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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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58<br />

Maria Spindler<br />

wen die erzielten Ergebnisse verwendbar und ggf. in praktisches Handeln umsetzbar<br />

sind. So kann man Probleme im Kontext eines Schulentwicklungsprozesses etwa<br />

durch die k<strong>at</strong>egoriale „Brille” <strong>der</strong> Psychoanalyse, <strong>der</strong> <strong>Kritischen</strong> Theorie o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Systemtheorie betrachten. In jedem <strong>der</strong> genannten Fälle werden empirische Aussagen<br />

entwickelbar sein. Sie werden aber unterschiedliche Weiterverwendungsperspektiven<br />

nahe legen: Untersucht man einen Schulentwicklungsprozess in psychoanalytischen<br />

K<strong>at</strong>egorien, so werden vermutlich Erkenntnisse über individualpsychische Zusammenhänge,<br />

etwa über die Bedeutung erfahrener biografischer Kränkungen, über unbewusste<br />

Einflüsse auf das Handeln <strong>der</strong> einzelnen Personen und über eher „therapeutisch”<br />

orientierte Verän<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten herauskommen. Vor dem Hintergrund<br />

des Konzepts <strong>der</strong> <strong>Kritischen</strong> Theorie werden die empirischen Erkenntnisse hingegen<br />

mehr mit <strong>der</strong> Institutionalisierung von psychischen und sozialen Machtstrukturen zu<br />

tun haben und eher „politisch” akzentuierte Verän<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten einbeziehen.<br />

Im Falle eines systemtheoretisch „geordneten” Forschens wie<strong>der</strong>um werden funktionale<br />

Gegebenheiten und „systemische” Verän<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten im Zentrum <strong>der</strong><br />

Ergebnisse stehen.<br />

Solche theoretischen Ansätze können einan<strong>der</strong> auch wi<strong>der</strong>sprechen. <strong>Die</strong> Suche nach<br />

einer geeigneten gegenstandstheoretischen Fundierung des Forschungshandelns wirft<br />

damit auch noch das Problem auf, inwieweit unterschiedliche Erklärungsansätze miteinan<strong>der</strong><br />

komp<strong>at</strong>ibel sind. Theoretische Schwerpunktsetzungen sind außerdem nicht<br />

nur auf allfällige spätere Verwendungswünsche abzustimmen, sie erzeugen auch unterschiedliche<br />

Zustimmungen und Ablehnungen bei jenen Personen, die meine späteren<br />

Forschungsergebnisse „konsumieren”. Vor diesem Hintergrund ist also offensichtlich:<br />

Entscheidungen können nicht „zufällig” o<strong>der</strong> „beliebig” getroffen werden,<br />

son<strong>der</strong>n erfor<strong>der</strong>n eine ausführliche Beschäftigung mit dem „aktuellen wissenschaftlichen<br />

<strong>Diskurs</strong>” im Bereich des angezielten Forschungsfeldes.<br />

1.3.3 Mögliche Fragen zur Bestimmung des Forschungsgegenstands<br />

Welche Phänomene muss ich untersuchen, um die Fragestellung beantworten zu<br />

können?<br />

Was ist <strong>der</strong> zentrale, wichtigste Gegenstandsbereich?<br />

Welche Randbereiche muss ich mit untersuchen?<br />

Was liegt außerhalb meiner Untersuchung?<br />

Welcher theoretische Zugang ermöglicht eine sinnvolle Differenzierung des Gegenstandes?<br />

Welche Theorie kann welche Aspekte zum Vorschein bringen und welche nicht?<br />

Welche Theorie h<strong>at</strong> den besten Erklärungswert für den zu betrachtenden Gegenstand?<br />

Welche Alltagstheorien nehme ich zum Gegenstand und/o<strong>der</strong> zur Fragestellung?<br />

1.3.4 Mögliche Stolpersteine<br />

ForscherInnen o<strong>der</strong> PraktikerInnen sind aufgrund ihrer eigenen Betroffenheit vom<br />

Problem davon überzeugt, über den Gegenstand auch ohne theoretische Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

bereits ausreichend Bescheid zu wissen bzw. fürchten vielleicht sogar,<br />

durch eine präzise Gegenstandsbestimmung von ihren persönlichen forschungsleitenden<br />

Überzeugungen abgelenkt zu werden.

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