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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Winfried Marotzki<br />

kommen häufig konvers<strong>at</strong>ionsanalytische Verfahren zum Eins<strong>at</strong>z (vgl. Eberle 1997;<br />

Bergmann 1991).<br />

2.2.2 Bildauslegung<br />

Bei Bil<strong>der</strong>n folge ich <strong>der</strong> Auffassung Kracauers, dass <strong>der</strong> Film sich aus <strong>der</strong> Fotografie<br />

entwickelt h<strong>at</strong> und dass es insofern zwischen Bil<strong>der</strong>n und bewegten Bil<strong>der</strong>n, also zwischen<br />

Fotografie und Film, zwar Unterschiede gibt, das Konstitutionsmedium von<br />

Wirklichkeit aber das gleiche ist. Der Film ist eine Erweiterung <strong>der</strong> Fotografie: „Das<br />

Wesen <strong>der</strong> Fotografie lebt in dem des Films fort.” (Kracauer 1960, 53) Für die Zwecke<br />

<strong>der</strong> Biographieforschung werden dabei jene Bild- und Filmdokumente von Interesse<br />

sein, die Aufschluss über den individuellen Erfahrungsverarbeitungsraum geben.<br />

Dazu ist zwar – folgt man Kracauer – das Bild- und Filmmedium im Unterschied zu<br />

sprachlich orientierten Medien grundsätzlich nicht gut geeignet, denn <strong>der</strong> Film orientiert<br />

sich kameragerecht an <strong>der</strong> äußeren Realität, nicht am Innenleben <strong>der</strong> Menschen.<br />

Aber n<strong>at</strong>ürlich räumt er ein, dass es Genres gibt, die für die Frage, wie Menschen Realität<br />

in Wirklichkeit transformieren, schon Aufschluss bieten, z.B. bestimmte Spielfilmarten.<br />

Bil<strong>der</strong> sind als Chiffren individueller und gesellschaftlicher Sachverhalte zu analysieren.<br />

Um individuelle und kulturelle Distinktionsgewinne und Inszenierungsqualitäten<br />

zu erschließen, ist die Eigenlogik des Bildes zu erschließen. <strong>Die</strong> Symbolik <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong><br />

und Bildelemente wird in den Interpret<strong>at</strong>ionsprozessen als Träger sozialer Bedeutungs-<br />

und Sinngehalte erschlossen. <strong>Die</strong> meisten Verfahren knüpfen dabei an Erwin<br />

Panofskys <strong>Methode</strong> <strong>der</strong> Ikonologie an (vgl. Müller-Doohm 1997). Zusammenfassend<br />

kann man sagen, dass bisher Fotos wesentlich stärker für Qualit<strong>at</strong>ive Sozialforschung<br />

im Allgemeinen und Biographieforschung im Beson<strong>der</strong>en genutzt worden sind (vgl.<br />

Collier 1967; Schwartz 1989; Fuhs 1997; Haupert 1994) als Filme und Videos.<br />

Wenn eingangs Biographie etwas emph<strong>at</strong>isch als Schrift des Lebens bezeichnet worden<br />

ist, dann sind nun einige Hinweise gegeben worden, wie diese Schrift des Lebens<br />

zu entziffern ist. Biographieforschung verfolgt also dieses ehrgeizige Programm,<br />

wohl wissend, dass es nicht nur die biologische Ebene ist, die für den Menschen konstitutiv<br />

ist, son<strong>der</strong>n dass es vor allem die soziale Ebene <strong>der</strong> kulturell-symbolischen<br />

Entwürfe ist, die den Menschen zum Menschen macht.<br />

Liter<strong>at</strong>ur- und Medienverzeichnis<br />

Arbeitsgruppe Bielefel<strong>der</strong> Soziologen: Kommunik<strong>at</strong>ive Sozialforschung. München (Fink) 1976.<br />

Berger, Peter L. & Luckmann, Thomas: <strong>Die</strong> gesellschaftliche Konstruktion <strong>der</strong> Wirklichkeit.<br />

Eine Theorie <strong>der</strong> Wissenssoziologie. Frankfurt a.M. (Fischer) 1969. (Originalausg.: The Social<br />

Construction of Reality. New York 1966)<br />

Bergmann, Jörg R.: Konvers<strong>at</strong>ionsanalyse. In: Flick, Uwe u.a. (Hg.): Handbuch Qualit<strong>at</strong>ive Sozialforschung.<br />

Grundlagen, Konzepte, <strong>Methode</strong>n und Anwendungen. (Psychologie-Verl.-<br />

Union) München 1991, S. 213-218.<br />

Bohnsack, Ralf: Dokumentarische <strong>Methode</strong>. In: Hitzler, Ronald u.a. (Hg.): Sozialwissenschaftliche<br />

Hermeneutik. Eine Einführung. Opladen (Leske + Budrich) 1997a,. S. 191-212.<br />

Bohnsack, Ralf: Gruppendiskussionsverfahren und Milieuforschung. In:Friebertshäuser,Barbara<br />

& Prengel, Annemarie (Hg.): Handbuch Qualit<strong>at</strong>ive Forschungsmethoden in <strong>der</strong> Erziehungswissenschaft.<br />

Weinheim u.a. (Juventa) 1997, S. 492-502.

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