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Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

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VI. Die Rotschlammkatastrophe von Devecser aus Sicht <strong>der</strong> Notfallseelsorge<br />

Gewürze, weil sie <strong>für</strong> 15 Personen kochen wollten. Viele Freiwillige wollten sie nach<br />

Hause schicken, aber wir haben <strong>für</strong> sie trotzdem eine Aufgabe gef<strong>und</strong>en.<br />

Es kamen auch ständig Kin<strong>der</strong> aus katholischen Schulen. PädagogInnen waren <strong>der</strong><br />

Meinung, dass man Kin<strong>der</strong> durch dieses Erlebnis zur Solidarität <strong>und</strong> Hilfe erziehen<br />

könnte. Sie haben auch Geld gebracht <strong>und</strong> wollten Fotos machen. Wir haben aber sehr<br />

viele wichtige Dinge erledigen müssen. Selbstverständlich wollten wir die mehrere<br />

h<strong>und</strong>ert Kilometern angereisten Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Erwachsenen nicht nach Hause schicken,<br />

aber wir konnten die Situation nur mühsam meistern.<br />

An diesem Tag wur<strong>den</strong> auch die EinwohnerInnen von Kolontár nach Hause geschickt,<br />

die Selbstverwaltung hat Hilfsgüter an sie verteilt, <strong>den</strong>n man wollte keine Probleme im<br />

Dorf haben. Sie dachten – <strong>und</strong> das ist auch jetzt noch Praxis –, dass alle Betroffenen<br />

Hilfsgüter bekommen sollten, beson<strong>der</strong>s Ware, die schnell verdirbt. Die Verteilung<br />

wurde von Ortsansässigen koordiniert, weil sie die EinwohnerInnen am besten kannten<br />

<strong>und</strong> sie keine Fremdorganisation benötigten.<br />

Am Mittwoch sagten mir Freiwillige, dass auch die Wirte/innen desperat waren <strong>und</strong> ich<br />

mich auch um sie kümmern sollte. Der Besitzer einer Kneipe sagte mir, dass er keine<br />

K<strong>und</strong>schaft hatte, das Geschäft nicht liefe <strong>und</strong> er Bankrott gehen würde. Er sagte, dass<br />

auch an<strong>der</strong>e Geschäfte aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Straßensperre <strong>und</strong> <strong>der</strong> Spen<strong>den</strong> mit dem Ruin<br />

kämpfen wür<strong>den</strong>. In einer an<strong>der</strong>en Kneipe traf ich auf ein bekanntes Gesicht. Ich war<br />

bereits im Haus <strong>der</strong> Frau – <strong>der</strong> Schlamm hatte es auch beschädigt. Sie erzählte, dass sie<br />

sich an einem Tag sage, dass alles in Ordnung sei, dann aber verliere sie wie<strong>der</strong> alle<br />

Hoffnungen.<br />

Danach ging ich wie<strong>der</strong> auf die Straße, wo eine Frau mich gebeten hatte, hinzugehen.<br />

Sie führte mich herum <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Wand konnte ich <strong>den</strong> Händeabdruck ihres Kindes<br />

sehen. Der kleine Bub rettete sich nach draußen <strong>und</strong> stützte sich mit <strong>der</strong> Hand an <strong>der</strong><br />

Wand ab, während er <strong>den</strong> H<strong>und</strong> in <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Hand hielt. Das Gesprächsthema war<br />

die Verletzung des H<strong>und</strong>es, <strong>den</strong> ÄrztInnen bemüht waren, zu retten. Darüber, was ihr<br />

Sohn miterlebt hatte, sprach sie kaum – sie lobte <strong>den</strong> Buben, dass er schlau genug<br />

gewesen war <strong>und</strong> es geschafft hatte. Dann ging er Wasser holen, um sich <strong>und</strong> <strong>den</strong> H<strong>und</strong><br />

abzuwaschen. Das war das Glück des Kindes <strong>und</strong> deshalb hatte es keine bleiben<strong>den</strong><br />

Schä<strong>den</strong> davongetragen. Dann hat die Frau sich gefragt, was <strong>für</strong> eine Mutter sie sei,<br />

<strong>den</strong>n sie war am Arbeitsplatz, als all das passierte. Sie habe erst am Abend eine<br />

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