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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Qualit<strong>at</strong>ive Inhaltsanalyse<br />

359<br />

licher Objektivitätskriterien bzw. Subjektivitätsminimierung (im Sinne forschungsspezifischer<br />

und prozessualer Offenlegung des Forschungsprozesses) –<br />

auch die Analyse sinnmachen<strong>der</strong> l<strong>at</strong>enter Kommunik<strong>at</strong>ionsinhalte ableiten lassen.<br />

2.2 Symbolischer Interaktionismus<br />

Vielleicht würden wir gut daran tun, den Plan zu verlieren, die Karte wegzuwerfen, vom Motorrad<br />

abzusteigen, einen seltsamen Hut aufzusetzen, dreimal scharf zu bellen und dann, schmal<br />

aussehend, gelb und schmutzig, davonzutrotten, durch die Wüste und hinauf in die Wäl<strong>der</strong>...<br />

Wir sind in einem r<strong>at</strong>ionalen Dilemma, einer Situ<strong>at</strong>ion des Entwe<strong>der</strong>-O<strong>der</strong>, wie sie von <strong>der</strong><br />

binären Computerdenkweise wahrgenommen wird, und we<strong>der</strong> das Entwe<strong>der</strong> noch das O<strong>der</strong> ist<br />

ein Ort, wo Menschen leben können... Ich habe die Wahl eines Großinquisitors. Wirst du Freiheit<br />

ohne Glück o<strong>der</strong> Glück ohne Freiheit wählen? Ich denke, die einzig mögliche Antwort ist:<br />

Nein. (LeGuin, Ursula K.)<br />

Der Symbolische Interaktionismus ist eine Theorierichtung, die vorwiegend auf Mead<br />

(erstmals 1934) und Blumer (1969) zurückgeht. „‚Symbole‘ als Vorgänge o<strong>der</strong> Gegenstände,<br />

die als Sinnbil<strong>der</strong> auf etwas an<strong>der</strong>es verweisen (z.B. Fahne als Symbol für<br />

N<strong>at</strong>ion), sind Kulturprodukte. Obgleich interindividuelle Vari<strong>at</strong>ionen möglich und<br />

wahrscheinlich sind (eine schwarze K<strong>at</strong>ze bedeutet nicht für alle Menschen Unglück),<br />

gibt es historisch und gesellschaftlich festgelegte und von jedem Gesellschaftsmitglied<br />

zu erlernende Grundbedeutungen.“ – Unter „symbolischer Interaktion“ wird<br />

demnach ein wechselseitiges, aufeinan<strong>der</strong> bezogenes Verhalten von Gruppen bzw.<br />

Personen unter Anwendung gemeinsamer Symbole verstanden, wobei eine Ausrichtung<br />

an den Erwartungen <strong>der</strong> Handlungspartner erfolgt (eine „nicht-symbolische Interaktion“<br />

wäre bspw. ein reflexartiges aufeinan<strong>der</strong> bezogenes Verhalten). (Lamnek,<br />

1988, 45)<br />

Gemäß Blumer wird <strong>der</strong> Symbolische Interaktionismus von vier inhaltlichen Punkten<br />

und <strong>der</strong>en Schlussfolgerungen geprägt (Blumer, 1980, 66f):<br />

Handlungen von Individuen gegenüber „Dingen“ gehen von <strong>der</strong> Bedeutung aus,<br />

welche diese für sie besitzen – sie gehen demnach nicht unbedingt davon aus, was<br />

t<strong>at</strong>sächlich ist, son<strong>der</strong>n von dem, was Menschen glauben, dass etwas so o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s<br />

ist.<br />

Menschliches Zusammenleben erfolgt prozessual. <strong>Die</strong> an diesem Zusammenleben<br />

Beteiligten zeigen gegenseitig Bedeutungsinhalte an und interpretieren diese.<br />

Soziales Handeln obliegt beson<strong>der</strong>en Situ<strong>at</strong>ionen, die <strong>der</strong> Wahrnehmung und darauf<br />

aufbauend <strong>der</strong> Einschätzung zukünftiger Handlungsweisen des Betroffenen<br />

bedürfen.<br />

Institutionen, soziale Organis<strong>at</strong>ionen etc. sind als komplexe Vernetzung von<br />

Handlungen und als Sammelsurium <strong>der</strong> handelnden Personen zu verstehen.<br />

Fazit: Der Symbolische Interaktionismus geht in dessen Forschungsablauf von einer<br />

laufenden Rückkoppelung zwischen „wissenschaftlichem“ Verstand und „Alltagsverstand“<br />

aus: Nur einen <strong>der</strong> beiden einzusetzen, würde zu kurz zielen. Der Symbolische<br />

Interaktionismus fokussiert damit auf die Kontrolle des „Wissenschaftsverstands“<br />

durch den „Alltagsverstand“ (alltägliche Nähe). Damit ist dieser Ans<strong>at</strong>z geprägt von<br />

einem tiefen Eintauchen des Forschers in die zu untersuchende soziale Gegebenheit<br />

und einer persönlichen Beteiligung an <strong>der</strong> zu untersuchenden Lebensform, bis hin

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