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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Herbert Bickel<br />

ner psychologischen, sozialen und kulturellen Them<strong>at</strong>ik zu befassen; um die Frage,<br />

auf welchen subjektiven Faktoren die Entscheidung beruht, sich dabei dem Unbewusstennähernzuwollen.<br />

3. <strong>Methode</strong>: Eine spezielle Aufmerksamkeit im Feld<br />

sozialer Realität<br />

Sozialforschung als solche befasst sich mit sozialer Realität. Während jedoch traditionelle<br />

Sozialforschung ihre Aufmerksamkeit auf Sichtbares und Bewusstes beschränkt,<br />

wendet sich Psychoanalytische Sozialforschung jenem Bereich zu, <strong>der</strong> sich herkömmlicher<br />

Wahrnehmung entzieht und nur auf dem Weg seiner Wirksamkeit in zurückhalten<strong>der</strong><br />

Weise Annäherung erlaubt. Es handelt sich dabei um die Wirkung unbewusster<br />

Bil<strong>der</strong>, Erinnerungen, Visionen, Träume als auch um die Wirkung unbewusster dynamischer<br />

Prozesse, die sich im intrapsychischen Bereich des Einzelnen sowie im psychosozialen<br />

Bereich familialer, kultureller, ethnischer, politischer, gesellschaftlicher<br />

Realität bemerkbar machen. Als Bezug ist sowohl empirische, d.h. in geteilter Anwesenheit<br />

erlebte als auch jene Realität von Belang, die sich als künstlerisch, kulturell<br />

o<strong>der</strong> wissenschaftlich vermittelte präsentiert. Das Forschungsfeld erstreckt sich somit<br />

auf die Gesamtheit psychoanalytischer Erfahrungsbereiche, die sich als Orte empirischer<br />

sowie als Orte erzählter, beschriebener, berichteter, dokumentierter Realität präsentieren.<br />

Dabei erhält <strong>der</strong> Gegenstand Psychoanalytischer Sozialforschung zum einen<br />

eine individuelle und kollektive und zum an<strong>der</strong>en eine historische und anthropologische<br />

Dimension.<br />

Ob sich das Interesse Psychoanalytischer Sozialforschung auf empirische o<strong>der</strong> auf<br />

vermittelte Realität bezieht, än<strong>der</strong>t nichts daran, dass die Wahrnehmung unbewusster<br />

Phänomene einer beson<strong>der</strong>en Aufmerksamkeit bedarf. Es handelt sich im Wesentlichen<br />

um eine Öffnung für unbewusste Kommunik<strong>at</strong>ion. <strong>Die</strong>s h<strong>at</strong> sowohl mit psychoanalytischer<br />

Haltung als auch mit psychoanalytischer Technik und <strong>Methode</strong> und nicht<br />

zuletzt mit Kenntnissen im Bereich psychoanalytischer Theorie zu tun.<br />

Öffnung bedeutet primär Spürsinn für Gegebenheiten, in denen sich Unbewusstes manifestiert.<br />

Auch wenn sich das Wesen dieses Spürsinns einer exakten Beschreibung<br />

entzieht, ist doch eine Annäherung über Metaphern möglich: über die Metapher des<br />

Archäologen, <strong>der</strong> Fragmente entschwundener Realität freizulegen versucht und in seinem<br />

Bemühen, Vergangenes zu rekonstruieren, Gegenwärtiges konstruiert – und auch<br />

über die Metapher des Detektivs, <strong>der</strong> sich in zyklischer Wie<strong>der</strong>kehr an Orte verbotenen<br />

Geschehens begibt, sich in ahnungsvoller Trance von Beobachtung zu Beobachtung<br />

treiben lässt und die unhörbare Stimme möglicher Indizien vernimmt, ohne zu<br />

wissen, in welchem Argument<strong>at</strong>ionszusammenhang sie eine Rolle spielen werden.<br />

<strong>Die</strong> klassische Metapher des Archäologen und des Detektivs kann durch die Metapher<br />

des Diggers ergänzt werden, <strong>der</strong> auf Basis theoretischer Kenntnisse, praktischer Erfahrungen<br />

und einer speziellen Wahrnehmungskompetenz exakt den Ort zu bestimmen<br />

weiß, an dem es ihm gelingt, Erdöl aus <strong>der</strong> Tiefe an die Oberfläche schießen zu<br />

lassen.

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