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55 Medien in der Wissenschaft - Waxmann Verlag GmbH

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Interaktive Veranstaltungsformate und das Dialog-Pr<strong>in</strong>zip<br />

4 Von <strong>der</strong> Partizipation zum Dialog-Pr<strong>in</strong>zip<br />

Alle drei erprobten <strong>in</strong>teraktiven Formate haben sich zum Ziel gesetzt, e<strong>in</strong>e hohe<br />

Partizipation seitens <strong>der</strong> Teilnehmer zu erreichen. Wie zuvor aufgezeigt, kann<br />

diese Beteiligung unterschiedliche Ausprägungsformen annehmen und sowohl<br />

im virtuellen als auch im realen Raum stattfi nden. Dabei stellt sich die Frage,<br />

ob solche offenen Kommunikations-Sett<strong>in</strong>gs dem Austausch auf Tagungen und<br />

Konferenzen e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Qualität verleihen.<br />

4.1 Begriffsverständnis und Ziele des Dialogs<br />

Das alltägliche Verständnis von Dialog ruft meist folgendes Bild hervor: Zwei<br />

Menschen sitzen sich gegenüber und führen e<strong>in</strong> Gespräch. Beim Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>treffen<br />

<strong>der</strong> beiden Me<strong>in</strong>ungen überwiegt <strong>in</strong> diesem Bild fälschlicherweise<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck von Trennung <strong>der</strong> Gesprächspartner und Me<strong>in</strong>ungen. Doch <strong>der</strong><br />

Begriff „Dialog“, zusammengesetzt aus „dia“, was „durch“, und „logos“, was<br />

„das Wort“ o<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>er „<strong>der</strong> S<strong>in</strong>n“ bedeutet, me<strong>in</strong>t die Verb<strong>in</strong>dung. Der<br />

Dialog ist ke<strong>in</strong> Gegenüberstehen o<strong>der</strong> Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>prallen zweier Me<strong>in</strong>ungen,<br />

son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> freies Fließen von S<strong>in</strong>n zwischen Menschen, um auf diese Weise<br />

über die Grenzen des <strong>in</strong>dividuellen Verstehens h<strong>in</strong>auszukommen (Senge, 1993).<br />

Mehr Aufschluss gibt auch <strong>der</strong> Vergleich mit dem Begriff „Diskussion“. Der<br />

etymologisch eng mit „percussion“ (engl. Schlag) und „concussion“ (engl.<br />

Erschütterung) verwandte Begriff wird meist mit zerlegen, zerteilen, zerschlagen<br />

assoziiert. Bohm (1998) setzt e<strong>in</strong>e Diskussion mit e<strong>in</strong>em „P<strong>in</strong>g-Pong-Spiel“<br />

gleich, bei dem wir den Ball zwischen den Diskutanten h<strong>in</strong> und her schlagen.<br />

Dabei kann <strong>der</strong> Gegenstand des Interesses aus verschiedenen Perspektiven analysiert<br />

werden. Allerd<strong>in</strong>gs liegt <strong>der</strong> S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es solchen Spiels dar<strong>in</strong>, zu gew<strong>in</strong>nen;<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion also, dass die eigenen Ansichten von den Mitdiskutanten<br />

akzeptiert werden. Zwar werden e<strong>in</strong>zelne Argumente zur Stärkung <strong>der</strong> vertretenen<br />

Position übernommen, aber letztlich sollen die eigenen Ansichten durchgesetzt<br />

werden. H<strong>in</strong>ter dem Dialog steht e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Gedanke: Es wird nicht<br />

gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gespielt. Es geht um Teilhaben und Sich-<br />

Beteiligen, um e<strong>in</strong> Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>-Reden und Vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>-Lernen.<br />

Dem Dialog geht es we<strong>der</strong> um Positionsbehauptung, noch um rhetorische<br />

Eloquenz o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e schnelle Lösungsfi ndung. Man hört zu, lässt sich anregen<br />

und erwartet Wi<strong>der</strong>spruch, um das eigene Argument zu überprüfen. Der E<strong>in</strong>zelne<br />

legt sich nicht auf e<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung fest, aber teilt se<strong>in</strong>e Annahmen offen mit. Dies<br />

führt dazu, dass die Beteiligten ihre Erfahrungen und die Grundannahmen ihres<br />

Denkens erforschen und an die Oberfl äche br<strong>in</strong>gen können. Unterschiedliche<br />

Begriffe und Überzeugungen werden wechselseitig nachvollziehbar gemacht,<br />

ohne dabei die Unterschiede zu m<strong>in</strong>imieren. Verständigung läuft nicht über<br />

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