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55 Medien in der Wissenschaft - Waxmann Verlag GmbH

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Christiane Metzger<br />

brochen haben11 , erstaunt es, wie wenig Zeit die Proband<strong>in</strong>nen und Probanden<br />

außerhalb von Prüfungs- und Präsenzzeiten für ihr Studium aufwenden.<br />

Es ist zu beobachten, dass durch die Präsentation <strong>der</strong> erhobenen Daten <strong>in</strong> den<br />

untersuchten Studiengängen z.T. e<strong>in</strong>e Diskussion über die Erwartungen an<br />

die zu for<strong>der</strong>nden Leistungen <strong>der</strong> Studierenden angestoßen wird. Natürlich<br />

hat je<strong>der</strong> Hochschullehrende e<strong>in</strong>e eigene Me<strong>in</strong>ung dazu, was er an <strong>in</strong>haltlichem<br />

und zeitlichem Engagement von den Studierenden erwartet. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

muss es u.E. den (Vollzeit-) Studierenden ermöglicht werden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorgesehenen<br />

Zeit ihr Studium so abzuschließen, dass sie „fundierte wissenschaftliche<br />

Kompetenzen als Voraussetzung für die Zulassung zu e<strong>in</strong>em Master-Studiengang<br />

sowie als Basis für die berufl iche Praxis erwerben“ (vgl. Modulhandbuch des<br />

BA-Studiengangs <strong>Medien</strong>- und Kommunikationswissenschaft, Universität<br />

Hamburg, S. 912 ). Es zeigt sich, dass teilweise e<strong>in</strong> Diskurs darüber fehlt, was<br />

dies im E<strong>in</strong>zelnen überhaupt bedeutet – vor allem <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die „Berufsqualifi<br />

zierung“, die durch den BA vorgesehen wird.<br />

Die Daten zeigen, dass es zum so genannten „Bulimie-Lernen“ 13 kommt: Gelernt<br />

wird punktuell für Prüfungen, und diese fi nden nur selten semesterbegleitend<br />

statt, son<strong>der</strong>n verbreitet gehäuft am Ende <strong>der</strong> Vorlesungszeit o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorlesungsfreien<br />

Zeit. Auf diese Weise hat sich bei den meisten Studierenden ansche<strong>in</strong>end<br />

e<strong>in</strong> merkwürdiges Studienverhalten herausgebildet: Im Oktober, November<br />

und Dezember fi ndet kaum e<strong>in</strong> Selbststudium statt – diese Monate zeichnen sich<br />

durch e<strong>in</strong> Verhalten aus, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychologie als Prokrast<strong>in</strong>ation bezeichnet<br />

wird. Die Prüfungsvorbereitung wird auf den Januar verlagert, hier wird<br />

durchschnittlich annähernd e<strong>in</strong> Bologna-Niveau von 150 Stunden pro Monat<br />

erreicht. E<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Unterrichtsvor- und Nachbereitung im Rahmen<br />

des Selbststudiums zur notwendigen Vertiefung und Vernetzung <strong>der</strong> vermittelten<br />

Inhalte fi ndet jedenfalls bei vielen Studierenden kaum statt. Das ECTS-System<br />

sche<strong>in</strong>t zum bulimische „Lernsystem“ beizutragen.<br />

Mit den erhobenen Daten kann die Ausgangshypothese, dass die Belastung <strong>der</strong><br />

Studierenden sehr hoch sei, nicht belegt werden. Allerd<strong>in</strong>gs sche<strong>in</strong>t uns e<strong>in</strong>e<br />

mögliche Interpretation dieser Datenlage, die Studierenden zeigten e<strong>in</strong> unge-<br />

11 Laut <strong>der</strong> HIS-Studienabbruchstudie 2008 beträgt die durchschnittliche Fachstudiendauer<br />

bis zum Studienabbruch bei den Bachelor-Studiengängen 2,3 Semester (Heuble<strong>in</strong> et al.,<br />

2009).<br />

12 Verfügbar unter: www.slm.uni-hamburg.de/imk/Studium/Bachelor/MUK_5Aufl _DRUCK.<br />

pdf.<br />

13 Unter Bulimie-Lernen versteht man geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> das „Lernen e<strong>in</strong>er großen Stoffmenge am<br />

letzten Tag [o<strong>der</strong> an wenigen Tagen, Ch.M.] vor e<strong>in</strong>er Klausur, so dass man diese höchstens<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Klausur noch weiß und danach absolut vergessen hat. O<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s formuliert:<br />

re<strong>in</strong>futtern, ausspucken, vergessen.“ (Szenesprachenwiki, 2010).<br />

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