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Die Methode der Kritischen Diskurs - hug-web.at

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Beobachtung<br />

273<br />

Während quantit<strong>at</strong>ive Beobachtungsverfahren die Forscherrolle des Beobachters betonen<br />

und <strong>der</strong> Teilnehmerrolle eher eine untergeordnete Bedeutung zumessen (geringer<br />

Partizip<strong>at</strong>ionsgrad im Feld), dominiert in qualit<strong>at</strong>iv orientierten Beobachtungsdesigns<br />

die Teilnehmerrolle des Beobachters, verbunden mit einem (rel<strong>at</strong>iv) hohen Partizip<strong>at</strong>ionsgrad<br />

im Feld. Wird für quantit<strong>at</strong>ive Beobachtungsverfahren (gelegentlich)<br />

gefor<strong>der</strong>t, Beobachter und Forscher sollen nicht dieselbe Person sein, setzen qualit<strong>at</strong>iv<br />

orientierte Beobachtungsverfahren die Identität von Forscher und Beobachter geradezu<br />

voraus (Atteslan<strong>der</strong> 1995, 101). „Das einzige Kontrollmittel liegt bei <strong>der</strong> ‚unstrukturierten-teilnehmenden<br />

Beobachtung’ beim Forscher selbst. (...) Daher ist eine<br />

Identität von Forscher und Beobachter (...) unerlässlich, denn <strong>der</strong> Beobachter vermag<br />

durch seinen direkten Kontakt zu dem zu untersuchenden sozialen Bereich das Erfahrene<br />

selbst zu deuten und einzuordnen“ (Girtler 1984, 46). Unabdingbare Voraussetzung<br />

für die Durchführung einer teilnehmenden Beobachtung ist allerdings, dass im<br />

Beobachtungsfeld eine klar definierte Rolle gegeben ist, die <strong>der</strong> Forscher als Beobachter<br />

(in Personalunion) einnehmen kann.<br />

„Mehr als bei an<strong>der</strong>en Erhebungsinstrumenten hängt die Qualität <strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse<br />

direkt vom Beobachter ab. Deshalb sind die Beherrschung <strong>der</strong> Theorie und<br />

<strong>Methode</strong> <strong>der</strong> Beobachtung, Eins<strong>at</strong>zbereitschaft, Gewissenhaftigkeit, selbstkritische<br />

Haltung und Exaktheit unverzichtbare Eigenschaften eines Beobachters“ (Berger &<br />

Wolf 1989, 249).<br />

3.5 Das Beobachtungsschema<br />

„Das Beobachtungsschema ist <strong>der</strong> Plan, <strong>der</strong> angibt, was und wie, wo zu beobachten<br />

ist. Es definiert die Zahl und Art <strong>der</strong> Beobachtungseinheiten, <strong>der</strong>en beson<strong>der</strong>s relevante<br />

Dimensionen und gibt Beispiele für die Sprache, in <strong>der</strong> beobachtet werden soll.<br />

Es ist damit die Zusammenfassung <strong>der</strong> oper<strong>at</strong>ionalisierten Hypothesen. <strong>Die</strong> relevanten<br />

Aspekte <strong>der</strong> Beobachtung müssen aus den Hypothesen des Forschers und <strong>der</strong> soziologischen<br />

Theorie abgeleitet werden“ (Friedrichs & Lüdtke 1971, 51). Es lassen sich<br />

dabei verschiede Arten von Beobachtungssystemen unterscheiden, die in einem Beobachtungsschema<br />

in <strong>der</strong> Regel gleichzeitig verwendet werden.<br />

1. Zeichen-Systeme verlangen vom Beobachter lediglich, das Auftreten eines bzw.<br />

zum Teil auch mehrerer Ereignisse zu registrieren. Welche Ereignisse festgehalten<br />

werden sollen bzw. ob auch <strong>der</strong>en Dauer registriert werden soll, wird durch das<br />

Beobachtungsschema festgelegt. Für solche Zeichen-Systeme ist charakteristisch,<br />

„daß <strong>der</strong> weitaus größte Teil des ablaufenden Handlungsprozesses für die Beobachtung<br />

uninteressant ist“ (Schnell & Hill & Esser 1999, 361).<br />

2. K<strong>at</strong>egorien-Systeme klassifizieren die auftretenden Ereignisse in durch das Beobachtungsschema<br />

festgelegte K<strong>at</strong>egorien.<br />

3. Schätz-Skalen (auch „R<strong>at</strong>ing-Verfahren“ genannt) verlangen vom Beobachter<br />

„eine Beurteilung des Ausprägungsgrades eines beobachteten Verhaltens (z.B.<br />

Gestik in einer Diskussion) durch Zuordnung einer Zahl o<strong>der</strong> einer verbalen Bestimmung<br />

(z.B. stark-mittel-schwach)“ (Schnell & Hill & Esser 1999, 361).<br />

Schätzskalen werden meist mit Zeichen-Systemen o<strong>der</strong> K<strong>at</strong>egorien-Systemen<br />

kombiniert. Aufgrund <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Bewertungsleistungen stellen Schätzskalen<br />

hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an den Beobachter und werden daher in <strong>der</strong> empirischen

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