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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Psychoanalytische Sozialforschung<br />

173<br />

Der spezielle Spürsinn, von dem im Kontext Psychoanalytischer Sozialforschung die<br />

Rede ist, verfügt über ein eigenes Navig<strong>at</strong>ionssystem, das sich im Wesentlichen an eigenen<br />

Resonanzen orientiert, die es wahrzunehmen und festzuhalten gilt. Als Resonanzen<br />

kommen dabei Haltungen und Reaktionen ins Spiel, die sich im Spannungsfeld<br />

<strong>der</strong> bereits genannten Neugier, Faszin<strong>at</strong>ion, Frustr<strong>at</strong>ion, Irrit<strong>at</strong>ion, Empörung,<br />

Aversion sowie des Wunsches nach Intervention bewegen. <strong>Die</strong>s setzt eine eigene<br />

Technik und <strong>Methode</strong> voraus, die eine hermeneutische Pendelbewegung zwischen<br />

Teilnahme am Geschehen und Rückzug in reflektierende Distanz erlaubt. <strong>Die</strong> Fähigkeit<br />

besteht darin, sowohl zugleich als auch im Wechselspiel konkrete Erfahrung, supervidierende<br />

Überlegenheit und Rekurs auf psychoanalytische Theorie balancieren<br />

zu können. <strong>Die</strong> Schwierigkeit dieser Aufspaltung <strong>der</strong> Person des Forschenden kann<br />

durch Organis<strong>at</strong>ion eines geeigneten Forschungsteams in bedingtem Maße umgangen<br />

werden.<br />

4. M<strong>at</strong>erial: Eine system<strong>at</strong>isierende Ordnung von<br />

Metaphern sozialer Struktur<br />

Psychoanalytische Sozialforschung befasst sich mit empirischer sowie künstlerisch,<br />

kulturell und wissenschaftlich vermittelter Realität von Individuen, sozialen Gruppen,<br />

kulturellen Gruppierungen bis hin zur Realität eines politischen und gesellschaftlichen<br />

Systems. Das Interesse kann sich dabei sowohl auf die aktuelle Situ<strong>at</strong>ion als<br />

auch auf historische Gegebenheiten und Entwicklungen sowie auf die Zukunft im<br />

Sinne von Prognosen, For<strong>der</strong>ungen, Visionen und Utopien konzentrieren. In Analogie<br />

zum historischen Längsschnitt ist auch an die Möglichkeit des Vergleichs unterschiedlicher<br />

Positionen im geographischen bzw. interkulturellen Querschnitt zu denken.<br />

Als Forschungsm<strong>at</strong>erial kommen drei K<strong>at</strong>egorien in Betracht: das, was aus objektiver<br />

Perspektive Realität dokumentiert; das, was aus subjektiver Perspektive über Realität<br />

berichtet; das, was auf Basis psychoanalytischer Wahrnehmung auf sich aufmerksam<br />

zu machen versteht. Für Psychoanalytische Sozialforschung bedeutet dies, dass innerhalb<br />

dieser K<strong>at</strong>egorien jedwede Art verbalen, nonverbalen, bildhaften, gegenständlichen<br />

sowie akustischen Forschungsm<strong>at</strong>erials Relevanz besitzt: verbales Forschungsm<strong>at</strong>erial,<br />

das sowohl aus wissenschaftlichen, literarischen, journalistischen, gebrauchsanleitenden<br />

Texten als auch aus Transkripten, eigenen Aufzeichnungen, Erinnerungsprotokollen<br />

sowie aus Graffitis an Außenwänden o<strong>der</strong> Inschriften in öffentlichen<br />

Toiletten bzw. Sanitäranlagen besteht – nonverbales Forschungsm<strong>at</strong>erial, das in<br />

Körpersprache eines Einzelnen sowie in szenischen Präsent<strong>at</strong>ionen unterschiedlicher<br />

Arten von Begegnungen und Ritualen enthalten ist und das Medium zu wechseln, d.h.<br />

schriftlich o<strong>der</strong> bildhaft zu dokumentieren ist, um als Forschungsm<strong>at</strong>erial dienen zu<br />

können – bildhaftes Forschungsm<strong>at</strong>erial, das sowohl dem Bereich dokumentierter<br />

Realität als auch dem Bereich künstlerischer Produktion zuzuordnen ist und jede K<strong>at</strong>egorie<br />

von Zeichnung, Malerei, Fotografie und Film umfasst – gegenständliches Forschungsm<strong>at</strong>erial,<br />

dem sowohl in Form von Gebrauchsgegenständen als auch in Form<br />

von Kunst- und Kultobjekten, Abzeichen, Emblemen sowie in Form von Architektur

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