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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Zu den <strong>Methode</strong>n <strong>der</strong> Geschichtsforschung<br />

<strong>Methode</strong>n in den Geschichtswissenschaften zu unterstellen, auch wenn die Ausdifferenzierung<br />

einer <strong>Methode</strong>nlehre bei an<strong>der</strong>en Disziplinen weiter gediehen scheint.<br />

2. „Historische <strong>Methode</strong>“ – <strong>Die</strong> Tradition Droysens<br />

183<br />

Als im Rahmen <strong>der</strong> „Studiengruppe ‚Theorie <strong>der</strong> Geschichte‘“ über Historische <strong>Methode</strong><br />

(Meier/Rüsen 1988) diskutiert wurde, betonten mehrere Beiträger, nicht nur<br />

Jörn Rüsen (Rüsen 1988), die herausragende Bedeutung Johann Gustav Droysens für<br />

die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Methode</strong>nlehre <strong>der</strong> Geschichtswissenschaft. In <strong>der</strong> T<strong>at</strong> sind die<br />

Beiträge Droysens bei weitem interessanter – und vor allem dauerhafter – als jene<br />

Rankes, <strong>der</strong> nicht nur von <strong>der</strong> Fama <strong>der</strong> traditionalistischen Geschichtswissenschaft<br />

häufig höher geschätzt wurde (vgl. z.B. Evans 1997). Wie aus <strong>der</strong> kritischen Ausgabe<br />

seiner Historik (Droysen 1977) ersichtlich ist, beschäftigte sich Droysen wenigstens<br />

25 Jahre lang mit <strong>der</strong> Formulierung seiner Version historischer <strong>Methode</strong>n. Von Anfang<br />

an formulierte er den Kerns<strong>at</strong>z: „Das Wesen <strong>der</strong> geschichtlichen <strong>Methode</strong> ist forschend<br />

zu verstehen, ist die Interpret<strong>at</strong>ion.“ (Droysen 1977, 22) In seiner Vorlesung<br />

von 1857 rechnete Droysen vier Elemente <strong>der</strong> Methodik zu, die alle eine kurze Diskussion<br />

verdienen: die Heuristik, die Kritik, die Interpret<strong>at</strong>ion und die Apodeixis.<br />

Heuristik kreist bei Droysen um die „M<strong>at</strong>erialien“ als Ausgangspunkt historischer<br />

Wissenschaft. Es gilt sie zu finden, sie typologisch zu charakterisieren und g<strong>at</strong>tungsgeschichtlich<br />

einzuordnen. Das Corpus <strong>der</strong> M<strong>at</strong>erialien ist bei Droysen nicht abgeschlossen,<br />

ganz im Gegenteil: „<strong>Die</strong> Sache <strong>der</strong> Heuristik war es, das M<strong>at</strong>erial zu finden,<br />

aufzuspüren, durch immer feinere Wendungen zu ergänzen und zu erweitern.“<br />

(Droysen 1977, 111)<br />

Droysen unterscheidet die Kritik <strong>der</strong> Echtheit („ob dies M<strong>at</strong>erial das wirklich ist, wofür<br />

es gehalten wird o<strong>der</strong> gehalten werden will“, S. 116), das diakritische Verfahren<br />

(„ob es noch unentstellt das ist, was es war und sein wollte“, ebd.), die Kritik des<br />

Richtigen (Anakrisis) („ob es, da es wurde, das war und sein konnte, wofür es gehalten<br />

wird o<strong>der</strong> gehalten sein will, o<strong>der</strong> ob es gleich, da es wurde, nur teilweise, nur rel<strong>at</strong>iv<br />

dem entsprechen konnte und wollte, wofür es gelten will“, ebd.) <strong>Die</strong> Quellenkritik<br />

schließlich „untersucht, ob die Quellen das Richtige sagen wollten o<strong>der</strong> konnten“<br />

(ebd.). Droysen schließt dann mit <strong>der</strong> Kritik des T<strong>at</strong>bestandes, im Großen und Ganzen<br />

eine Art Plausibilitätskontrolle.<br />

<strong>Die</strong> im Historismus des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts erarbeiteten <strong>Methode</strong>n <strong>der</strong> Quellenkritik, an<br />

<strong>der</strong> vor allem Mediävisten beteiligt waren, gehören auch heute noch dem Grundkanon<br />

<strong>der</strong> Geschichtswissenschaft zu (vgl. nur Grafton 1991). Auf die nötige Quellenkritik<br />

zu verzichten, mag gefährliche und blamable Folgen zeitigen. Als Beispiele mögen<br />

nur die Affären um die sog. Hitler-Tagebücher (vgl. Picker 1992) o<strong>der</strong> um den Fall<br />

Wilkomirski (Mächler 2000) dienen. In beiden Fällen h<strong>at</strong>ten anerkannte Fachhistoriker<br />

vorschnell die Fälschung als echtes Dokument bezeichnet.<br />

Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> beiden Schritte Heuristik und Kritik kann nun – so Droysen – die<br />

Interpret<strong>at</strong>ion erfolgen. Für Droysen sind folgende aufeinan<strong>der</strong>folgende Formen <strong>der</strong><br />

Interpret<strong>at</strong>ion zu unterscheiden: die pragm<strong>at</strong>ische Interpret<strong>at</strong>ion, die Interpret<strong>at</strong>ion eines<br />

„einfachen T<strong>at</strong>bestand(es) (...) nach all in ihm erscheinenden Momenten des sach-

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