Beurteilung von Argumenten<br />

zurückgegriffen werden könnte, etwa analog zu den trotz abweichen<strong>der</strong> Formalisierungen<br />

doch immer „wie<strong>der</strong>erkennbaren” Strukturen <strong>der</strong> formalen Logik, kann<br />

man im Grunde genommen noch nicht sprechen: <strong>Die</strong> Argument<strong>at</strong>ionstheorie ist als eigenständiges<br />

Forschungsgebiet eine rel<strong>at</strong>iv junge Disziplin, und die recht zahlreichen<br />

Ansätze, die in den letzten Jahrzehnten entwickelt worden sind, legen eine durchaus<br />

unterschiedliche Auffassung von ihrem Gegenstand und <strong>der</strong> bei seiner Analyse zu berücksichtigenden<br />

Momente zugrunde.<br />

Deshalb möchte ich im ersten Teil zunächst auf die Anfänge <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Argument<strong>at</strong>ionstheorie<br />

eingehen, um dann im zweiten Teil wenigstens ans<strong>at</strong>zweise – und ohne<br />

Anspruch auf Vollständigkeit – ihren heutigen Stand mit den verschiedenen Herangehensweisen<br />

zu verdeutlichen und den Argument<strong>at</strong>ionsbegriff darzustellen, den ich zugrunde<br />

lege. Ausgehend davon wird im dritten Teil eine Vorgehensweise zur Argument<strong>at</strong>ionsanalyse<br />

vorgestellt, die m.E. wirklich praktikabel ist, und an einem Beispiel<br />

illustriert.<br />

1. <strong>Die</strong> Anfänge<br />

Der Beginn dessen, was man als mo<strong>der</strong>ne Argument<strong>at</strong>ionstheorie bezeichnen kann,<br />

lässt sich gegen Ende <strong>der</strong> fünfziger Jahre situieren: 1958 erschien sowohl Stephen<br />

Toulmins Schrift „The Uses of Argument” 1 als auch die Abhandlung „Traité de l’argument<strong>at</strong>ion.<br />

La nouvelle rhetorique” von Chaim Perelman und Lucie Olbrechts-Tytica2<br />

. Beide Ansätze gehen von <strong>der</strong> Feststellung aus, dass eine schwer überbrückbare<br />

Diskrepanz zwischen <strong>der</strong> faktischen alltäglichen Argument<strong>at</strong>ionspraxis und<br />

dem als Ideal von Argument<strong>at</strong>ion auftretenden deduktiven Schließen im Sinne <strong>der</strong><br />

formalen Logik bestehe, und sind von dem Bemühen gekennzeichnet, die Theorie des<br />

Argumentierens auf eine realistischere, den Anfor<strong>der</strong>ungen und Maßstäben <strong>der</strong> „faktischen”<br />

Argument<strong>at</strong>ion besser entsprechende Grundlage zu stellen.<br />

Doch im Hinblick auf den Argument<strong>at</strong>ionsbegriff unterscheiden sie sich erheblich:<br />

Während Perelman/Olbrechts-Tytica Argument<strong>at</strong>ion eher als interaktive Kommunik<strong>at</strong>ionsform<br />

betrachten, bei <strong>der</strong> es darum geht, das Gegenüber für die je eigene Auffassung<br />

zu gewinnen, sieht Toulmin die kritische Überprüfung und Rechtfertigung<br />

von Behauptungen als den Kern des Argumentierens an.<br />

1 In deutscher Übersetzung: Toulmin 1973<br />

2 In deutscher Sprache ist für ihren Ans<strong>at</strong>z bisher nur Perelman 1980 verfügbar.

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