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Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

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I. NFS als notwendiger Teil kirchlichen Handelns<br />

2. Erinnerungsstörung trotz unauslöschlicher traumatischer Ereignisse<br />

Traumata verhin<strong>der</strong>n die normale Entwicklung <strong>der</strong> Betroffenen dadurch, dass sie<br />

wie<strong>der</strong>holt in ihr Leben eindringen. Da traumatische Momente im Gedächtnis auf<br />

abnorme Weise gespeichert wer<strong>den</strong>, dringen sie spontan in das Bewusstsein, in wachem<br />

Zustand in Form von „Flashbacks”, in <strong>der</strong> Nacht als störende Albträume. Traumatische<br />

Erinnerungen im wachen Zustand o<strong>der</strong> im Schlaf entstehen aus <strong>den</strong>selben<br />

neurophysiologischen Bedingungen. Diese Erinnerungen kehren mit <strong>der</strong> Intensität <strong>und</strong><br />

emotionalen Stärke des ursprünglichen Ereignisses zurück, ausgelöst durch scheinbar<br />

bedeutungslose, winzige Momente. Betroffene können nie sicher sein, nicht einen Reiz<br />

anzutreffen, <strong>der</strong> sie an das Trauma erinnert.<br />

Traumatische Erinnerungen wer<strong>den</strong> an<strong>der</strong>s als gewöhnliche Lebensereignisse im<br />

Bewusstsein kodiert. Sie wer<strong>den</strong> nicht in die Lebensgeschichte eingebaut <strong>und</strong> haben<br />

auch keine lineare Erzählform, son<strong>der</strong>n wer<strong>den</strong> als lebhafte Wahrnehmungen<br />

gespeichert. Aus dem Erlebnis kristallisiert sich ein bestimmter Kreis von Bil<strong>der</strong>n<br />

heraus, <strong>und</strong> diese brüchige, kontextlose, intensive Wahrnehmung verleiht dem Trauma<br />

Realität. Wahrscheinlich ist <strong>für</strong> diese Eigenheiten des Gedächtnisses das zentrale<br />

Nervensystem verantwortlich. Bessel van <strong>der</strong> Kolk entdeckte, dass im Zustand hoher<br />

sympathischer Nervenaktivität die linguistische Kodierung des Gedächtnisses<br />

ausgeschaltet wird <strong>und</strong> das zentrale Nervensystem zu <strong>den</strong> sensorischen <strong>und</strong> ikonartigen<br />

Formen des Gedächtnisses zurückkehrt, die das frühe Kindesalter charakterisieren. 113<br />

Traumatische Träume beinhalten oft Bruchstücke <strong>der</strong> betreffen<strong>den</strong> Ereignisse in<br />

genauer Form, ohne imaginative Verarbeitung. Albträume entstehen in <strong>der</strong> Phase des<br />

Schlafes, während <strong>der</strong> man normalerweise nicht träumt.<br />

Traumatisierte Menschen erleben das Trauma oft in ihren Taten wie<strong>der</strong>. Dies kann<br />

adaptiv sein, wenn die Betroffenen einen Weg fin<strong>den</strong>, die neu erlebten Geschehnisse in<br />

ihr Leben zu integrieren. Sie spüren das Gefühl <strong>der</strong> Unfreiwilligkeit auch dann in sich,<br />

wenn sie das Neuerleben traumatischer Ereignisse bewusst wählen. Sigm<strong>und</strong> Freud<br />

nennt dies einen „Wie<strong>der</strong>holungszwang“, dessen Antrieb emotional <strong>und</strong> nicht kognitiv<br />

ist. 114 Spätere Forschungen erachten dies als einen Versuch zur Integration des<br />

113 Vgl. VAN DER KOLK, The Trauma Spectrum, 273-290.<br />

114 Vgl. FREUD, A halálösztön és az életösztön, 20.<br />

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