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55 Medien in der Wissenschaft - Waxmann Verlag GmbH

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Sandra Hofhues<br />

2.2 Öffentlichkeit als didaktisches Mittel<br />

Öffentlichkeit vor dem H<strong>in</strong>tergrund von Lernen und Lehren zu betrachten,<br />

ist selten, aber nicht neu. So beschreibt z.B. Oelkers (1992) Lernen als<br />

Organisation von Erfahrung, <strong>der</strong>en Kernpr<strong>in</strong>zipien Transparenz, Nachprüfbarkeit,<br />

Beweispfl icht und Kompetenz s<strong>in</strong>d, sodass zum<strong>in</strong>dest die erstgenannten<br />

Pr<strong>in</strong>zipien e<strong>in</strong>e gewisse Nähe zu den oben zugeschriebenen Funktionen von<br />

Öffentlichkeit aufweisen. Legt man e<strong>in</strong> eher konstruktivistisches Verständnis<br />

von Lehren und Lernen zugrunde, bei dem es darum geht, Lernen <strong>in</strong> komplexe<br />

bzw. alltagsnahe Situationen e<strong>in</strong>zubetten und gerade auch soziale Aspekte<br />

des Lernens zu berücksichtigen (z.B. Re<strong>in</strong>mann & Mandl, 2001), kann man<br />

Öffentlichkeit durchaus als didaktisches Mittel bezeichnen, denn: Die E<strong>in</strong>bettung<br />

von Öffentlichkeit erfolgt meist auf <strong>der</strong> Grundlage e<strong>in</strong>es Konzepts, das sich<br />

problemorientiertes Lernen 3 nennt und darauf abzielt, neben domänenspezifi<br />

schen Fähigkeiten auch E<strong>in</strong>stellungen und Problemlösefähigkeiten bei den<br />

Lernenden zu entwickeln. Dem Problem als Ausgangspunkt dieses Konzepts<br />

werden nach Duffy und Cunn<strong>in</strong>gham (1996, S. 190) mehrere Eigenschaften<br />

zugewiesen: (a) das Problem als „Wegweiser“, um Lernende zu motivieren,<br />

(b) das Problem als Test, um theoretisch Gelerntes praktisch anzuwenden,<br />

(c) das Problem als Beispiel, um Muster o<strong>der</strong> gängige Pr<strong>in</strong>zipien zu erkennen,<br />

(d) das Problem als Motor, um überhaupt zu lernen, und (e) das Problem<br />

als Anlass, um authentisch zu handeln. Probleme s<strong>in</strong>d jedoch mitunter sehr<br />

unterschiedlich und ihre Lösungen erfor<strong>der</strong>n je nach Diszipl<strong>in</strong> unterschiedliche<br />

Ansätze (vgl. Schulmeister, 2002), sodass man auch im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

Integration von öffentlichen Komponenten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehre nach dem verallgeme<strong>in</strong>erbaren<br />

Zweck und dem spezifi schen Nutzen je nach Diszipl<strong>in</strong> unterscheiden<br />

muss. Allgeme<strong>in</strong> gesprochen hilft Öffentlichkeit stets, die Aufmerksamkeit <strong>der</strong><br />

Lernenden für den Lernkontext zu bündeln und persönliche Relevanz bei ihnen<br />

zu erzeugen (z.B. durch Abschlusspräsentationen vor e<strong>in</strong>em externen Partner).<br />

Öffentlichkeit ist, so verstanden, nicht das Problem an sich, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

e<strong>in</strong> Werkzeug, um e<strong>in</strong> Problem authentisch zu lösen. Der spezifi sche Nutzen von<br />

Öffentlichkeit ergibt sich aus den Lern- und Wissenszielen auf <strong>der</strong> Ebene e<strong>in</strong>er<br />

Lehrveranstaltung bzw. aus dem Kontext, <strong>in</strong> den problemorientierte Sem<strong>in</strong>are<br />

auf <strong>der</strong> Ebene des Studiengangs e<strong>in</strong>gebettet s<strong>in</strong>d: So ist es wahrsche<strong>in</strong>lich, dass<br />

öffentliche Komponenten beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> den Veranstaltungen e<strong>in</strong>gebettet werden,<br />

wo Öffentlichkeit <strong>in</strong>haltlich thematisiert wird und Überschneidungen zwischen<br />

Werkzeugcharakter und Sem<strong>in</strong>argegenstand nicht ausgeschlossen s<strong>in</strong>d (z.B. <strong>in</strong><br />

<strong>Medien</strong>studiengängen). Darüber h<strong>in</strong>aus erfor<strong>der</strong>t problemorientiertes Lernen<br />

Offenheit bei den Lehrenden, da sie fortan e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Lehrerrolle e<strong>in</strong>nehmen.<br />

Auch s<strong>in</strong>d sie mit an<strong>der</strong>en, teils sehr aufwändigen Anfor<strong>der</strong>ungen konfrontiert,<br />

3 Problemorientiertes Lernen schließt, historisch bed<strong>in</strong>gt, fallbasiertes Lernen und Projektlernen<br />

e<strong>in</strong>, <strong>der</strong>en Spezifi ka an dieser Stelle nicht weiter ausdifferenziert werden sollen.<br />

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