Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

V. Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der NFS in Ungarn /
Möglichkeiten der Gestaltung der NFS in Ungarn
Nach der Meinung vieler können sich reformierte Kirchen bezüglich der
Kategorialseelsorge vieler Initiativen rühmen, ihre Aktivitäten sind auf bestimmten
Gebieten (z.B. der Krankenhausseelsorge) kontinuierlich, die Möglichkeit der
Spezialisierung wird sogar als eigenständiges Training angeboten, um die fachgerechte
Besetzung der Krankenhausseelsorgeposten zu ermöglichen. In Bereichen, wo die
staatliche Finanzierung der Aktivität eine sichere Grundlage bot, wurde die
Zusammenarbeit unter den historischen Kirchen begonnen. Dort, wo der Staat nicht
mitfinanziert, sollten die Hilfsorganisationen oder eventuell die Diözesen die
Finanzierungsfrage lösen. In vielen Fällen waren LeiterInnen bestehender Institutionen
phantasielos im Blick auf solche Organisationen oder erachteten die neue Form als
Konkurrenz, womit sie eine gemeinsame Initiierung bzw. Durchführung
kategorialseelsorglicher Aktivitäten verhinderten.
Der Kontakt zwischen den verschiedenen Kirchen 547 besteht in Ungarn nur in Form der
ökumenischen Gebetswoche, und eine tatsächliche gemeinsame Aktivität, abgesehen
vom Gebet, existiert nur in Krankenhäusern und kirchlichen Schulen, aber auch hier
sind die Kontakte eher formeller Natur. Die baptistische Caritas hatte in der
Vergangenheit eine der NFS ähnliche Organisation ins Leben gerufen, diese Initiative
fand aber seitens der historischen Kirchen keine positive Aufnahme. Auch im Jahre
2010 wurde eine baptistische und reformierte Gruppe losgeschickt, um auf Haiti zu
helfen, während die katholische Kirche gesondert eine Sammelaktion gestartet hat und
die (materiellen und monetären) Güter, unabhängig von anderen Kirchen oder
Organisationen, den Notleidenden zukommen ließ. Keinem/r der LeiterInnen kam der
Gedanke, die Kräfte in so einer Notlage zu bündeln.
Wenn in Ungarn heute ein Unfall passiert, bei dem auch mentale Hilfeleistung
gebraucht wird, kann keine der historischen Kirchen eine eigene professionelle Gruppe
an den Katastrophenort schicken, die mit den Freiwilligen der Hilfsorganisationen
anderer Kirchen zusammenarbeiten könnte oder wollte. Dies kann der Grund dafür sein,
dass bei größeren Unfällen oder zu Zeiten von Hochwasser die Kirchen den
Notleidenden und ihrem Umfeld keine Art von professioneller seelischer oder mentaler
Hilfe leisten können.
547 Die Akzeptanz der gemeinsamen Werte und Strategien der Interreligionen, sowie die Nähe der
Interreligionen und Weltwissenschaften ist unerlässlich. Vgl. KAMARÁS, ebd.
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