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Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

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Einleitung<br />

Einleitung<br />

Der allgemeine Charakter <strong>und</strong> die Intensität <strong>der</strong> sozialen Än<strong>der</strong>ungen des 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts haben das Leben westlicher Gesellschaften radikal geän<strong>der</strong>t. Als Folge<br />

dieser Än<strong>der</strong>ungen sind Individuen heutzutage intensiven Reizen ausgesetzt, die oft als<br />

Stressfaktoren auftreten. Dadurch lei<strong>den</strong> viele Menschen immer häufiger an starken<br />

negativen Stressgefühlen.<br />

In <strong>den</strong> vorangegangenen Jahrh<strong>und</strong>erten wur<strong>den</strong> persönliche Probleme mit <strong>der</strong><br />

Unterstützung <strong>der</strong> Mikrogemeinschaften <strong>der</strong> Gesellschaft - in erster Linie Familien <strong>und</strong><br />

Fre<strong>und</strong>Innen - gelöst. In <strong>den</strong> letzten Jahrzehnten wur<strong>den</strong> wir aber ZeugInnen des<br />

Phänomens, dass die Verarbeitung <strong>der</strong> Auswirkungen <strong>der</strong> umfassen<strong>den</strong> sozialen<br />

Än<strong>der</strong>ungen die psychische Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> Menschen auf die Probe gestellt hat. Viele<br />

bleiben aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> ständigen Schwächung <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Verarbeitung beteiligten<br />

Strukturen sowie des sozialen Rückhalts mit ihren Problemen, Sorgen, Ängsten,<br />

unbeantworteten <strong>und</strong> ungelösten Fragen immer mehr alleine. Als Folge davon ist die<br />

Individualisierung 1 in <strong>den</strong> westlichen Gesellschaften seit <strong>der</strong> letzten Hälfte des vorigen<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts sprungartig angestiegen. Dieses Phänomen ist beson<strong>der</strong>s bei Extremen <strong>der</strong><br />

sozialen Existenz - Naturkatastrophen, Unfällen, an<strong>der</strong>en, unerwarteten Notsituationen -<br />

zu bemerken, <strong>den</strong>n hier ist die Aufarbeitung <strong>der</strong> Traumata eine beson<strong>der</strong>s schwierige<br />

Aufgabe.<br />

In <strong>den</strong> westlichen Gesellschaften fielen in <strong>den</strong> letzten Jahrh<strong>und</strong>erten bei <strong>der</strong><br />

Bewältigung von Krisensituationen immer mehr soziale Rollen <strong>der</strong> Kirche zu, welche<br />

auf Basis eines <strong>für</strong> alle Lebenslagen gültigen Wertesystems bemüht war, geregelte <strong>und</strong><br />

sichere Antworten zu geben. Gr<strong>und</strong>lage dieser Antwort war dabei die Vorrangigkeit des<br />

Seelenheils, welche die Schmerzen des Körpers <strong>und</strong> die Probleme des Lebens als<br />

unumgängliche Mittel auf dem Weg zur Erlösung erachtete. Die Strömungen <strong>der</strong><br />

Aufklärung haben dieses geistige Monopol aufgelöst <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Folge wur<strong>den</strong><br />

Lebensbereiche nicht mehr vom absoluten Wertesystem einer Ideologie geregelt. In <strong>den</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Gesellschaften wer<strong>den</strong> einzelne Lebensbereiche durch eigenständige, jeweils<br />

<strong>für</strong> diesen Bereich gültige Wertordnungen bestimmt. Viele wer<strong>den</strong> durch die Relativität<br />

dieser Werte allerdings verunsichert.<br />

1 Vgl. die noch immer gr<strong>und</strong>legende Studie: BECK, Die Risikogesellschaft, 206.<br />

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