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Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

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VI. Die Rotschlammkatastrophe von Devecser aus Sicht <strong>der</strong> Notfallseelsorge<br />

das dem Peppi gefallen hatte. Jetzt sollte er sehen, dass die MAL (Ungarische<br />

Aluminium AG) alle Häuser rot angestrichen hat.<br />

Eine alte Dame, <strong>der</strong>en Haus vom Rotschlamm verschont geblieben war, hat erzählt,<br />

dass es ihr gut täte, dass so viele Menschen ihr helfen. Dann brach sie in Tränen aus<br />

<strong>und</strong> erzählte, dass sie, als im Frühling in Nord-Ungarn ein Hochwasser gewütet hatte,<br />

lediglich zwei SMS (zur Übermittlung von Spen<strong>den</strong>) verschickt hatte. Sie hat zwar eine<br />

geringe Rente, aber sie hätte vielleicht drei SMS schicken können. Wird Gott ihr das<br />

vergeben?<br />

Ich traf auch auf eine Dame, die ständig mit allen stritt <strong>und</strong> Gehstützen benützte, um in<br />

jede Hilfszentrale zu gehen <strong>und</strong> zu erzählen, dass niemand sich um sie kümmern würde.<br />

Ich habe eine Familie getroffen, die nach <strong>der</strong> Katastrophe an Ort <strong>und</strong> Stelle geblieben<br />

ist. Fre<strong>und</strong>Innen kamen vom an<strong>der</strong>en Ende des Landes zu ihnen, um zu helfen, weshalb<br />

sie dachten, dass sie nicht aufgeben durften. Eine an<strong>der</strong>e Familie, die ebenfalls auf dem<br />

betroffenen Gebiet gelebt hatte, hat erzählt, dass sie bereits husteten <strong>und</strong> sich nicht<br />

trauten, hier zu bleiben.<br />

Als ich Samstagabend nach Hause kam, war ich sehr müde. Die Leute in meinem Dorf<br />

sagten mir, dass ich nicht zurückgehen sollte <strong>und</strong> auch an<strong>der</strong>e helfen sollten, <strong>den</strong>n dies<br />

könnte meine Ges<strong>und</strong>heit gefähr<strong>den</strong>. Ich sagte ihnen: „Wer hilft, wenn ich nicht helfe?“<br />

Sonntag nach <strong>den</strong> Messen fuhr ich zurück. Ich war wie<strong>der</strong> auf <strong>den</strong> Straßen unterwegs,<br />

Leute haben noch immer Sachen gepackt o<strong>der</strong> auf Gips <strong>und</strong> Container gewartet. Je<br />

später es wurde, desto weniger wur<strong>den</strong> wir. Ein Auto mit 500 Lebensmittelrationen traf<br />

ein. Die Selbstverwaltung hatte dies bestellt. Wir konnten das Essen aber niemandem<br />

geben, <strong>den</strong>n es waren nicht mehr so viele Freiwillige anwesend. Keine<br />

Hilfsorganisation wollte die Güter annehmen, sie wur<strong>den</strong> oft vehement zurückgewiesen.<br />

In <strong>der</strong> Zwischenzeit schaute ich mich in <strong>der</strong> Küche <strong>der</strong> Stadt um. Fünf Personen haben<br />

gearbeitet <strong>und</strong> sogar auf dem Schulhof wurde gekocht. Es gab keine Koordination, man<br />

hat sich nicht überlegt, wo<strong>für</strong> Gel<strong>der</strong> ausgegeben wer<strong>den</strong>.<br />

Abends wurde in <strong>der</strong> Pfarre diskutiert, wem die Küche überlassen wer<strong>den</strong> sollte <strong>und</strong><br />

wer die HelferInnen auf lange Sicht gesehen sind, da die Freiwilligen sich langsam auf<br />

<strong>den</strong> Nachhauseweg begeben haben. Unter <strong>den</strong> Einheimischen ist deshalb Panik<br />

ausgebrochen, weil sie in ihrer Not alleingelassen wur<strong>den</strong>. Der Bach hatte sich wie<strong>der</strong><br />

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