Konzepte und Entwicklungsschritte für den Aufbau der Notfallselsorge

VI. Die Rotschlammkatastrophe von Devecser aus Sicht der Notfallseelsorge
Leute aus den nicht überschwemmten Gebieten kamen auf die Straße und sagten, dass
sie zwar für die Informationen dankbar waren, aber nicht verstünden, warum wir ihnen
dies mitteilen, denn sie hätten nichts vom Schlamm abbekommen. In der Zwischenzeit
sind wir öfters stehen geblieben und Pfarrer Miklós war bemüht, Informationen zu
sammeln, aber niemand konnte genaue Auskunft geben.
In den Abendstunden gingen wir zurück zur Gemeinde und ich nahm an der Sitzung der
Schutzkommission teil. Ich hatte den Eindruck, dass niemand wusste, was passiert,
geschweige denn erahnen konnte, was zu erwarten war. Es war eindeutig, dass sich hier
keine ExpertInnen, sondern PolitikerInnen beraten haben. Zwar waren einige KIT-
Leute anwesend, diese konnten aber den Kontakt zu den Leuten nicht herstellen. Sie
standen stumm auf der Gemeinde, wurden zwar benachrichtigt, es gab aber keine
konkreten Anforderungen ihnen gegenüber. Der Pfarrer bat mich, in Kolontár zu
übernachten und mich um die Personen zu kümmern, die in der Pfarre untergebracht
waren. Der Pfarrhof liegt an der Straße, wo der Schlamm gewütet hat, aber das
Gebäude wurde nicht beschädigt.
Wir haben die Schlafzimmer im Obergeschoss gerichtet, Bettwäsche überzogen und
Wasser von Wasserwagen geholt. Wir haben mehreren Personen Unterkunft geboten,
unter ihnen war auch ein Staatssekretär. Da ich mich nicht für Politik interessiere, habe
ich dies auch nicht beachtet und weiß nicht, wer er war. (Umweltstaatsekretär Zoltán
Illés war Gast der Pfarre Kolontár von Montag bis Samstag). Nachts um zwei Uhr, als
die wichtigsten Persönlichkeiten untergebracht waren, ging ich schlafen.
Um fünf Uhr morgens sind wir dann aufgewacht und haben geschaut, was man in so
einer Situation machen kann. Am nächsten Tag war die Situation aber noch
enttäuschender. Am Vormittag pendelte ich zwischen Amt und Kirche, wichtige
Persönlichkeiten kamen und gingen und haben sich beraten. Zu diesem Zeitpunkt sind
die Medien wieder abgezogen und viele örtliche PolitikerInnen haben den Saal
verlassen, – deshalb sind keine Entscheidungen gefallen. Vielleicht war die
Medienpräsenz wichtiger als das Handeln. Bei der Sitzung der Schutzkommission haben
uns PolitikerInnen informiert, dass sie die Akademie der Wissenschaften gefragt haben,
wie man den Rotschlamm neutralisieren kann. Dort wurde gesagt, dass man Gips
streuen sollte und alles sei dann in Ordnung. Eine Gipslieferung wurde aus einem
anderen Teil des Landes losgeschickt und entschieden, dass dadurch die weitere
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