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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Siegfried Lamnek<br />

Fragen sollen neutral formuliert werden, sie sollen keine belasteten Worte enthalten<br />

(wie z.B. „Kommunist“, „Boss“, „Leistungswille“, „Freiheit“ etc.),<br />

Fragen sollen nicht hypothetisch formuliert werden,<br />

Fragen sollen eindimensional sein, sich also jeweils nur auf einen Sachverhalt beziehen,<br />

Fragen sollen keine doppelten Verneinungen enthalten,<br />

Fragen dürfen die Befragten nicht überfor<strong>der</strong>n (beson<strong>der</strong>s groß ist diese Gefahr<br />

bei Fragen nach <strong>der</strong> Vergangenheit, nach <strong>der</strong> Zukunft sowie bei hypothetischen<br />

Fragen),<br />

Fragen sollen im Bezugsrahmen des Befragten liegen,<br />

Antwortmöglichkeiten auf Fragen sollen formal ausbalanciert bzw. symmetrisch<br />

sein, d.h. sie sollen ebenso viele positive wie neg<strong>at</strong>ive Antwortk<strong>at</strong>egorien enthalten,<br />

Antwortk<strong>at</strong>egorien sollen trennscharf (disjunkt) und möglichst erschöpfend sein,<br />

Programmfragen sind in Erhebungsfragen zu transformieren,<br />

heikle Fragen entschärfen, den Befragten damit überrumpeln, Mitläufereffekte erzielen<br />

o<strong>der</strong> sie als Selbstverständlichkeit darstellen,<br />

dem Befragen sollen – falls möglich – Antworthilfen gegeben werden (Listen,<br />

Karten etc.)<br />

(Schnell & Hill & Esser 1999, 312, 313; Atteslan<strong>der</strong> 1995, 192, 193; <strong>Die</strong>kmann 1995,<br />

409; Bourque & Fiel<strong>der</strong> 1998, 58; Fink 1998).<br />

Umstritten ist die Frage, ob dem Befragten als Antwortmöglichkeit eine „weiß-nicht“-<br />

K<strong>at</strong>egorie vorgegeben werden soll. Für die Vorgabe einer solchen K<strong>at</strong>egorie spricht,<br />

„daß bei <strong>der</strong> Nicht-Ausweisung einer ‚weiß-nicht‘-K<strong>at</strong>egorie bei den Antwortvorgaben<br />

(...) davon auszugehen (ist), daß bei Befragten, bei denen Non-Attitudes vorliegen<br />

und die sich gezwungen sehen, trotzdem eine inhaltliche Antwort zu geben, die<br />

‚Wahl‘ <strong>der</strong> inhaltlichen Antwortk<strong>at</strong>egorie eher zufällig erfolgt“ (Schnell & Hill & Esser<br />

1999, 315). Dagegen spricht, dass – wie Schumann & Presser (1981) zeigen konnten<br />

– „durch die Vorgabe einer expliziten ‚weiß-nicht‘-Beantwortungsmöglichkeit die<br />

‚weiß-nicht‘-Anteile einzelner Fragen um 10-30 % höher lagen, als in solchen Fällen,<br />

in denen eine solche Möglichkeit nicht gegeben war“ (Schnell & Hill & Esser 1999,<br />

315). Bei Faktfragen ist die „Weiß-nicht“-K<strong>at</strong>egorie sinnvoll und notwendig, bei Einstellungsfragen<br />

jedoch keineswegs zielführend.<br />

Viele in sozialwissenschaftlichen Umfragen interessierende Sachverhalte gelten als<br />

„heikel“, „unangenehm“ o<strong>der</strong> gar tabuisiert (z.B. Fragen nach sozial unerwünschtem<br />

Verhalten, nach Drogenmissbrauch, nach dem Sexualverhalten, dem Einkommen<br />

etc.). Problem<strong>at</strong>isch sind solche Fragen, weil dabei rel<strong>at</strong>iv viele Antwortverweigerungen<br />

sowie eine eingeschränkte Zuverlässigkeit <strong>der</strong> Antworten zu erwarten sind. Es<br />

gibt verschiedene Str<strong>at</strong>egien, heikle Fragen zu entschärfen, zu verharmlosen. Eine<br />

Möglichkeit ist etwa, die Frage durch Floskeln wie „Je<strong>der</strong> h<strong>at</strong> schon einmal ...“ einzuleiten,<br />

sie in einen harmlosen Zusammenhang zu stellen, den heiklen Sachverhalt einfach<br />

zu unterstellen und auf die darauf bezogene Frage um eine Antwort zu bitten<br />

(Schnell & Hill & Esser 1999, 317). Weitere Möglichkeiten sind u. a. auch, den Inhalt<br />

<strong>der</strong> Frage als Selbstverständlichkeit darzustellen, den Befragten mit <strong>der</strong> Frage zu<br />

„überrumpeln“ (z.B. nicht: „Wie alt sind Sie?“, son<strong>der</strong>n „Wann sind Sie geboren?“

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