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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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402<br />

Reinhold Popp<br />

Ist das Wissenschaftssystem <strong>der</strong> eine Pol handlungsorientierter Forschung, sind die<br />

durch die pragm<strong>at</strong>ische Logik des Alltagshandelns gekennzeichneten jeweiligen Praxisfel<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Pol. Bei unterschiedlichen Leistungs- und Funktionsbedingungen<br />

dieser gesellschaftlichen Subsysteme haben wir es auch mit entsprechend unterschiedlichen,<br />

ja zum Teil gegensätzlichen Interaktionssystemen zu tun.<br />

Als „Grenzgänger/in“ gerät <strong>der</strong>/die handlungsorientierte Forscher/in zwangsläufig in<br />

die Einflusssphäre bei<strong>der</strong> Interaktionssysteme. Damit ergibt sich aber auch ein doppelter<br />

Legitim<strong>at</strong>ionszwang:<br />

Gegenüber <strong>der</strong> Wissenschaft: Erfüllung <strong>der</strong> inhaltlichen und formalen Kriterien<br />

wissenschaftlichen Arbeitens, wobei freilich das enge Regelwerk positivistischer<br />

Sozialforschung im Sinne eines pluralistischen Wissenschaftsverständnisses überwunden<br />

werden muss<br />

Gegenüber dem jeweiligen Praxisfeld: praktische Wirksamkeit.<br />

<strong>Die</strong> mit handlungsorientierter Forschung verbundene Doppelbelastung <strong>der</strong> For-scherin<br />

bzw. des Forschers erfor<strong>der</strong>t demnach ein umfangreiches Bündel von Kompetenzen,<br />

die für empirisch-technologische Sozialforschung nicht unbedingt gegeben sein<br />

müssen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die spannungsgeladene „Eigendynamik interaktiver Prozesse“ (Schülein<br />

1979, 305), die in traditioneller empirischer Feldforschung durch „Standardisierung“<br />

und „Ausgrenzung des Verwertungszusammenhangs“ entsprechend kontrolliert und<br />

reduziert wird, absorbiert ein erhebliches Maß an Zeit und Energie, was auf die Notwendigkeit<br />

einer überdurchschnittlich hohen „libidinösen Besetzung“ zentraler Anteile<br />

<strong>der</strong> jeweiligen handlungsorientierten Forschungstätigkeit hinweist.<br />

Bereits aus diesen Andeutungen lässt sich erahnen, dass handlungsorientierte Forschung<br />

über die für jede wissenschaftliche Arbeit grundlegenden methodologischen,<br />

forschungsmethodischen und fachwissenschaftlichen Kenntnisse und Kompetenzen<br />

hinaus „eine radikale Verfügung über die eigene Subjektivität“ im Sinne „selbstreflexiver<br />

Kompetenz“ (ebd., 312f) sowie eine beson<strong>der</strong>s gut entwickelte „kommunik<strong>at</strong>ive<br />

Kompetenz“ erfor<strong>der</strong>t.<br />

Handlungsorientierter Forschung geht es also nicht nur um die Analyse, son<strong>der</strong>n gerade<br />

auch um die Verän<strong>der</strong>ung ihres jeweiligen Gegenstandes (dazu auch: Faché<br />

1986, Gstettner 1991, Gunz 1986).<br />

Vor allem dieser Verän<strong>der</strong>ungsanspruch führt vielfach zur Verurteilung handlungsorientierter<br />

Forschung als „unwissenschaftlich“, insbeson<strong>der</strong>e aus den Reihen <strong>der</strong> empirisch-sozialtechnologisch<br />

orientierten Forscher/innen.<br />

Der/die handlungsorientierte Forscher/in kann zum Dialog mit Wissenschaftler/inne/<br />

n, die an<strong>der</strong>e methodologische Positionen vertreten, beitragen:<br />

durch Offenlegung <strong>der</strong> methodologischen und methodischen Ansprüche,<br />

durch möglichst ungeschminkte selbstkritische Darstellung <strong>der</strong> Forschungspraxis<br />

sowie<br />

durch eine gegenüber dem konkreten Forschungsfeld verantwortbare Rückmeldung<br />

von D<strong>at</strong>enm<strong>at</strong>erial bzw. problem- und gegenstandsbezogenen Erkenntnissen<br />

und Theoremen an das Wissenschaftssystem.

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