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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Einführung in die Argument<strong>at</strong>ionsanalyse<br />

3. <strong>Die</strong> Analyse von Argumenten<br />

Unter dieser Perspektive erscheint es nun wenig sinnvoll, sich im Hinblick auf die<br />

strukturelle Seite des Argumentierens von vornherein an logischen K<strong>at</strong>egorien zu orientieren.<br />

Denn es geht nicht primär darum festzustellen, welche formalen Verknüpfungen<br />

zwischen den in <strong>der</strong> Argument<strong>at</strong>ion auftretenden Aussagen bestehen (o<strong>der</strong><br />

ggf. eben nicht bestehen). Ziel ist es vielmehr, <strong>der</strong> Bewegung des Argumentierens zu<br />

folgen, nämlich nachzuvollziehen, in welcher Weise die verschiedenen Komponenten<br />

aufeinan<strong>der</strong> einwirken und die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem fraglichen Sachverhalt<br />

vorantreiben. Insofern wir dabei in den betrachteten Zusammenhang strukturierend<br />

und beurteilend eingreifen, bedeutet das Analysieren einer argument<strong>at</strong>iven Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

immer in einem gewissen Sinne Mitargumentieren.<br />

Als Grundelemente werden im Rahmen des reflexiv-pragm<strong>at</strong>ischen Ans<strong>at</strong>zes auch<br />

nicht Prämissen und Konklusionen betrachtet, wie es sonst in <strong>der</strong> neueren Argument<strong>at</strong>ionstheorie<br />

noch üblich ist, son<strong>der</strong>n Thesen, Gründe und Einwände, entsprechend<br />

den drei „argument<strong>at</strong>iven Grundoper<strong>at</strong>ionen“ Behaupten, Begründen und Wi<strong>der</strong>legen,<br />

die Wohlrapp unterscheidet (Wohlrapp 1990, 399f). Dass beim Argumentieren sowohl<br />

Argumente wie auch Gegenargumente vorgebracht und miteinan<strong>der</strong> bzw. zur These<br />

in Beziehung gesetzt werden können, wird damit als charakteristisches Moment von<br />

Argument<strong>at</strong>ion überhaupt sichtbar gemacht.<br />

3.1 Vier Stufen des Analysierens<br />

Bei <strong>der</strong> Analyse selbst lassen sich vier aufeinan<strong>der</strong> aufbauende Stufen unterscheiden,<br />

wobei die Ergebnisse <strong>der</strong> jeweils vorhergehenden Stufen aber unter Umständen im<br />

Licht <strong>der</strong> jeweils folgenden neu zu überdenken sind. <strong>Die</strong> oben dargestellte retroflexive<br />

Rückkopplungsschleife tritt also auch hier auf: Wenn Unklarheiten o<strong>der</strong> Schwierigkeiten<br />

auf einer Stufe auftreten, kann es erfor<strong>der</strong>lich sein, auf die vorhergehenden<br />

Stufen zurückzugehen, dort Korrekturen vorzunehmen und daraufhin wie<strong>der</strong> die folgenden<br />

Stufen anzupassen.<br />

<strong>Die</strong> erste Stufe beinhaltet das Bestimmen <strong>der</strong> Kontroverse: <strong>Die</strong> zentrale These – und,<br />

falls vorhanden, die zentrale Gegenthese – wird identifiziert und damit zugleich das<br />

Thema <strong>der</strong> Kontroverse – was eigentlich strittig ist – festgelegt. Häufig wird die endgültige<br />

Fixierung dessen erst gegen Ende <strong>der</strong> Analyse möglich sein, aber diese Stufe<br />

ist trotzdem am Anfang notwendig, weil sich die folgenden Stufen daran orientieren.<br />

Auf <strong>der</strong> zweiten Stufe erfolgt das Einteilen <strong>der</strong> Argument<strong>at</strong>ion: <strong>Die</strong> Argument<strong>at</strong>ion<br />

wird in einzelne argument<strong>at</strong>ive Schritte zerlegt, das heißt in Teile, die den Seiten <strong>der</strong><br />

Kontroverse zugeordnet sind und eine bestimmte argument<strong>at</strong>ive Funktion haben.<br />

Mögliche Teile sind einerseits Formulierungen <strong>der</strong> zentralen These bzw. Gegenthese<br />

(o<strong>der</strong> Teile davon), an<strong>der</strong>erseits Formulierungen <strong>der</strong> dafür vorgebrachten Gründe und<br />

<strong>der</strong> dagegen angeführten Einwände (o<strong>der</strong> Teile davon), die selbst wie<strong>der</strong> Thesen darstellen<br />

und durch weitere Gründe gestützt bzw. durch Einwände in Frage gestellt sein<br />

können. Dabei kann ein Argument auch eine Wie<strong>der</strong>holung, eine präzisierte o<strong>der</strong> revidierte<br />

Fassung eines zuvor schon aufgetretenen Arguments sein. Um die Beziehungen<br />

zwischen den gefundenen Teilen darstellen zu können, empfiehlt es sich, sie zunächst<br />

<strong>der</strong> Reihe nach durchzunummerieren. Hier zeigt sich beson<strong>der</strong>s deutlich, dass wir als<br />

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