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55 Medien in der Wissenschaft - Waxmann Verlag GmbH

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Peer Review für Forschen und Lernen<br />

ebenfalls über Peer-Review-Verfahren begutachtet werden. Das Peer Review<br />

wird damit zur externen Evaluation von Forschung bzw. dazu verwendet,<br />

Entscheidungen für o<strong>der</strong> gegen e<strong>in</strong>e fi nanzielle För<strong>der</strong>ung zu treffen (Hirschauer,<br />

2002). Die Akquise von Drittmitteln aber ist nachweislich nicht ausschließlich<br />

von <strong>der</strong> Qualität e<strong>in</strong>es Forschungsantrags und damit von wissenschaftsimmanenten<br />

Kriterien abhängig.<br />

Das Personal an e<strong>in</strong>er Institution (soziales Kapital), als nützlich gedeutete<br />

Inhalte (ökonomisches Kapital) sowie die damit zusammenhängende Macht etwa<br />

<strong>in</strong> Gremien o<strong>der</strong> Gutachtergruppen (symbolisches Kapital) bee<strong>in</strong>fl ussen maßgeblich<br />

die Verteilung von För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong>n mit (Münch, 2007). Nicht Diskurs o<strong>der</strong><br />

wissenschaftlicher Me<strong>in</strong>ungsstreit fl ankieren diese Form des Peer Reviews, son<strong>der</strong>n<br />

die Suche nach e<strong>in</strong>er autoritativen Expertise, die Standards vorgibt und<br />

Bewertungen erleichtert. Dass dieser Aspekt e<strong>in</strong>e wachsende Bedeutung erhält,<br />

ist Folge e<strong>in</strong>er <strong>Wissenschaft</strong>spolitik, die Forschung ohne Drittmittel nicht nur<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung von <strong>Wissenschaft</strong>lern, son<strong>der</strong>n auch faktisch an den Rand<br />

gedrängt hat.<br />

Peer Review <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne erfüllt e<strong>in</strong>e letztlich wissenschaftsexterne Funktion<br />

und dient dazu, Geld zu verteilen bzw. den Zugang zu immer knapper werdenden<br />

Ressourcen zu begrenzen. Dabei fl ießt <strong>in</strong> die summative Bewertung von<br />

Anträgen häufi g auch e<strong>in</strong>, wo und <strong>in</strong> welcher Form <strong>der</strong> Antragsteller publiziert.<br />

<strong>Wissenschaft</strong>s<strong>in</strong>terne und -externe Ziele verstärken sich dann gegenseitig.<br />

<strong>Wissenschaft</strong>serhaltende Funktion: Nachwuchs ausbilden<br />

Peer Review als Kommentierung, Rückmeldung und Chance auf Diskurs und<br />

gegenseitigen Austausch ist e<strong>in</strong>e mögliche Maßnahme zur Ausbildung von<br />

Nach wuchswissenschaftlern. Gerade sie bedürfen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

wissen schaftliche Community im S<strong>in</strong>ne des forschenden Lernens (vgl. Huber,<br />

Hellmer & Schnei<strong>der</strong>, 2009), um Wissen und Können im theoretischen und<br />

empirischen Arbeiten aufbauen zu können. Das heißt: E<strong>in</strong> Peer Review, wie<br />

es zum Erkenntnisgew<strong>in</strong>n praktiziert wird (formativ, unabgeschlossen und<br />

ausgerichtet auf Vielfalt und Kontroverse), kann gleichzeitig dazu e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden, Nachwuchswissenschaftler und <strong>der</strong>en Kompetenzen zu för<strong>der</strong>n.<br />

Der wissenschaftliche Nachwuchs benötigt allerd<strong>in</strong>gs nicht nur die diskursive<br />

und <strong>in</strong>formelle Unterstützung <strong>der</strong> Peers, son<strong>der</strong>n muss auch darauf achten,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Community „sichtbar“ zu werden. Publikationen – ohneh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Währung <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong> – s<strong>in</strong>d für den Nachwuchs beson<strong>der</strong>s wichtig<br />

und können <strong>in</strong> ihrer Wertigkeit nicht <strong>in</strong>dividuell bestimmt werden: Etablierte<br />

Vertreter <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong> entscheiden, welche Publikationen karriereför<strong>der</strong>nd<br />

s<strong>in</strong>d. Das wissenschafts<strong>in</strong>terne Peer Review zur Kanalisation von Publikationen<br />

übernimmt daher ebenfalls zu e<strong>in</strong>em nicht unerheblichen Teil die Funktion <strong>der</strong><br />

Nachwuchsför<strong>der</strong>ung (als Nachwuchsselektion). Ähnliches gilt für das Peer<br />

Review im Kontext <strong>der</strong> Forschungsför<strong>der</strong>ung, wenn auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em etwas spä-<br />

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