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55 Medien in der Wissenschaft - Waxmann Verlag GmbH

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Wolfgang Kesselheim, Katr<strong>in</strong> L<strong>in</strong>demann<br />

„gi“ stellt den Studierenden multimediales Lernmaterial zur Verfügung, mit<br />

dessen Hilfe sie die notwendigen theoretischen und methodologischen Grundlagen<br />

im Selbststudium erwerben und überprüfen können. Der Erwerb von<br />

Fakten wissen mithilfe dieser Selbstlern<strong>in</strong>strumente steht jedoch für „gi“ nicht<br />

im Vor<strong>der</strong>grund; zentral ist etwas an<strong>der</strong>es: „gi“ nutzt die Möglichkeiten, die<br />

das Learn<strong>in</strong>g Management System OLAT4 bietet, um das forschende Lernen als<br />

kollaboratives Forschen zu organisieren. Für jede Forschungsphase stellt „gi“<br />

daher Werkzeuge und Interaktionsformate zur Verfügung, die das geme<strong>in</strong>same<br />

Arbeiten (bei relativer Zeit- und Ortsunabhängigkeit <strong>der</strong> Teilnehmenden) ermöglichen<br />

und strukturieren: Mithilfe von Wikis, Dateidiskussionen, Foren, Chat<br />

und Videokonferenzen werden die geme<strong>in</strong>same Entwicklung und Überarbeitung<br />

des Erhebungsdesigns, die Diskussion des selbst erhobenen Audio- und Videomaterials<br />

usw. durchgeführt. 5<br />

In dem vorliegenden Beitrag wollen wir die beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen darstellen,<br />

die die l<strong>in</strong>guistische Gesprächsanalyse aufgrund ihrer qualitativen Ausrichtung<br />

und ihrer speziellen ‚Analysementalität‘ (Schenke<strong>in</strong>, 1978) an die universitäre<br />

Lehre stellt (s.u. 2). Am Beispiel von „gi“ wollen wir zeigen, wie sich<br />

e<strong>in</strong>e digitale Lernumgebung so gestalten und e<strong>in</strong>setzen lässt, dass sie diesen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen entsprechen kann (s.u. 3).<br />

2 Die ‚analytische Mentalität‘ <strong>der</strong> Gesprächsanalyse<br />

Die l<strong>in</strong>guistische Gesprächsanalyse ist eng verknüpft mit <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> qualitativen<br />

Soziologie verankerten Conversation Analysis, die <strong>in</strong> den 1960er Jahren aus<br />

<strong>der</strong> Ethnomethodologie Harold Garfi nkels hervorgegangen ist (vgl. Atk<strong>in</strong>son &<br />

Heritage, 1984, S. 1). Forschungsgegenstand <strong>der</strong> Gesprächsanalyse ist die Untersuchung<br />

sogenannter natürlicher, das heißt nicht zu Forschungszwecken arrangierter,<br />

Gespräche mithilfe „m<strong>in</strong>uziöse[r] Analysen von sprachlichen Handlungsabläufen“<br />

(Bergmann, 1988, S. 2). Das Ziel dieser Untersuchungen ist<br />

das Entdecken und Erklären <strong>der</strong> Methoden und Mechanismen, die von den<br />

Interagierenden e<strong>in</strong>gesetzt werden, um sich mit an<strong>der</strong>en im Gespräch zu verständigen<br />

(vgl. Atk<strong>in</strong>son & Heritage, 1984, S. 1). Dabei ist die Gesprächsanalyse<br />

pr<strong>in</strong>zipiell nicht an e<strong>in</strong>zelnen Menschen und <strong>der</strong>en Verhaltensweisen im<br />

Gespräch <strong>in</strong>teressiert, son<strong>der</strong>n vielmehr an allgeme<strong>in</strong> gültigen Mechanismen und<br />

Strukturen menschlicher Interaktion (vgl. Psathas, 1990, S. 17).<br />

Der Ablauf des Forschungsprozesses gestaltet sich <strong>in</strong> klassisch qualitativer<br />

Weise. So besteht im Anschluss an die Bestimmung des Forschungsthemas<br />

<strong>der</strong> nächste Schritt <strong>der</strong> konsequent empirisch fundierten gesprächsanalytischen<br />

4 Siehe http://www.olat.org/ [28.2.2010]<br />

5 Den genaueren Ablauf und die von den Studierenden zu bearbeitenden Aufgaben beschreiben<br />

wir <strong>in</strong> Abschnitt 3.<br />

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