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55 Medien in der Wissenschaft - Waxmann Verlag GmbH

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Gabi Re<strong>in</strong>mann, Silvia Sippel, Christian Spannagel<br />

anhand vorgegebener o<strong>der</strong> freier Kriterien zu bewerten, zu kommentieren o<strong>der</strong><br />

geme<strong>in</strong>sam zu bearbeiten – sei es l<strong>in</strong>ear o<strong>der</strong> zyklisch, sei es vor o<strong>der</strong> nach e<strong>in</strong>er<br />

offi ziellen Veröffentlichung (vgl. Tananbaum & Holmes, 2008).<br />

Werden digitale <strong>Medien</strong> beim Peer Review e<strong>in</strong>gesetzt, um Wissensartefakte<br />

<strong>in</strong>klusive Gutachten zum<strong>in</strong>dest elektronisch recherchierbar zu machen, entstehen<br />

bereits neue Chancen für das Suchen und F<strong>in</strong>den wissenschaftlicher<br />

Erkennt nisse mit Vorteilen für den Erkenntnisgew<strong>in</strong>n (Retrieval-Vor teile).<br />

Werden digitale <strong>Medien</strong> beim Peer Review e<strong>in</strong>gesetzt, um den Begutachtungsprozess<br />

für partizipative Vorgänge zu öffnen (Open-Peer-Review-Verfahren),<br />

entstehen neue Formen <strong>der</strong> sozialen Kontrolle, die bislang kaum untersucht<br />

s<strong>in</strong>d: Ob und wie das „Gesetz <strong>der</strong> Vielen“ bei komplexen und zeitaufwändigen<br />

Prozessen wie Rückmeldungen auf wissenschaftliche Leistungen funktioniert<br />

und welche Qualitätsvorteile o<strong>der</strong> -e<strong>in</strong>bußen im Vergleich zu klassischen<br />

Begutachtungsformen damit verbunden s<strong>in</strong>d, stellen drängende Fragen dar.<br />

4 Peer Review heute: Beobachtungen und Folgerungen<br />

4.1 Dom<strong>in</strong>anz bestimmter Peer-Review-Formen und -Funktionen<br />

Betrachtet man die vorgeschlagenen Dimensionen zur Ordnung von Peer-<br />

Review-Verfahren, wird deutlich, dass e<strong>in</strong>e große Vielfalt im Peer Review pr<strong>in</strong>zipiell<br />

möglich, aber nicht automatisch wahrsche<strong>in</strong>lich ist. Welche Ausprägungen<br />

auf den Dimensionen anonym versus bekannt, offen versus geschlossen, l<strong>in</strong>ear<br />

versus zyklisch und vorher versus nachher <strong>in</strong> welcher Komb<strong>in</strong>ation bevorzugt<br />

und praktiziert werden, ist von gesellschaftlichen, (wissenschafts-)politischen,<br />

aber auch technischen Bed<strong>in</strong>gungen abhängig. Dies wie<strong>der</strong>um steht <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Wechselbeziehung dazu, welcher Zweck (Review of versus for Research)<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fach-Community dom<strong>in</strong>ant ist. In <strong>der</strong> Folge s<strong>in</strong>d nicht alle Funktionen<br />

des Peer Reviews <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung von <strong>Wissenschaft</strong>lern <strong>in</strong> gleicher Weise<br />

präsent und wichtig. Soziologen weisen bereits seit mehreren Jahren auf e<strong>in</strong>e<br />

wachsende Ökonomisierung und Formalisierung des <strong>Wissenschaft</strong>sbetriebs h<strong>in</strong><br />

(Hornbostel, 2008; Maasen & We<strong>in</strong>gart, 2008): Quantifi zierbare Maße wie die<br />

Anzahl von Publikationen <strong>in</strong> Zeitschriften mit hohem Zitations<strong>in</strong>dex sowie die<br />

Höhe e<strong>in</strong>geworbener Drittmittelsummen spielen e<strong>in</strong>e zunehmend e<strong>in</strong>fl ussreiche,<br />

<strong>in</strong> manchen Fächern gar dom<strong>in</strong>ierende Rolle sowohl für <strong>in</strong>dividuelle Karrieren<br />

als auch für die Reputation von Institutionen.<br />

Für den <strong>Wissenschaft</strong>ler und se<strong>in</strong>en Umgang mit dem Peer Review bedeutet das,<br />

dass es durchaus rational ist, Zeit und Anstrengung vermehrt auf wissenschafts<strong>in</strong>terne<br />

und -externe Funktionen zu richten, weil diese beson<strong>der</strong>s gefor<strong>der</strong>t,<br />

sichtbar und honoriert werden. In <strong>der</strong> Autorenrolle s<strong>in</strong>d positive Selektions- und<br />

För<strong>der</strong>entscheidungen dann tendenziell attraktiver als zeitaufwändige Diskurse<br />

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