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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Karoline Bitschnau & Manuela Hinteregger<br />

Begriff vermittelt wäre durch die Individuen, denn <strong>der</strong> Prozess, durch den sie sich erhält, ist ja,<br />

schließlich <strong>der</strong> Lebensprozess, <strong>der</strong> Arbeitsprozess, <strong>der</strong> Produktions- und Reproduktionsprozess,<br />

<strong>der</strong> durch die einzelnen in <strong>der</strong> Gesellschaft vergesellschafteten Individuen in Gang gehalten<br />

wird.“ (Adorno 1993, 69, 70)<br />

Daraus wird in <strong>der</strong> Erinnerungsarbeit ein Wirklichkeitsbegriff entwickelt, welcher die<br />

Subjekte des Handelns nicht ausblendet und die forschenden WissenschafterInnen<br />

selbst als solche Subjekte zu fassen erlaubt.<br />

2. Entstehungskontext und methodologischer Hintergrund<br />

2.1 Zur Geschichte von kollektiver Erinnerungsarbeit<br />

Anfang <strong>der</strong> 70er Jahre h<strong>at</strong> Frigga Haug 1 mit einem Projekt begonnen, das sie Erinnerungsarbeit<br />

nannte. Sie weist darauf hin, dass sie den begrifflichen Vorschlag Rolf<br />

Nemitz verdankt, mit dem sie damals in einem Projekt zur Erforschung <strong>der</strong> Autom<strong>at</strong>ionsarbeit<br />

zusammenarbeitete (vgl. Haug 1999, 14). An diesem Projekt Erinnerungsarbeit<br />

war auch Kornelia Hauser 2 über zehn Jahre beteiligt. Es entstanden daraus<br />

mehrere Bücher in Bezug auf den Entwurf einer Theorie weiblicher Sozialis<strong>at</strong>ion.<br />

Den Entstehungskontext von kollektiver Erinnerungsarbeit bildet die deutsche Frauenbewegung.<br />

Eine Gruppe um Frigga Haug setzte sich zum Ziel, das, was sie „die Defizite<br />

weiblicher Sozialis<strong>at</strong>ion“ nannte, zu überwinden (vgl. ebd., 17). Weiteres Ziel<br />

war die Aneignung von Wissen und die Fähigkeit, dieses Wissen öffentlich zu artikulieren<br />

und zu diskutieren. So wurden die Theoreme <strong>der</strong> kollektiven Erinnerungsarbeit<br />

begründet. <strong>Die</strong> Forscherinnen gewinnen theoretische Einsichten aus eigenen Erfahrungen<br />

und erlangen zugleich größere Handlungsfähigkeit. <strong>Die</strong>s könnte durch die methodischen<br />

Postul<strong>at</strong>e zur Frauenforschung von Maria Mies ergänzt werden: <strong>Die</strong> sogenannte<br />

„bewusste Parteilichkeit“ for<strong>der</strong>t beson<strong>der</strong>s die Aktionsorientierung auf je<strong>der</strong><br />

Stufe des Forschungsprozesses als das aktive Engagement <strong>der</strong> Forscherinnen mit <strong>der</strong><br />

jeweiligen n<strong>at</strong>ionalen (lokalen) Frauenbewegung. Maria Mies betont den Bedingungszusammenhang<br />

zwischen Frauenbewegung und Frauenforschung, Theorie und<br />

Praxis und die Verbindung zwischen Wissenschaft und Politik (vgl. Mies 1994, 120).<br />

Der Beginn von Erinnerungsarbeit fällt zeitlich in etwa mit dem zusammen, was Mayring<br />

(1989) die qualit<strong>at</strong>ive Wende nennt. Eine rein quantit<strong>at</strong>ive Vorgehensweise galt<br />

und gilt nicht mehr als alleiniges Ideal, und qualit<strong>at</strong>ives Denken setzte sich in<br />

Deutschland seit den 70er Jahren – auch durch die Kritik und Anregungen aus <strong>der</strong> feministischen<br />

Forschung – wie<strong>der</strong> stärker durch. Qualit<strong>at</strong>ive <strong>Methode</strong>n, in denen biographisches<br />

M<strong>at</strong>erial an zentraler Stelle steht und ein interpret<strong>at</strong>ives Paradigma als<br />

1 Frigga Haug ist Professorin an <strong>der</strong> Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg. Ihre<br />

Forschungsschwerpunkte sind Frauensozialis<strong>at</strong>ion und -politik, Arbeit, sozialwissenschaftliche<br />

<strong>Methode</strong>n und Lernen.<br />

2 Kornelia Hauser ist Professorin am Institut für Erziehungswissenschaften <strong>der</strong> Universität<br />

Innsbruck. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Ideologietheorie und -kritik, Gesellschaftstheorien,<br />

„Mo<strong>der</strong>nisierungsprozesse“ bzw. Kapitalismus- und P<strong>at</strong>riarch<strong>at</strong>skritik.

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