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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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288<br />

2.3 Fragebogenkonstruktion<br />

Siegfried Lamnek<br />

Nicht weniger bedeutsam als die Formulierung <strong>der</strong> einzelnen Frage ist ihre Stellung<br />

innerhalb des Fragebogens. Zu oft wird auch heute noch bei <strong>der</strong> Interpret<strong>at</strong>ion einer<br />

einzelnen Frage so vorgegangen, als ob es sich um einen isoliert dargebotenen Stimulus<br />

und nicht um einen spezifischen Punkt im Laufe einer längeren Kommunik<strong>at</strong>ionssitu<strong>at</strong>ion<br />

gehandelt habe. Mit zunehmendem Erfahrungshorizont und -fortschritt h<strong>at</strong><br />

man jedoch <strong>der</strong> Fragenabfolge mehr Aufmerksamkeit geschenkt.<br />

<strong>Die</strong> Fragebogenkonstruktion folgt einer gewissen Dram<strong>at</strong>urgie:<br />

1. „Der Fragebogen soll so aufgebaut werden, dass ein Interessenzuwachs bei den<br />

Probanden von den ersten bis zu den letzten Fragen zu verzeichnen ist.<br />

2. Der Fragebogen soll mit einfachen Fragen beginnen und zu komplizierteren Fragestellungen<br />

überleiten.<br />

3. Zunächst sind allgemeine, emotional nicht tangierende und in alltäglichen Kommunik<strong>at</strong>ionssitu<strong>at</strong>ionen<br />

durchaus auch zu stellende Fragen zu formulieren.Erstab<br />

einem gewissen Zeitpunkt können schwierigere, tabuisierte, den intimen Persönlichkeitsbereich<br />

berührende Fragen angesprochen werden.<br />

4. Der Fragebogen soll so konstruiert werden, dass man von einem Bezugssystem<br />

zum an<strong>der</strong>en überleiten kann.<br />

5. (...) Man for<strong>der</strong>t als Grunds<strong>at</strong>z für die Konstruktion von Fragebogen eine psychologisch<br />

richtige st<strong>at</strong>t einer logisch richtigen Frageabfolge. Hierbei wird versucht,<br />

den Gedankengang und die Übergänge von einem Bezugssystem zum an<strong>der</strong>en<br />

dem alltäglichen Denken anzupassen. Allerdings ist vor dem Irrtum zu warnen,<br />

dass sich logische und psychologische Fragefolge ausschließen würden. Häufig<br />

fallen sie (...) zusammen“ (Lamnek 1980, 154, 155; Hervorhebungen im Original).<br />

2.3.1 Frageformulierung<br />

Angesichts <strong>der</strong> Komplexität von Befragungssitu<strong>at</strong>ionen als soziale Prozesse und angesichts<br />

dessen, dass „Fragen (...) in einem komplizierten Zusammenhang und unter<br />

nie gänzlich vorhersehbaren und kontrollierbaren gegenseitigen Einwirkungen zu betrachten“<br />

(Atteslan<strong>der</strong> 1995, 192) sind, liegt <strong>der</strong>zeit nach wie vor keine umfassende<br />

Theorie <strong>der</strong> Frageformulierung vor. Erste Versuche einer theoretischen Begründung<br />

bzw. Herleitung finden sich (Holm 1974), sind aber nicht weiter verfolgt worden. Jedenfalls<br />

ist man zwischenzeitlich weit über ein simples Frage-Antwort-Verhältnis als<br />

Stimulus-Response-Modell hinausgekommen und weiß um die Komplexität des Zusammenhangs<br />

zwischen Frageformulierung und gegebener Antwort, auf die die Abbildung<br />

2 aufmerksam macht.

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