22.12.2012 Aufrufe

55 Medien in der Wissenschaft - Waxmann Verlag GmbH

55 Medien in der Wissenschaft - Waxmann Verlag GmbH

55 Medien in der Wissenschaft - Waxmann Verlag GmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2 Situiertes-forschendes Lernen<br />

2.1 Situiertes Lernen<br />

Forschendes Lernen mit Netzwerken<br />

Die Idee des „situierten Lernens“ verspricht, „Lernen“ praxistauglicher zu<br />

machen und von e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en Wissensansammlung loszulösen, womit sich die<br />

For<strong>der</strong>ungen des Bologna-Prozesses nach e<strong>in</strong>em Studium als Berufsausbildung<br />

sche<strong>in</strong>bar gut und e<strong>in</strong>fach umsetzen lassen. 2 Für formale Lehr-Lernszenarien<br />

bedeutet dies, dass Bed<strong>in</strong>gungen geschaffen werden müssen, <strong>in</strong> denen die<br />

Lernen den die Komplexität und Ambiguität des Lernens <strong>in</strong> <strong>der</strong> „realen“ Welt<br />

erfahren. Die Lernenden erzeugen somit Wissen aus ihren Erfahrungen heraus,<br />

d.h. aus Interaktionen zu an<strong>der</strong>en Lernenden, Aktivitäten, Umweltbed<strong>in</strong>gungen<br />

und <strong>der</strong> sozialen Organisation, die die Lerngeme<strong>in</strong>schaft („Community“) entwickelt<br />

und beibehält (Ste<strong>in</strong>, 1998).<br />

Gemäß Ste<strong>in</strong> (1998) umfasst „situiertes Lernen“ als <strong>in</strong>tegratives Konzept vier<br />

Aspekte, nämlich „Inhalt“, „Kontext“ „Geme<strong>in</strong>schaft“ und „Beteiligung“.<br />

Beim „Inhalt“ geht es hierbei mehr um Denkprozesse höherer Ordnung und die<br />

Anwendung von Wissen, denn um (vom Kontext) losgelöstes Faktenwissen.<br />

Wissen wird dabei nicht als feststehend und gegeben betrachtet, son<strong>der</strong>n als,<br />

durch soziale Prozesse, kontextspezifi sch ausgehandeltes (Anwendungs-)Wissen.<br />

Der „Lernkontext“ umfasst soziokulturelle Aspekte (wie Werte, Politik und<br />

Kultur) und sollte nicht nur Erfahrungen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, son<strong>der</strong>n den Lernenden die<br />

Möglichkeit geben, Teil des „Erlebnisses“ zu se<strong>in</strong> und dieses aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven zu erleben, sprich sich aktiv e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen und zu refl ektieren.<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> „Geme<strong>in</strong>schaft“ können Lernende <strong>in</strong>terpretieren, refl ektieren<br />

und Me<strong>in</strong>ungen bilden. Durch die Analyse und Refl exion wird so implizites<br />

Wissen explizit gemacht. In dem Erfahrungsaustausch verbirgt sich e<strong>in</strong><br />

Lernprozess, <strong>in</strong>dem die Interaktionsprozesse immer komplexer werden und die<br />

Lernenden so Expertise aufbauen können. Ste<strong>in</strong> bezieht sich hierbei auf die<br />

„Community of Practice“ 3 . Neben diesem Ansatz besteht jedoch noch e<strong>in</strong> weiteres<br />

viel rezipiertes Konzept, das <strong>der</strong> „verteilten Kognition“ von Hutch<strong>in</strong>s (1995),<br />

<strong>in</strong> welchem Wissen nicht nur <strong>in</strong> Form <strong>in</strong>dividueller (im S<strong>in</strong>ne von Personen)<br />

Repräsentationen verstanden wird, son<strong>der</strong>n sich Wissen auch <strong>in</strong> Artefakten als<br />

externe Repräsentation wie<strong>der</strong>fi ndet. In diesem S<strong>in</strong>ne ist das „Wissen“ auf e<strong>in</strong><br />

Aktivitätssystem aus Personen und Artefakten verteilt (Re<strong>in</strong>mann, 2009). Nach<br />

Ste<strong>in</strong> (1998) wird die „Geme<strong>in</strong>schaft“, <strong>in</strong> Abgrenzung zur „Beteiligung“, mehr<br />

als die Ermöglichung zur Interaktion gesehen.<br />

2 Vgl. im Folgenden Re<strong>in</strong>mann (2009).<br />

3 Die Idee <strong>der</strong> Communities of Practice beruht auf dem sozialen Konstruktivismus gemäß<br />

Vygotsky und wurden maßgeblich durch die Arbeiten von Lave (1988), Lave & Wenger<br />

(1991) und Wenger (1999) bekannt.<br />

377

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!