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Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

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VI. Die Rotschlammkatastrophe von Devecser aus Sicht <strong>der</strong> Notfallseelsorge<br />

rot verfärbt, weil <strong>der</strong> Inhalt eines neuen Auffangbehälters hineingelassen wurde, auch<br />

ich war sehr erschrocken.<br />

Am Montag gab es in Graz eine Pressekonferenz. Ich hatte Angst davor, was ich sagen<br />

sollte, bzw. ob meine nicht ausreichen<strong>den</strong> Sprachkenntnisse die Chancen <strong>der</strong><br />

Notlei<strong>den</strong><strong>den</strong> verschlechtern wür<strong>den</strong>. Ein Mitarbeiter des Konsulates hat mich beruhigt<br />

<strong>und</strong> gesagt, dass es kein Problem sei, wenn ich müde wäre o<strong>der</strong> etwas nicht gleich<br />

vermitteln könnte, sie seien da <strong>und</strong> wür<strong>den</strong> helfen. Das hat mir viel bedeutet <strong>und</strong> ich<br />

habe verstan<strong>den</strong>, dass ich genau das mache. Ich bin anwesend <strong>und</strong> helfe dort, wo es<br />

notwendig ist.<br />

Am darauffolgen<strong>den</strong> Dienstag war ich wie<strong>der</strong> in Devecser. Ich ging von Haus zu Haus,<br />

diesmal wollte ich aber nicht dort anfangen, wo die Flut die Häuser überschwemmt<br />

hatte, son<strong>der</strong>n weiter oben. Ich habe bei einer Frau geklingelt, die bei <strong>der</strong> Post arbeitet.<br />

Sie erzählte mir, dass sie am Arbeitsplatz die materiellen Güter sichergestellt hatten, als<br />

<strong>der</strong> Schlamm kam, <strong>den</strong>n sie waren da<strong>für</strong> verantwortlich. Erst später hatten sie gemerkt,<br />

dass auch sie in Gefahr waren. Sie brauchten keine finanzielle Unterstützung, aber<br />

auch sie trugen das Schlamm nach Hause <strong>und</strong> auch bei ihnen zu Hause war alles rot.<br />

Bei einer an<strong>der</strong>en Familie war das Problem, dass sie nicht entschei<strong>den</strong> konnten, ob sie<br />

gehen o<strong>der</strong> bleiben sollten. Sie hatten zwei Häuser nebeneinan<strong>der</strong>, jetzt haben sie nichts<br />

mehr.<br />

Ab <strong>der</strong> ersten Woche sind Spen<strong>der</strong>Innen eingetroffen, die das Geschehen auch<br />

fotografieren wollten. Der Pfarrer hat mich gebeten, <strong>den</strong> Deutschsprachigen das Gebiet<br />

zu zeigen <strong>und</strong> das Geschehene zu erläutern. Ich fühlte mich wie ein Katastrophen-<br />

Führer. Diese Aufgabe musste ich ab <strong>den</strong> ersten Tagen übernehmen. Anfangs ist mir<br />

das gar nicht aufgefallen, aber allmählich hatte ich eine „gewohnte Route“. Aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Bekanntheit hatte ich keine Probleme, mit <strong>den</strong> Gruppen die mit Maschinengewehren<br />

postierten Polizeiposten zu passieren – einem Priester öffnet man alle Schranken. Außer<br />

<strong>den</strong> Gruppen haben mich viele Personen, die an <strong>der</strong> Logistikarbeit beteiligt waren,<br />

gebeten, sie an Ort <strong>und</strong> Stelle zu bringen, weil sie nicht nach Hause gehen wollten, ohne<br />

die konkreten Folgen <strong>der</strong> Katastrophe gesehen zu haben. Auch an diesem Tag traf ich<br />

auf Freiwillige, auf Frauen mittleren Alters, die <strong>der</strong> Meinung waren, dass die Hilfe hier<br />

ein spannendes Abenteuer sein kann. Sie hatten einige Kilogramm Kartoffeln bei sich,<br />

jedoch ohne Kochutensilien. So baten sie uns um einige Gasflaschen, Töpfe <strong>und</strong><br />

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