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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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<strong>Methode</strong>n <strong>der</strong> Technikbewertung<br />

435<br />

behilft sich mit dem englischen und ebenfalls mehrdeutigen „systems engineering“<br />

(Daenzer/Huber 1992). So fängt man die ganze Bandbreite dieser Konzeptionen zunächst<br />

wohl am besten mit dem weitläufigen Begriff „Systemdenken“ ein, obwohl<br />

eine system<strong>at</strong>ische Rekonstruktion und Ausgestaltung schließlich doch auf eine wohlverstandene<br />

Systemtheorie hinauslaufen wird. <strong>Die</strong> verschiedenen Systemansätze haben<br />

es durchweg mit ganzheitlichen Problemlösungsstr<strong>at</strong>egien zu tun. Charakteristisch<br />

ist das Prinzip, den Problemlösungsprozess selbst als komplexes System von<br />

Teilaktivitäten zu modellieren und typische Ablaufstrukturen zu beschreiben und zu<br />

empfehlen.<br />

2. Ablaufstruktur <strong>der</strong> Technikbewertung<br />

Für Untersuchungen zur Technikbewertung ist schon 1971 das sogenannte MITRE-<br />

Schema vorgeschlagen worden, das seitdem immer wie<strong>der</strong> zitiert wird. 3 Porter und<br />

an<strong>der</strong>e haben diese und einige an<strong>der</strong>e Ablaufstrukturen verglichen; sie haben keine<br />

wesentlichen Unterschiede feststellen können, aber doch ein leicht modifiziertes<br />

Schema daraus gewonnen, das in Bild 1 – in eigener freier Übersetzung – wie<strong>der</strong>gegeben<br />

wird, da es bestimmte Einzelheiten klarer darstellt als das MITRE-Schema<br />

(Porter/Rossini/Carpenter/Roper 1980, 54ff).<br />

<strong>Die</strong> Untersuchung beginnt mit <strong>der</strong> Abgrenzung des anstehenden Bewertungsproblems.<br />

Das ist keineswegs so trivial, wie es zunächst klingen mag. Je nach Abgrenzung<br />

unterscheiden sich nämlich die (a) technikinduzierte und (b) probleminduzierte<br />

Technikbewertung. Eine technikinduzierte Technikbewertung setzt bei einer konkreten<br />

technischen Lösungsform an, die entwe<strong>der</strong> bereits existiert o<strong>der</strong> doch so weit entwickelt<br />

ist, daß sich ihre Ausgestaltung deutlich absehen lässt. So wurde vor gut einem<br />

Jahrzehnt die Wärmepumpe als altern<strong>at</strong>ive Gebäudeheizung ins Gespräch gebracht,<br />

und eins<strong>at</strong>zfähige Anlagen wurden bereits angeboten. Wenn man erst dann die<br />

Frage aufwirft, welche Vor- und Nachteile die Wärmepumpe h<strong>at</strong>, dann ist eine solche<br />

Technikbewertung von <strong>der</strong> verfügbaren Technik angestoßen worden. <strong>Die</strong>se Art von<br />

Technikbewertung scheint bislang vorgeherrscht zu haben.<br />

Sieht man dagegen das anstehende Problem nicht in einer bestimmten Technik, über<br />

<strong>der</strong>en Einführung zu entscheiden ist, son<strong>der</strong>n in einer gesellschaftlichen Bedürfnislage,<br />

die unter Umständen durch die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Technik zu bewältigen wäre,<br />

dann spricht man von einer probleminduzierten Technikbewertung – wobei, lei<strong>der</strong> etwas<br />

missverständlich, hier nicht das Problem gemeint ist, das jede Technikbewertung<br />

darstellt, son<strong>der</strong>n ein gesellschaftliches Problem, das seinerseits zu dem Untersuchungsproblem<br />

führt, verschiedene dafür in Betracht kommende Techniken vergleichend<br />

zu bewerten. Im erwähnten Beispiel besteht das gesellschaftliche Problem darin,<br />

menschliche Behausungen angesichts beträchtlicher Witterungsschwankungen in<br />

einem behaglichen Temper<strong>at</strong>urzustand zu halten, und unter den technischen Lösungsmöglichkeiten<br />

sind dann nicht nur alle Formen <strong>der</strong> Beheizung in Betracht zu ziehen,<br />

3 So benannt nach einer amerikanischen Ber<strong>at</strong>ungsfirma, die als Urheber gilt; leicht zugänglich<br />

beispielsweise bei Huisinga 1985, 172ff.

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