Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

I. NFS als notwendiger Teil kirchlichen Handelns
Menschen ohne Unterstützung psychische Schäden davontragen können und wo
Diakonie oder eben Notfallseelsorge konkret gefragt ist. 83
Auf den nächsten Seiten soll genauer auf spezifische Belastungssituationen eingegangen
und dazugehörige Implikationen aufgezeigt werden.
3. Wer braucht NFS?
Die Aktivitäten der NFS sind genau definiert. Anhand verschiedener Fallbeispiele im
Punkt 3.1. wird versucht zu verdeutlichen, dass aber jede Situation einzigartig und nicht
generalisierbar ist und der Beistand für die und die Unterstützung der Betroffenen 84
überall notwendig sind. In Punkt 3.2. wird der Begriff des Traumas dargestellt und unter
3.3. werden Coping-Strategien unter verschiedenen Gesichtspunkten erklärt.
3.1. Fallbeispiele aus der NFS 85
Im Folgenden finden sich sieben Situationen, in denen die Notfallseelsorge zum Einsatz
kam:
a) Unfall: In der Nacht wurden wir in der Rettungszentrale alarmiert. Man sagte, wir
müssten uns beeilen, denn ein Unfall sei passiert. Binnen fünf Minuten waren wir vor
Ort, wo die Feuerwehr schon bemüht war, den Mann, der mit seinem Auto gegen einen
Baum gefahren war, aus seinem Fahrzeug zu schneiden. Neben ihm stand seine
Freundin, die die Rettung gerufen hatte und folgte dem Geschehen mit Entsetzen. Der
Mann, der bei Bewusstsein war, aber nur jammern konnte, wurde aus dem Auto
geborgen und auf die Trage gelegt. Seine Freundin stand alleine und versteinert da,
niemand kümmerte sich um sie. Der Mann wurde in den Rettungswagen gebracht. Auf
unser Angebot hin, dass sie mit uns fahren könnte, konnte sie kein Wort sagen, so dass
83 Für Steinkamp gilt, dass die Kirche nur dann eine Kirche ist, wenn sie nicht nur für ihre „eigenen„
Notleidenden, sondern für „andere” Betroffene da ist, in: FUCHS, Auf dem Weg zu einer lokal und global
geschwisterlichen Kirche, 220. in Gemeinschaft und Solidarität, in: HASLINGER, Handbuch Praktische
Theologie, 437.
84 Fuchs definiert Betroffene wie folgt: „Zum Begriff „Betroffenen” sei übrigens folgendes geklärt: er gilt
als real objektiver Sammelbegriff für alle Menschen, die von Unglück, Not, Krankheit, Unterdrückung,
und Ängsten betroffen sind. Nicht (jedenfalls nicht primär) die von Leid betroffener Menschen
Betroffenene sind gemeint:, sondern die von Leid betroffenen selbst.” Vgl. FUCHS, Die Katholische
Funktion der Kirchen, 117.
85 Meine Praxiserfahrung
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