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55 Medien in der Wissenschaft - Waxmann Verlag GmbH

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Peer Review für Forschen und Lernen<br />

verschiedene Gutachter zu unterschiedlichen Urteilen kommen o<strong>der</strong> explizite<br />

Mängel (e<strong>in</strong>schließlich Plagiat und Betrug) gar nicht erkannt werden. In dem<br />

Fall geht man davon aus, dass ungültige E<strong>in</strong>schätzungen seitens <strong>der</strong> Gutachter<br />

vorliegen (Neidhardt, 2006).<br />

Bei <strong>der</strong> Diskussion solcher Zeit-, Koord<strong>in</strong>ations- und Validitätsprobleme<br />

wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel wenig berücksichtigt, dass e<strong>in</strong> Peer Review verschiedene<br />

Funktionen erfüllen kann und <strong>in</strong> ganz unterschiedlichen Formen existiert.<br />

Divergierende Gutachterurteile z.B. mögen e<strong>in</strong> Problem darstellen, wenn<br />

man zur Entscheidungsfi ndung e<strong>in</strong>e Mehrheitsme<strong>in</strong>ung sucht. Zur För<strong>der</strong>ung<br />

von Erkenntnis dagegen s<strong>in</strong>d Me<strong>in</strong>ungsstreit und Kontroversen s<strong>in</strong>nvoll und<br />

fruchtbar. Zeitliche Probleme s<strong>in</strong>d gravierend, wenn dies e<strong>in</strong>e Publikation und<br />

Verbreitung verzögert. Bei e<strong>in</strong>em Review nach <strong>der</strong> Publikation dagegen spielen<br />

diese ke<strong>in</strong>e nennenswerte Rolle. Umgekehrt führen offene Peer-Review-<br />

Verfahren zu neuen Problemen etwa <strong>der</strong> Qualitätskontrolle, die bisher noch<br />

kaum untersucht s<strong>in</strong>d (Umstätter, 2007). Wir wollen daher im Folgenden klären,<br />

welche Funktionen das Peer Review <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong> erfüllt bzw. pr<strong>in</strong>zipiell<br />

erfüllen kann. Anschließend versuchen wir, verschiedene Formen des Peer<br />

Reviews zu ordnen und dabei die Rolle <strong>der</strong> digitalen <strong>Medien</strong> darzulegen. Auf<br />

dieser Grundlage stellen wir die Frage, welche Funktionen und Formen heute<br />

dom<strong>in</strong>ieren und was dieser Status quo nicht nur für das Forschen, son<strong>der</strong>n auch<br />

für das Lernen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für den wissenschaftlichen Nachwuchs, bedeutet.<br />

Wir enden mit e<strong>in</strong>em Vorschlag, wie das Peer Review morgen aussehen könnte<br />

und wie sich die Potenziale digitaler <strong>Medien</strong> besser als bisher nutzen ließen.<br />

2 Peer Review: Wozu? Funktionen<br />

<strong>Wissenschaft</strong>simmanente Funktion: Erkenntnis gew<strong>in</strong>nen<br />

Wer wissenschaftlich arbeitet, kann nicht e<strong>in</strong>fach nur e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelbeobachtung<br />

o<strong>der</strong> die eigene Me<strong>in</strong>ung kundtun. Es gehört zur Idee von <strong>Wissenschaft</strong>, sich<br />

e<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung begründet zu bilden und diese dann so darzulegen, dass an<strong>der</strong>e<br />

dazu Stellung nehmen, diese unterstützen o<strong>der</strong> kritisieren können. Erkenntnis<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong> beschränkt sich zudem nicht auf persönliche Lerngew<strong>in</strong>ne,<br />

son<strong>der</strong>n führt zur Lösung theoretischer und empirischer wie auch praktischer<br />

Probleme. Auf dem Weg dorth<strong>in</strong> ist je<strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong>ler – auch <strong>der</strong><br />

Bildungswissenschaftler – darauf angewiesen, dass die Ergebnisse se<strong>in</strong>er theoretischen<br />

und/o<strong>der</strong> empirischen Arbeit von an<strong>der</strong>en zur Kenntnis genommen, aufgegriffen<br />

und diskutiert werden. Dabei s<strong>in</strong>d Me<strong>in</strong>ungsstreit und Kontroversen<br />

erwünscht, helfen diese doch dabei, dass <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne <strong>Wissenschaft</strong>ler se<strong>in</strong>e<br />

Argumente verteidigt, se<strong>in</strong>e Perspektive erweitert, sich an schwierigen o<strong>der</strong><br />

vagen Stellen vertieft, auch korrigiert o<strong>der</strong> auf neue Gedanken kommt. Natürlich<br />

können auf diese Weise auch Fehler und E<strong>in</strong>seitigkeit im Forschungsprozess<br />

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