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Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

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VI. Die Rotschlammkatastrophe von Devecser aus Sicht <strong>der</strong> Notfallseelsorge<br />

waren auch dadurch charakterisiert, dass sie kampagnenhaft erschienen sind <strong>und</strong> keine<br />

<strong>der</strong> Gruppen auf Kontinuität geachtet hat.<br />

Betrachtet man das Medienecho erachten die bei <strong>der</strong> Katastrophe erschienenen<br />

Hilfsorganisationen ihr Handeln als erfolgreich. Die Leiter <strong>der</strong> haben von Staat<br />

Anerkennungen <strong>für</strong> ihre außergewöhnlichen Verdienste erhalten. Seitens <strong>der</strong> Kirche hat<br />

die Bischofskonferenz ihre Aktivitäten als lobenswert anerkannt.<br />

Dem Beteiligten an dem Geschehen zeichnet sich jedoch ein an<strong>der</strong>es Bild ab. Der<br />

Mangel an Professionalität war in Verbindung mit <strong>der</strong> Arbeit vieler Organisationen<br />

spürbar. Die Konzeptlosigkeit <strong>und</strong> die Rivalität <strong>der</strong> Hilfsorganisationen untereinan<strong>der</strong><br />

hat die Öffentlichkeit erreicht. Das wahre Problem ist aber, dass Beteiligte auch<br />

weiterhin keine echten Lösungen <strong>für</strong> diese Erscheinungen suchen. Die beinahe einzige<br />

Aktivität <strong>der</strong> Hilfsorganisationen beschränkte sich in dem Ersatz <strong>der</strong> materiellen Güter.<br />

Kirchengruppen fühlten es als nicht ihre Aufgabe <strong>den</strong> Notlei<strong>den</strong><strong>den</strong> mentale, seelische<br />

Unterstützung zu geben. Obwohl die Aktivität <strong>der</strong> Kirchenorganisationen teilweise als<br />

Kirchenaktivität erscheint, ist es unverständlich, dass auch sie – ähnlich wie die<br />

Staatsorgane – bei ihrer Arbeit sich nicht auf <strong>den</strong> gesamten Menschen konzentrieren,<br />

bzw. Organisationen üben in diesem Bereich keine Selbstkritik.<br />

Als Pfarrer von Gemein<strong>den</strong> muss unbedingt das Phänomen <strong>der</strong> Spaltung unter <strong>den</strong><br />

Leuten angesprochen wer<strong>den</strong>. Diese Spaltung entstand entlang <strong>der</strong> Linie „wer ist<br />

betroffen <strong>und</strong> wer nicht, wem wurde o<strong>der</strong> wird was gegeben“. Die Zerspaltung, das<br />

Zeigen mit dem Finger aufeinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> das Erlebnis <strong>der</strong> unverarbeiteten Katastrophe<br />

führten nur selten zu Konflikten, die örtliche Bevölkerung hat aber sehr wohl viele<br />

unausgesprochene o<strong>der</strong> ausgesprochene neue Stereotypen <strong>den</strong> an<strong>der</strong>en gegenüber<br />

gesammelt. Einsame, isolierte, depressive Menschen verbringen ihre Alltage ziellos,<br />

gelangweilt <strong>und</strong> verbittert. Ein Großteil <strong>der</strong> Bevölkerung ist von Apathie <strong>und</strong> völliger<br />

Passivität gekennzeichnet <strong>und</strong> wartet darauf, dass ihre Probleme jemand von außen her<br />

löst. 606<br />

Die Schlammkatastrophe ist kein Thema mehr in <strong>den</strong> Medien. Es gibt lediglich einige<br />

Berichte über Gerichtsverfahren gegen die Verursacher, bzw., dass etwas von <strong>den</strong><br />

Spen<strong>den</strong> erbaut wurde, aber Menschen wer<strong>den</strong> seit langem nicht angesprochen.<br />

606 Vgl. HAUPT-SCHERER / SCHERE, Einen Schritt voran folgen Psychotraumatologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>und</strong> konzeptionelle Überlegungen zu einer traumazentrierten Seelsorge, 561–571.<br />

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